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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs
Autoren: Barbara Erskine
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genau. Aber jetzt war er fort.
    »Rühr dich nicht!« Rhodri legte ihr warnend eine Hand auf die Schulter.
    »Mir fehlt nichts. Ich habe mir nichts gebrochen. Ich habe ja lang genug Zeit gehabt, zu überprüfen, ob alles noch funktioniert.« Sie brachte ein mattes Grinsen zustande. »Ich spüre meine Hände und meine Füße, ich kann den Hals bewegen, und ich kann sehen. Aber irgendwie ist mein Bein eingeklemmt. Ich kriege es nicht frei. Und mir ist furchtbar kalt.«
    Als Rhodri ihr sanft einen Arm um die Schultern legte und sie wärmend an sich drückte, fuhr sie vor Schmerz zusammen. Aber sie spürte sein Herz regelmäßig unter seinem Hemd schlagen.
    Aurelia begleitete sie im Krankenwagen, Rhodri folgte ihnen in seinem Auto. Niemand machte ihm das Recht streitig, dabei zu sein, niemand fragte, warum er es war, der ihr das Haar aus dem Gesicht strich und ihre Hand hielt, während sie in der Notaufnahme warteten.
    Der Arzt bestätigte, dass sie an Unterkühlung litt, viele Prellungen abbekommen und sich den Knöchel verstaucht hatte, aber es war nichts Schlimmeres. Das Krankenhaus bestand darauf, sie über Nacht dazubehalten, um sicherzugehen, dass sich ihre Körpertemperatur stabilisierte. Doch gleich am nächsten Morgen durfte Rhodri sie abholen.
    Auf der Heimfahrt schaute sie immer wieder zu ihm hinüber. »Gestern hast du mich geküsst«, sagte sie schließlich.
    Er grinste. »Entschuldigung. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«

    Sie lächelte. »Das war schön.«
    »Wirklich?« Er schaute zu ihr, und der Wagen geriet ein wenig ins Schlingern. Jess schrie auf. »Rhodri!«
    »Entschuldigung! Ich wollte nur sichergehen, dass du einen Witz gemacht hast.«
    »Das war kein Witz.«
    »Also gut.« Vor ihm tauchte eine Parkbucht auf, in die er fuhr.
    »Warum hältst du an?«
    »Darum.« Er schloss sie in die Arme und gab ihr einen langen Kuss. »Wie war das? Immer noch schön?«
    Sie nickte. »Sehr schön.« Sacht schob sie ihn von sich. »Rhodri, ich habe überall blaue Flecken. Entschuldige, aber du tust mir weh.« Sie brach ab, als hätten diese Worte eine Erinnerung geweckt. »Daniel?«, flüsterte sie. »Was ist mit Daniel passiert?«
    »Sie haben ihn verhaftet und klagen ihn wegen Mordes an.«
    »Mord?« Sie schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. »Wen hat er denn umgebracht?«
    Innerlich verfluchte Rhodri sich. Sie wusste noch nichts davon. Er griff nach ihren Händen. »Jess, ich fürchte, ich muss dir etwas sehr Trauriges sagen. Er hat William umgebracht.«
    Sie sah ihn fassungslos an. »Nein. Nein, das kann doch nicht sein. William ist doch in London.«
    Rhodri schüttelte langsam den Kopf, und Jess schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Nackenstütze. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Das hat er nicht verdient.« Sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken.
    »Nein. So etwas hat niemand verdient.« Er seufzte. »Vor allem nicht ein so guter Mensch wie William. Daniel sitzt jetzt hinter Schloss und Riegel.«

    »Und Eigon?« Sie nahm das Taschentuch, das er ihr aus einer zerdrückten Packung im Handschuhfach gegeben hatte. »Und Titus?«
    Ein paar Sekunden schaute er sie an und empfand den schmerzlichen Wunsch, sie in den Arm zu nehmen, damit alles wieder gut war. Aber das war unmöglich. Ihre Trauer um William konnte ihr niemand abnehmen.
    »Ich fahre uns nach Hause, Liebling. Da ist ein Typ, Meryn Jones heißt er. Weißt du noch, er hat an der Sendung über Cartimandua mitgearbeitet. Also, wie sich herausgestellt hat, kennt deine Mutter ihn ganz gut und meine auch. Er hat früher mal hier in der Gegend gewohnt. Er ist unglaublich! Ein richtiges Medium. Er hat alles ins Lot gebracht. Und er wird dir alles erklären.«
    Rhodri trug sie aus dem Auto ins Haus, und sie betteten sie aufs Sofa. Erst als sie bequem dalag, mit einem Berg Kissen im Rücken, stellten sie ihr Meryn vor. Lächelnd setzte er sich zu ihr.
    »Endlich, Jess.« Er gab ihr die Hand. »So schwer, wie Sie zu finden waren, ist es schön, Sie endlich kennenzulernen.« Sein Händedruck war fest und beruhigend.
    »Sie haben den anderen gesagt, wo sie nach mir suchen sollen«, sagte sie.
    »Da war eine Dame namens Marcia«, sagte er mit einem feierlichen Nicken. »Ich habe ihr für ihre Hilfe gedankt.«
    »Und Eigon? Was ist mit Eigon passiert?«
    »Eigons Geschichte ist erzählt, Jess.« Er machte eine kurze Pause. »Ich bin sicher, dass sie selbst mit Ihnen sprechen wird. Aber eine letzte Sache gibt es noch.« Sein Gesicht
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