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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
Autoren: Torsten Fink
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Fisch. Ein guter Geruch. Maru hielt die Nase in den Wind. Leichter Rauch stand über der Unterstadt. Es sah aus, als würde wirklich in jedem Haus und in jeder Hütte ein Herdfeuer brennen. Es war Leben in den Straßen, und man konnte sogar gelegentlich Menschen lachen hören. Seit dem Morgen hieß es in den Gassen, aus Esqu sei eine Flotte mit Fleisch, Weizen, lebendem Vieh und allem anderen, was Ulbai benötigte, unterwegs, und es könne nur noch wenige Tage dauern, bis sie einträfe. Die Stadt summte von diesem Gerücht. Bis es so weit war und diese sagenhafte Flotte wirklich im Hafen festmachte, lebten die Ulbaitai von dem Fisch, der aus dem Fenn und von der Küste in die Stadt geliefert wurde. Gerru, der junge Kaidhan, sorgte dafür, dass er gerecht verteilt wurde, und er bezahlte die Fischer und Händler aus dem Schatz der Stadt. Eine weise Entscheidung, die, das wusste Maru zufällig genau, nicht von ihm, sondern von seiner Großmutter getroffen worden war. Danami, sie führte jetzt den Titel Immita, war eine kluge Frau. Das Volk hatte große Umwälzungen zu verdauen. Und die Immita wusste, dass das besser ging, wenn der Magen dabei nicht völlig leer war.
    »Ich kann keinen Fisch mehr sehen«, meinte Velne seufzend.
    Der Maghai stand neben ihr auf der Oberen Mauer. Maru blickte über die Stadt hinaus ins Vorland, wo die Reste von Numurs Lager zu sehen waren. Arbeiter rissen die Holzmauern ein. Der Stadt fehlte es immer noch an allem, auch an Brennholz. Das Bet Alldhan war verschwunden, aber viele Hütten standen noch, ebenso
wie der Tempel, und auch das lange Schilfdach des Krankenlagers war gut zu erkennen.
    »Kannst du Wika dort irgendwo sehen?«, fragte Maru mit Seitenblick auf den Zauberer.
    »Meine Augen sind nicht mehr so gut, Nehis«, antwortete dieser knapp.
    Drei Tage lang hatten sich der Maghai und die Kräuterfrau blendend verstanden. Doch inzwischen gingen sie sich, wenn möglich, aus dem Weg, ohne dass Maru den genauen Grund dafür herausgefunden hätte. Irgendwo dort unten kümmerte Wika sich jetzt um die zurückgelassenen Kranken. Das Fieber wütete immer noch auf beiden Seiten des Flusses, aber es schien, als würde die Seuche täglich weniger Opfer fordern. Abeq Mahas, der den Angriff der Zermalmerin tatsächlich überlebt hatte, war mit dem Heer vor drei Tagen abmarschiert. Der Frieden war bereits besiegelt gewesen, als die Erwachte angegriffen hatte, und Mahas hielt sich an die Vereinbarung. Vielleicht auch, weil ihm nicht viel anderes übrig blieb, denn aus dem ganzen Reich kamen Meldungen über Unruhen und Aufstände. Er hatte nicht nur die Fieberkranken und Verwundeten zurückgelassen, sondern auch viele Söldner, die ihm in Scharen davongelaufen waren. Sie hatten sich in den Sümpfen versteckt gehalten und trieben sich nun im Vorland herum. Maru konnte sie sehen, am Damm und an der notdürftig wiederaufgebauten Brücke. Sie tauchten im Fluss nach Silber und Gold, und der Immita fehlten die Männer, dieses Treiben zu unterbinden. Stattdessen hatte sie mit diesen Söldnern eine Vereinbarung getroffen: Die Hälfte von allem, was sie fanden, durften sie behalten, die andere Hälfte floss in die Schatzkammer der Stadt. Eine Eschet aus Ulbai lagerte auf dem Damm und hatte ein Auge auf die Taucher. Die meisten der Krieger Ulbais waren von Luban zwangsverpflichtet worden und hatten, ohne erst groß nach Erlaubnis zu fragen, die Waffen niedergelegt, als der Krieg endlich zu
Ende war. Danami verfügte gerade noch über genug Männer, um die Ordnung mit Mühe aufrechtzuerhalten. Einen Kampf mit den Söldnern wollte sie vermeiden.
    »Was ist das für eine Gruppe dort drüben, am Ende des Dammes?«, fragte Velne und beschattete die Augen.
    »Es sind die Schmiede der Stadt. Sie zerlegen die Statue Utus«, antwortete Maru. Sie fragte sich, ob der Maghai überhaupt etwas von dem mitbekam, was in dieser Stadt vor sich ging.
    »Ein schmähliches Ende für einen Gott«, meinte der Zauberer nachdenklich.
    »Es geht ihm im ganzen Reich nicht viel besser, was man so hört. Es heißt, die meisten Städte hätten sich von Mahas losgesagt und dem neuen Gott Utu abgeschworen. Man erzählt sich, dass der Abeq mit seinem Heer nach Esqu marschiert, um seine Macht wenigstens dort zu behaupten.«
    »Gerüchte«, meinte Velne gähnend. »Hat man denn die Leiche Numurs inzwischen gefunden?«
    »Nein, immer noch nicht. Ich habe gehört, dass seine Anhänger glauben, er sei gar nicht tot, sondern von seinem Vater zu den
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