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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs
Autoren: Barbara Erskine
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alle, du wärst tot.«
    »Das war ich auch beinahe. Eine wunderbare Frau, eine Ärztin, hat mich gerettet und mich zu den Lebenden zurückgeholt!« Er lächelte. »Dieser junge Mann ist ihr Sohn. Sie hat ihn mir als Begleiter mitgegeben, als ihr klarwurde, dass mich nichts und niemand daran hindern würde, dir zu folgen. Er muss dafür sorgen, dass ich meine Medizin ordentlich einnehme.« Eigons Finger lagen immer noch auf seinem Gesicht, als müsste sie sich vergewissern, dass er wirklich vor ihr stand. »Ich weiß, mit meinem Gesicht könnte ich eine Herde wilder Pferde verschrecken. Wenn du mich so nicht magst, dann verstehe ich das. Dann gehen Drusus und ich nach Rom zurück.«

    »Nein. Nein, ich liebe dich!« Plötzlich lag sie in seinen Armen, drückte ihn an sich. »Ich kann nicht glauben, dass du hier bist. Ich habe nie gedacht, dass ich dich wiedersehen würde. Du hast mich gerettet. Du hast uns gerettet.« Erst eine ganze Weile später entsann sie sich Gort. Sie löste sich aus Julius’ Umarmung, drehte sich zu ihm und nahm seine Hand. »Dieser Mann hat mich versorgt, mich unterrichtet und hat mich über die britannische Insel begleitet, um auf mich achtzugeben.« Sie verstummte, als ihr Blick auf die Mauer fiel. »Commios und Drusilla …«
    Gort hielt sie zurück. »Schau nicht hin. Tu es dir nicht an.«
    Julius folgte seinem Blick, trat zur Mauer und schaute hinüber. »O nein.« Er schüttelte den Kopf. »Lieber Herr Jesus, erbarme dich ihrer Seelen. Der Mann war eine Bestie. Nein …« Als Drusus ein paar Schritte vorwärtstrat, packte er den Jungen an der Tunika und hielt ihn zurück. »Schau nicht hin. Nicht jetzt. Später begraben wir sie. Jetzt sind sie im Himmel.« Er warf einen Blick zu Gort. »Mein Freund, du bist wohl ein Druide? Hat Eigon dich noch nicht zu unserem Glauben bekehrt?«
    Gort hob die Augenbrauen. »Vielleicht hat sie mich in der einen oder anderen Sache überzeugt. Ich habe zum Herrn Jesus gebetet.«
    »Wie mein junger Freund hier«, lachte Julius. »Hast auch du Zweifel?«
    »Ich gehe auf Nummer sicher. Manche unserer Gebete hat er sehr zufriedenstellend beantwortet.« Lächelnd schaute er zu Eigon. Er nahm seinen Umhang ab und ging zur Mauer. »Hast du ein Messer?« Sobald Julius es ihm gereicht hatte, schnitt er die Seile durch, mit denen Commios’ und Drusillas Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Vorsichtig faltete er ihnen die Hände und breitete den Umhang über sie. »Wir betten sie hier gemeinsam zur Ruhe.«

    Sie markierten in der süß duftenden Wiese hinter dem Viehstall die Umrisse eines Doppelgrabes, und die drei Männer machten sich ans Graben. Als sie schließlich fertig waren, legten sie die beiden Toten Arm in Arm hinein und beteten für sie. Später gruben Julius und Gort zwischen den Bäumen in einer dunklen Schlucht ein weiteres Grab für Titus. Die Gebete, die sie für seine Seele sprachen, genügten nicht, um seinen rastlosen Geist festzuhalten. Er war bereits fort.
    »Und Togo und Glads?«, flüsterte Jess. »Hast du nach ihnen gesucht?« Sie sah Eigon immer noch dort in der Ecke des Raumes stehen. Die Falten ihres Gewandes waren helle Schatten in der Dunkelheit.
    »Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Wir fragten in allen Weilern in der Umgebung nach ihnen. Niemand hatte etwas von ihnen gehört. Ich habe so viel gebetet.« Jetzt nahm Jess ihr Gesicht deutlicher wahr, ihre Augen waren rot vor Tränen. »Ich legte Blumen für sie dorthin und bat die Engel, sie zu beschützen, wo immer sie seien.«
    »Und dann?«
    »Und dann sind wir fortgegangen. Ich hätte es nicht ertragen, dort zu bleiben.«
    »Was ist passiert?«
    »Julius und ich haben geheiratet. Wir ließen uns in einem Haus an einem Bach im Norden der Schwarzen Berge nieder, gar nicht so weit entfernt von einer der Bergfestungen, in der ich in den glücklichen Zeiten mit meiner Mutter und meinem Vater gelebt habe. Wir errichteten eine Mauer um das Anwesen, und dort unterrichteten wir und beteten. Schließlich nannten die Leute das Haus Llan Eigon, nach mir.« Sie lächelte.
    »Und Gort und Drusus?«

    »Nach einer Weile ging Drusus zu seiner Mutter nach Rom zurück. Ab und zu ließ er uns eine Nachricht zukommen. Gort blieb auch eine Zeit lang bei uns, bis auch er wieder in den Süden ging. In den folgenden Jahren besuchte er uns ein paarmal.«
    »Und ihr habt nie Kinder gehabt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Und was war das Ende?«
    »Eines Winters ist Julius am Fieber
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