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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs
Autoren: Barbara Erskine
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unbedingt mehr in Erfahrung bringen.
    Caratacus der Kriegerkönig, der sich gegen die vordringenden Römer zur Wehr setzte, war der Sohn Cunobelinus’, des Königs der Catuvellaunen. Sein Widerstand gegen Rom, seine Schlachten und seine Niederlage wurden ausführlich dokumentiert. Seine Gefangennahme durch Cartimandua beschrieb ich in Die Königin des Feuers , danach allerdings verschwand er aus ihrer Geschichte genau in dem Moment, in dem sein Leben außerordentlich spannend wurde. Wir wissen, dass er mit seiner Familie nach Rom gebracht wurde und - einen zweifellos grauenvollen Tod vor Augen - seine berühmte Rede vor dem Kaiser hielt, durch deren Brillanz er Claudius’ Gunst errang. Er wurde begnadigt und bekam ein Haus zur Verfügung gestellt. (Tacitus zitiert seine Rede ausführlich in den Annalen , die rund fünfzig Jahre später entstanden. Möglicherweise kannte der Geschichtsschreiber in etwa den Inhalt von Caratacus’ Rede, doch wir sollten uns vor Augen halten, dass der überlieferte Wortlaut möglicherweise mehr Tacitus’ eigenen politischen Ansichten geschuldet ist als Caratacus’ tatsächlicher Rede.)
    So viel also hielten die römischen Geschichtsschreiber fest. Doch es gibt auch einen anderen Caratacus, wahlweise
auch Caractacus oder Caradoc genannt. Dies ist der legendäre, mythische Held, der Vater vieler Kinder, ein Spross der Götter. Für eine Romanautorin sind natürlich die Fragen interessant, die die vielen Lücken und Widersprüche in der Flut von Informationen und Fehlinformationen, die uns aus dieser Zeit überliefert wurde, aufwerfen, und mit ihnen habe ich mich in diesem Roman beschäftigt. Hier stehen wir am Scheideweg von Geschichte und Legende, und aus ebendieser Mischung habe ich den roten Faden meiner Geschichte gewoben.
    (Auf meiner Website gehe ich ausführlicher auf die Legenden ein, die sich um Caratacus und seine möglichen Verwandtschaften und Nachkommen ranken. So faszinierend das Thema ist, sprengt es doch den Rahmen dieses Romans.)
    Es waren ganz spezifische Fragen, die ich mir stellte: Wie und warum konnte Caratacus einfach aus der Geschichte verschwinden? Wo lebte er in Rom? Warum schmiedete er nicht sofort Pläne, nach Britannien zurückzukehren und den Kampf in den Bergen, die wir heute als Wales kennen, wieder aufzunehmen? Ein derart großer Held ließ sich doch bestimmt nicht durch einen behaglichen Altersruhesitz in Rom von seinen hehren Idealen abbringen! Als einzig plausible Erklärung wollte mir einfallen, dass er starb. Aber wenn das der Fall war - was passierte dann mit seiner Tochter, die mit ihm nach Rom gebracht worden war?
    Die Gestalt Eigons ist, gelinde gesagt, schemenhaft, und das wenige, das wir über sie wissen, ist ausgesprochen rätselhaft und widersprüchlich. »Caratacus’ Tochter« (Tacitus erwähnt ihren Namen nicht, und auch auf der bisweilen sehr fantasievollen Liste von Caratacus’ Kindern taucht sie nicht auf) verschwindet nach der großen Ansprache in Rom aus dem Blickfeld der Geschichte, um dann plötzlich in den
Vorbergen der Black Mountains als Heilige wieder aufzutauchen.
    Fragen über Fragen also. Wenn Eigon tatsächlich existierte, war sie dann eher wie Elgars Eigon, die in seiner Kantate Caractacus alt genug ist, um einen Geliebten zu haben, und wie Füsslis Eigon, der sie zum Zeitpunkt der Gefangennahme als erwachsene Frau zeigt? Oder war sie doch eher ein Kind? Das erscheint mir logischer, immerhin war sie während des Feldzugs noch bei ihrer Mutter. Ich beschloss, Eigons Mutter zu einer »Waliserin« zu machen. Caratacus wurde vermutlich als junger Mann mit einer Frau aus seinem eigenen oder einem benachbarten Stamm verheiratet, um ein Stammesbündnis zu festigen, und wenn er tatsächlich andere Kinder hatte, müsste diese Frau ihre Mutter gewesen sein. Caratacus ging erst später ein Bündnis mit den Silurern ein, als er wegen seines Widerstands gegen Rom immer weiter nach Westen gedrängt wurde. Also schien die Vermutung naheliegend, dass er zum Anführer der Silurer und zur Legende der Waliser Geschichte aufstieg, weil er eine Ehe mit der Tochter des dortigen Königs einging, dem er aufgrund seiner Leistungen als militärischer Führer später auch nachfolgte. Wenn diese Vermutungen zutreffen, dann wären seine Kinder mit der Frau, die ich Cerys nenne, zur Zeit der Schlacht noch recht klein gewesen, und sie hätten Südwales als Zuhause gekannt.
    Dann fragte ich mich, wie das Christentum ins Spiel kam. Hier lag die Antwort
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