Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Frank Leary zündete sich genüßlich eine Zigarre an und betrachtete durch die blauen Rauchkringel den blassen Jüngling, der in sein Büro kam.
    »Sie haben mich rufen lassen, Mr. Leary?« fragte Dave Allen.
    Leary deutete mit der Zigarre auf den Besucherstuhl. »Setz dich, Dave!« sagte er zwischen zwei Zügen. »Ich habe mit dir zu reden. Einen Drink?«
    »Nein, danke«, lehnte Dave Allen höflich ab. Er trug bereits sein Bühnenkostüm. »In einer halben Stunde beginnt die Vorstellung.«
    »Lampenfieber?« fragte Leary.
    Allen lächelte unsicher. »Ja und nein. Immerhin ist das meine erste große Rolle. Ich kann es gar nicht erwarten, bis sich der Vorhang hebt. Andererseits wäre ich froh, wenn ich diesen Abend schon hinter mir hätte. Wahrscheinlich ist es Lampenfieber. Aber ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen, Mr. Leary.«
    »Davon bin ich überzeugt, Dave«, sagte Frank Leary. »Ich habe dir die Chance gegeben, weil ich dich für ein großes Talent halte. Auf der Bühne bist du große Klasse, aber sonst scheint es bei dir nicht zu klappen. Ich sorge mich um dich.«
    »Wie meinen Sie das, Mr. Leary?« fragte Allen irritiert.
    Leary machte eine Pause, während er an der Zigarre zog und sein Gegenüber nicht aus den Augen ließ. »Ich habe bemerkt, wie du dich ständig um die Preston herumdrückst«, sagte er nach einer Weile und lächelte wissend. »Mir ist auch nicht entgangen, daß du ihr gelegentlich unter den Rock langst, wenn du dich unbeobachtet fühlst.«
    Dave Allen wurde leicht rot, faßte sich dann jedoch und sagte: »Das ist wohl meine Privatangelegenheit, Mr. Leary. Aber wenn Sie sich schon dafür interessieren, dann sollen Sie wissen, daß Doris und ich uns lieben.«
    »Das habe ich beinahe befürchtet«, meinte Frank Leary.
    Allen erhob sich und fragte mit verkniffenem Gesichtsausdruck: »Ist sonst noch etwas, Mr. Leary?«
    »Setz dich wieder, mein Junge!« sagte Leary begütigend. Er beugte sich über den Tisch und fuhr mit eindringlicher Stimme fort: »Ich mag dich, Dave. Und ich halte etwas von dir. Sonst hätte ich dir die Rolle nicht gegeben. Wenn du bei der Premiere nicht durchfällst, dann ist dir eine steile Karriere gewiß. Mein Theater ist eines der besten südlich des Washington Square, und viele der Broadway-Größen, die heute am Times Square Triumphe feiern, haben bei mir begonnen.«
    »Das weiß ich, Mr. Leary, aber …«
    Leary unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Diese Leute sind nur groß geworden, weil sie auf meinen Rat gehört haben, Dave. Und dir möchte ich raten, die Finger von diesem Flittchen zu lassen. Die Preston ist deiner nicht wert, mein Junge.«
    Dave Allen sprang wieder von seinem Stuhl hoch. »Nehmen Sie sofort zurück, was Sie über Doris gesagt haben, Mr. Leary! Ich lasse nicht zu, daß irgend jemand so über sie spricht.«
    Leary schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich will dir doch nur helfen, mein Junge«, sagte er. »Es wäre schade, wenn deine Karriere wegen dieser Frau in die Brüche ginge. Früher oder später würdest du es doch erfahren, daß sie es mit jedem treibt, der ihr gerade in die Quere kommt. Deshalb ist es besser, wenn sich jetzt schon jemand findet, der dir die Augen öffnet.«
    Allen war ganz weiß im Gesicht. Er stand mit geballten Fäusten da und zitterte am ganzen Körper. »Warum erzählen Sie mir so infame Lügen über Doris, Mr. Leary?« fragte er mit erstickter Stimme.
    »Ich wußte gar nicht, daß sie dich schon so weit hat«, sagte Leary mit gespielter Verwunderung. In Wirklichkeit wußte er über die Beziehungen der beiden sehr wohl Bescheid. Schließlich hatte er sie gefördert, ohne daß irgend jemand etwas davon merkte. Er hatte ihr Glück geschmiedet – nur um es jetzt brutal zu zerstören.
    Er räusperte sich und sagte: »Du glaubst, ich lüge? Na gut, dann muß ich dir den Beweis für meine Behauptungen liefern. Ich wollte dir das eigentlich ersparen, aber wenn du mir nicht glaubst, dann muß ich deutlicher werden. Oder meinst du vielleicht, daß Bilder lügen? Sieh dir einmal die Fotos an!« Er griff in eine Schublade und holte drei großformatige Hochglanzfotos heraus, die er zu Allen über den Tisch schob. Gebannt beobachtete er, wie dieser die Bilder mit zitternden Fingern an sich nahm und nacheinander betrachtete. Zuerst weiteten sich Allens Augen ungläubig, dann wich die Farbe aus seinem Gesicht und seine Lippen wurden blutleer. Seine Miene wurde starr wie eine Totenmaske, nur die Augen darin lebten. In ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher