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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger
Autoren: Andreas Weiler
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seinem Innern flüsterten leise Stimmen – das Wispern der sechs Spektren, die er bereits in sich aufgenommen hatte.
    Eine Ewigkeit lang herrschten Ruhe und Stille, und die Urbäume, die das Netz der Weltraumstraßen steuerten, die die Regenbogenfelder projizierten und ausrichteten, sangen leise für ihn.
    Nach einer nicht meßbaren Zeitspanne löste sich das milchige Weiß des Kokons wieder auf, und David spürte festen Boden unter sich. Es suchte unwillkürlich nach Halt, und seine Hände erfaßten ein bizarres Metallfragment, das aus einer in sich verdrehten Gangwand herausragte. An den Wänden glommen in unregelmäßigen Abständen chemoelektrische Leuchtplatten.
    Es war kalt.
    Als David terGorden aufstand, schienen im düsteren Glanz der Leuchtplatten Schatten und Schemen über die Korridorwände zu tanzen. Er sah sich um. Der metallene Boden war mit Trümmerstücken übersät, und hier und dort zeigten sich Schmelzfurchen, die offenbar durch die Einwirkung starker Laserstrahlen hervorgerufen worden waren. Er stieg über einige der Fragmente hinweg, tastete mit der einen Hand nach dem Konnexkristall an der Halskette und horchte in sich hinein. Ja, die spektralen Stimmen waren noch immer da – ein diffuses und manchmal völlig unverständliches Raunen. Die sechs bisher absorbierten Erben der Macht hatten bereits damit begonnen, miteinander zu verschmelzen. Zwei nur noch – und dann konnte er den Weißen Stern bilden.
    »Intuition?« fragte er.
    Ein sonderbarer Kontratransfer, antwortete das intuitive Spektrum. Offenbar hat hier ein Kampf stattgefunden. Ich würde dir raten, sehr auf der Hut zu sein. Der Transit durch das Regenbogenfeld ist nicht von dem Falschen beeinflußt worden, aber …
    David nickte. Nur zu deutlich erinnerte er sich noch an die Fallen, die ihm das falsche Spektrum und seine Helfershelfer auf Ohne Grenzen gestellt hatten.
    »Kannst du mir sagen, warum mich das RZS gerade hier abgesetzt hat?«
    Er erhielt keine Antwort darauf. Er hörte nur das spektrale Flüstern, das raunende Warten auf zwei weitere Brüder.
    Nach einigen Dutzend Metern stieß David terGorden im Zwielicht des Ganges auf die ersten Leichen. Männer und Frauen in zerfetzten Schutzanzügen. Weit aufgerissene Augen, die leer an die Decke starrten. David ging in die Knie und räumte vorsichtig einige Trümmerstücke beiseite. Die Toten waren kalt, so kalt wie Gletschereis in der Nacht. Aber der Verwesungsprozeß hatte noch nicht eingesetzt. Das bedeutete, daß der Kampf, der hier stattgefunden hatte, erst wenige Tage zurückliegen konnte. David hob den Kopf und sah sich erneut um. Nirgends bewegte sich etwas in dem Halbdunkel. Alles war still.
    Einige der Leichen waren übel zugerichtet. Giftgeschosse hatten die Haut aufplatzen lassen und häßliche Geschwüre und Geschwulste gebildet. David terGorden wandte sich von dem scheußlichen Anblick ab, zwängte sich zwischen zwei halb geöffneten und verbogenen Schotthälften hindurch und gelangte in eine kleine Kammer. Auch hier lagen Trümmerstücke auf dem Boden, und sie begruben zwei weitere Leichen halb unter sich. Die Körper der Toten wiesen keine offensichtlichen Verletzungen auf. Die Helme der Schutzanzüge waren geschlossen, und die Diodenanzeigen der Gürtelkontrollen leuchteten in einem warnenden Rot. David starrte durch die transparenten Sichtscheiben. Die Gesichter dahinter waren nicht verzerrt, die Augen wie im Schlaf geschlossen. Vielleicht hatten sie sich nicht mehr unter den Trümmerhaufen hervorarbeiten können, und schließlich mußte der Sauerstoffvorrat in den Tanks zur Neige gegangen sein.
    Tanks und Schutzanzüge. Und Menschen.
    David kam wieder in die Höhe. An der gegenüberliegenden Wand waren Gestelle angebracht, und darin hingen drei offenbar unbeschädigte Schutzanzüge. Er sah an sich herab. Er trug nur einen einfachen Lederkombi, und angesichts der Umstände kam er sich ziemlich schutzlos vor. Ein weiteres Mal tastete er nach dem Konnexkristall und öffnete seine psionischen Sinne. Diesmal war die Wahrnehmung etwas deutlicher. Er vernahm ein mentales Rauschen, vergleichbar dem Tosen eines weit entfernten Wasserfalls – schlafende Bewußtseine, Träumende mit wirren Visionen, Gedächtnisse, die diffuse und wechselhafte Szenarien reproduzierten. Etwas näher aber war eine andere Stimme, kräftiger, viel intensiver – wachsam und kampfbereit, aber auch voller Furcht. David setzte mit einem weiten Sprung über die beiden Toten in der Schleusenkammer
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