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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs
Autoren: Barbara Erskine
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wurde sehr ernst. »Ihre Schwester.«
    »Glads.« Jess fröstelte. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Das wissen wir noch nicht. Eine Frau, die sie beim Schlachtfeld herumirren sah, ging mit ihr zu ihrem eigenen
Stamm in den Bergen irgendwo weiter im Norden. Sie brachten ihr ein paar hässliche Dinge bei. Sie hat nie verwunden, dass ihre Familie sie im Stich gelassen hat.« Er betrachtete eingehend Jess’ Gesicht. »Sie wollte Rache.«
    »Deswegen hat sie mich nach draußen gelockt? Und sie war es, die mich zur Schlucht und dann zu der Treppe im Garten geführt hat?«
    Er nickte.
    »Wollte sie mich umbringen?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Aber auf jeden Fall hatte sie nichts Gutes im Sinn.«
    Sie schauten auf, als Rhodri mit einem Tablett in der Hand hereinkam. »Whisky für die Invalidin. Und für uns anderen auch.« Ihm folgten Steph und Aurelia. »Die Polizei hat gerade angerufen. Sie haben Daniel nach London gebracht, aber sie glauben, dass er für unzurechnungsfähig erklärt werden wird. Höchstwahrscheinlich wird er für den Rest seines Lebens weggeschlossen. Von ihm hast du nichts mehr zu befürchten.«
    Jess lächelte matt und nahm ein Glas mit Whisky, das er ihr reichte. »Und Titus?«
    »Ich glaube, Sie werden feststellen, dass sich die Sache mit Titus erledigt hat.« Meryn nickte. »Das erkläre ich Ihnen.«
     
    Als Meryn am Vormittag gewartet hatte, dass Rhodri mit Jess aus dem Krankenhaus zurückkam, war er in Stephs Atelier gegangen und hatte sich an den Tisch gesetzt. Hier war alles passiert - zwei weitere Morde auf Titus’ langer Liste an Verbrechen. Er sah sich um. Die Sonne strömte zu den Fenstern herein, im Zimmer war es angenehm warm. Es kam ihm sicher und behaglich vor.
    Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Wenn Ihr zuhört, Marcia Maximilla - ich danke Euch für alles, was Ihr getan habt.«

    Sie war da, er spürte sie. Plötzlich war der Raum erfüllt vom Duft von Zitronenbäumen und Pinien im Sonnenschein, dem Duft eines römischen Gartens. »Einen letzten Gefallen, wenn Ihr glaubt, ihn mir noch erfüllen zu können?« Er lächelte. Er bekam keine Antwort, aber er wusste, dass sie ihm immer noch zuhörte. »Die Seele von Titus Marcus Olivinus sollte nicht ungebunden umherwandern. Nach unserem Glaubenssystem kann er in einer anderen Gestalt wiedergeboren werden. Um dieses und jenes zu lernen. Was meint Ihr?«
    Wieder bekam er keine Antwort. Er ließ es dabei bewenden. Sie würde wissen, was zu tun war.
     
    Als Meryn durch den Hof ins Haus zurückging, spähte ein Paar leuchtend schwarzer kleiner Augen zwischen den Steinen in der Mauer hervor. Kurz blieb er stehen. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass jemand ihn beobachtete. Verwundert sah er sich um. Quietschend hüpfte die Maus aus der Mauer und rannte in den Wald. Er lächelte. Zufall? Wer würde es jemals erfahren.
     
    Nachts lag Jess im Bett und schaute zur Decke, und da erzählte Eigon ihr den Rest ihrer Geschichte. Jess fiel in einen erschöpften Schlaf, als sie die Frau, die sie so gut kennengelernt hatte, im Schatten in der Ecke ihres Zimmers stehen sah. War sie wach, oder träumte sie? Sie stützte sich auf einen Ellbogen und lächelte unsicher. »Eigon?« Eigon schaute zu ihr, ihr Gesicht war etwas verschwommen, und doch glaubte Jess, sie sehen zu können. Und als Eigon zu sprechen begann, waren ihre Worte direkt an Jess gerichtet.
     
    Nachdem das Schwert ihn getroffen hatte, blieb Titus einen kurzen Moment noch aufrecht stehen, völlige Verwunderung
auf dem Gesicht, dann fiel er vornüber in die Nesseln und blieb reglos liegen.
    »Julius?« Ungläubig schaute Eigon zu dem Mann, der aus dem Schatten der eingefallenen Mauer trat. »Julius?« Mehr brachte sie nicht hervor.
    Er lächelte. »Genau der.« Er kletterte über den Steinhaufen zu ihr, gefolgt von einem dunkelhaarigen jungen Mann, der mit blassem Gesicht auf Titus starrte. »Wenn du dich übergeben willst, Drusus, dann bitte woanders«, sagte Julius mit einem Grinsen, dann wandte er sich wieder zu Eigon. »Er ist meine Leibwache.« Er deutete mit dem Kopf auf den Jungen, der sich wieder gefasst hatte. Er schaute wieder zu Eigon und bemerkte, dass sie sein Gesicht musterte. »Entschuldigung.« Verlegen fasste er sich an die Wange. »Ich bin nicht mehr so hübsch, wie ich mal war.«
    Sie trat zu ihm und fuhr mit der Hand sacht über die Narbe, einen Moment lagen ihre Finger auf seinen. »War das Titus? In der Nacht damals?«
    Julius nickte.
    »Wir dachten
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