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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Autoren: Andreas Weiler
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Wolken, in denen es in immer kürzeren Abständen blitzte. Der Regen hatte sie längst völlig durchnäßt, und Tarten versuchte, die klamme Kühle zu ignorieren. »In einer Höhe von knapp zwei Kilometern befindet sich ein breiter Riß im Fels, und er stellte den Zugang dar, durch den man eine Höhenschlucht erreichen kann. Dort verstecken wir uns.«
    »Zwei Kilometer!« platzte es aus Boris heraus, und er hätte sich fast an einem Konzentratriegel verschluckt. »Mitten in den Wolken also. Von Blitzen umlodert, vom Regen gepeitscht …«
    »Boris!« sagte Tarten scharf.
    Der dicke Treiber fluchte leise.
    Eidolen half ihnen dabei, sich unter dem Deltaplan festzuschnallen. Boris kniff die Augen zu, und York sah sich aus blutunterlaufenen Augen um und begann am ganzen Leib zu zittern. Die Han’Gannerin griff nach den beiden Steuerhebeln und lief los. Den Treibern blieb gar keine andere Wahl, als ebenfalls die Beine zu bewegen, und am Rande des Simses stießen sie sich ab.
    Weit unter ihnen brannte Hundertwasser.
    Der vom warmen Trichterboden emporsteigende Aufwind erfaßte den Segler und ließ ihn rasch in die Höhe steigen. Eidolen lenkte ihn in engen Spiralen nach oben, immer weiter nach oben, und das Lodern der Feuer unter ihnen wurde rasch kleiner, reduzierte sich zu einem matten Funkeln im Grau des Regendunstes. Dunkle Wolkenfetzen glitten an ihnen vorbei, und das grelle Licht der Blitze war bedrohlich nah.
    Die Han’Gannerin lachte schallend, als die faserige Schwärze des Tiefengewitters sie verschluckte.
    »Jetzt«, rief sie, »kann uns die Biopolizei nichts mehr anhaben! Nach Urr. Wir sind auf dem Weg nach Urr!«

12.
Familienrat
    Myranna spürte den Biohelfer als eine dünne und warme Decke, die sich unter der Kombination aus Bluse, Weste und Rock an ihren Körper preßte und binnen kurzer Zeit die Wunde heilte, die sie durch die Detonation der in der Konsole des Komzimmers versteckten Bombe davongetragen hatte. Wäre sie auch nur wenige Sekunden länger in dem Zimmer verblieben, hätte sie vermutlich den Tod gefunden.
    Sie lächelte, als sie durch die hell erleuchteten Korridore ihrer privaten Gemächer eilte und kurz darauf einen ganz bestimmten Raum betrat. Ihre Experten waren derzeit mit der Untersuchung und Analyse der Bombensplitter beschäftigt, und sie erwartete das Ergebnis in einigen Stunden. Sie hatte einen Verdacht im Hinblick auf die Person, die hinter dem Anschlag steckte, aber sie ahnte auch, daß selbst gründlichste Nachforschungen keinen entsprechenden Beweis erbringen würden. Was ihr blieb, war die Vorfreude auf eine Überraschung, die einem gewissen Personenkreis sicher nicht gefallen würde: ihr Überleben.
    Myranna nahm eine kleine Kontrolleinheit zur Hand und berührte einen Sensorpunkt. Die molekulare Struktur der Wand vor ihr veränderte sich, und das Kunststoffmaterial wurde von der einen Seite her – der ihrigen – durchsichtig. Aus einem in die Decke integrierten Lautsprecher klangen vertraute Stimmen. Myranna nahm in einem Sessel vor der Wand Platz, bestellte sich bei dem Distributor neben dem kleinen Tisch etwas zu essen und zu trinken und lehnte sich entspannt zurück. An dem langen und mit purpurnem Samt belegten Konferenztisch des Zimmers hinter der Wand warteten die Angehörigen der Familie Archesini. Alante Hetterig-Kant saß an der Stirnseite – allein das war schon eine Unverschämtheit, dachte Myranna; sie nahm den Platz ein, der ihr zustand –, und mit gelangweilter Miene hörte sie den Erläuterungen Raffaeles zu, der von der langen Krankheit und schließlich dem Tode Aleardos berichtete. Das Gesicht der einundsechzigjährigen Gattin Duccios war übertrieben geschminkt; an den Ohren hingen in Platin eingefaßte Diamanten, und das hochgesteckte und heute kastanienfarben getönte Haar wurde gleich von mehreren Juwelenspangen geziert. An ihrem Handgelenk trug sie einen dicken Armreif, der aus Basismasse bestand und ihre Stoffwechselfunktionen kontrollierte und steuerte. Ab und zu griff sie nach einer perlmuttenen Schatulle, tupfte den Zeigefinger hinein und strich sich wie beiläufig rötlichen Staub auf die Zungenspitze. Myranna runzelte die Stirn. Sie hatte bisher noch nicht gewußt, daß Alante Rosensalz genoß. Wenn sie süchtig danach geworden war, gab sie sich damit eine Schwäche, die sich leicht ausnutzen ließ. Rechts neben ihr saß Duccio, ihr Mann und Myrannas vier Jahre jüngerer Bruder – ein dicklicher Kretin, der mit einem etwa zehn Zentimeter
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