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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher
Autoren: Richard Ungar
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Dr. Winton, und ich sehe aus dem Augenwinkel heraus, dass sich alle Studenten das Wort »v ielleicht« notieren.
    »W ir werden ein paar Tests mit dir machen, Caleb«, sagt er, was ich seufzend zur Kenntnis nehme. Noch mehr Tests. »U nd für die Zwischenzeit möchte ich dir das hier geben.«
    Er zieht eine Schreibtischschublade auf und gibt mir einen Stift sowie einen Spiralblock.
    Ich schlage ihn sofort auf und blättere darin. Die Seiten sind vollkommen leer.
    »D as ist dein Erinnerungsbuch«, fährt er fort. »D as solltest du ab jetzt immer bei dir haben. Wenn du dich an irgendwas erinnerst, dann schreib es auf. Mach dir keine Gedanken darüber, ob die Erinnerung irgendeinen Sinn ergibt. Schreib sie einfach so auf, wie sie dir durch den Kopf geht.«
    Ich nicke. Mir gefällt die Vorstellung, ein eigenes Notizbuch zu besitzen. Ein eigenes Buch für meine Erinnerungen.
    »U nd wenn du nächste Woche wiederkommst, reden wir darüber, was du bis dahin aufgeschrieben hast, okay?«
    »O kay«, sage ich.
    Der Doktor lächelt und verlässt dann den Raum, die Studenten im Schlepptau.
    Als ich mich anziehe, steht mir plötzlich ein Bild vor Augen. Junge, Junge, das ging ja schnell!
    Ich schlage den Notizblock auf und kritzele 29. Juli 1967 an den oberen Rand der ersten Seite. Bevor das Bild völlig verblasst, schreibe ich Mädchen, wie ein Krieger gekleidet darunter.
    Ich weiß zwar nicht, was das bedeuten soll, doch ist es ein gutes Gefühl, es aufzuschreiben. Vielleicht werden sich die vielen einzelnen Teile eines Tages zu einem großen Bild zusammensetzen, wie bei einem Puzzle.
    Ich schließe das Buch und ziehe mich fertig an. Jim, Diane und Ben sind schon im Wartezimmer, als ich herauskomme.
    Ben springt von seinem Sitz und greift nach meiner Hand. »C aylid, Mom hat gesagt, wenn du hier fertig bist, machen wir ein Picknick, und jetzt bist du fertig, also können wir jetzt gehen!«
    Ich lasse mich von ihm willig fortziehen. Er lässt mich erst los, als wir draußen in der Sonne stehen. Sie ist so hell, dass ich blinzeln muss.
    Die frische Luft tut mir gut.
    »K omm, wir machen ein Wettrennen!«, ruft Ben.
    Er sprintet auf dem Bürgersteig los.
    Als ich zu ihm aufschließe, höre ich Jims Schritte direkt hinter mir. Seit ich neulich mitten in der Nacht vor ihrer Haustür aufgetaucht bin, hat Jim immer wie ein Schießhund aufgepasst, dass ich keine Minute mit Ben allein bin. Wahrscheinlich hat er den Verdacht, ich könne was mit Bens Entführung zu tun haben, immer noch nicht ganz aufgegeben. Wer will es ihm verdenken. An seiner Stelle wäre ich wahrscheinlich genauso misstrauisch. Und obwohl ich nicht an seiner Stelle bin, spüre ich, dass auch in mir ein gewisses Misstrauen wohnt – manchmal frage ich mich, ob mein Gehirn mir den Zugang zu meiner Vergangenheit verwehrt, weil ich etwas Schreckliches getan habe.
    Wir folgen Ben auf eine Fußgängerbrücke, die über eine mehrspurige Straße hinwegführt. Offenbar kennt Ben den Weg.
    Auf der anderen Seite befindet sich eine große Wiese, auf der zahlreiche Picknicktische und ein Kiosk stehen. Doch Ben läuft weiter. Jim und ich eilen hinter ihm her, bis wir uns schließlich mitten auf einer kleinen Brücke befinden, die sich über einen Teich spannt.
    »G uckt mal, Enten!«, ruft er.
    Es folgt viel Gequake von den Enten und uns. Ben hat angefangen zu watscheln, was mir sehr recht ist, denn watscheln ist langsamer als laufen, und ich bin schon fix und fertig.
    Sobald wir die Brücke hinter uns gelassen haben, verkündet Ben: »G eschafft! Das hier ist die Promenade, Caylid. Hier kann man noch ewig laufen, aber das machen wir nicht. Guck mal, da ist der Fluss!«
    Ich spähe zwischen den Bäumen hindurch und kann tatsächlich das blaugraue Wasser des Charles River erkennen, nur einen Steinwurf von uns entfernt. Doch schon im nächsten Moment zerrt Ben wieder an meinem Arm.
    »K omm mit, von da vorne hat man eine viel bessere Sicht«, sagt er und zeigt auf einen grasbewachsenen Hügel.
    Wir rennen ihn hinauf und lassen uns erschöpft ins Gras fallen.
    Als ich aufblicke, stelle ich überrascht fest, dass Jim uns nicht gefolgt ist. Er steht immer noch am Fuße des Hügels und wartet auf Diane.
    Ben pflückt eine kleine Blume und hält sie mir unter das Kinn.
    »C aylid, ich mag dich so gern wie eine Schokoladentorte!«, sagt Ben.
    Er gibt mir die Blume und führt meine Hand unter sein Kinn.
    »J etzt du!«
    Ich runzele die Stirn und denke einen Moment nach. »B en, ich mag
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