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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume
Autoren: Erno Fischer
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nickte vor sich hin. »Ich bin jetzt überzeugt davon, daß wir Überlebende finden werden. Daß sie die Funksignale nicht beantworten, hat andere Ursachen!«
    In den Gesichtern der Drillinge war auf einmal Angst zu lesen. »Und – und wenn es eine – eine unsichtbare Gefahr gibt, die uns ebenfalls …?« Sie hatten wieder im Chor gesprochen und verstummten abrupt.
    Fermens stöhnte auf.
    Jetzt blickten sie alle zu ihm hin.
    Er deutete mit beiden Händen auf die Schirme.
    »Ja, seht ihr denn nicht?« schrie er auf. »Seht ihr es nicht? Da ist es. Es ist das – das …«
    Seine Augen drohten schier aus den Höhlen zu quellen. Die anderen folgten seinem Blick, konnten jedoch nichts entdecken.
    »Es ist …«
    Was war auf einmal mit Fermens los?
    Automatisch tasteten ihre Extrasinne nach seinem Verstand, doch er hatte eine stabile Wand um sich errichtet und ließ keinen an seinen Gedanken teilhaben.
    »Verdammt, was siehst du denn, Fermens?« brüllte Merrin-kläck ihn an.
    Fermens reagierte nicht. Da holte der Logenmeister aus und schlug zweimal kräftig zu: zwei klatschende Ohrfeigen.
    Sie zeitigten Wirkung. Fermens’ Blick wurde auf einmal wieder klarer. Betroffen schaute er zu Boden. Dann hob er den Kopf.
    Aus seinem Bewußtsein sickerte ein Bild zu ihnen herüber. Es war ein bizarres, unwirklich wirkendes Raumschiff, wie von einem surrealistischen Künstler. Es schwebte über einer öden Heidelandschaft, direkt über einen Baum.
    »Das Traumschiff!« dachte Fermens, und sie »hörten« es förmlich wie gesprochene Worte.
    »Das Traumschiff!« wiederholte er mit dem Mund.
    Das Bild zerplatzte und machte wirbelnden Schatten Platz, die sich rasch zu grauenerregenden Fratzen entwickelten.
    Nein, das waren keine Fratzen, sondern die Gesichter von Menschen in Todesangst.
    Man konnte jetzt ihre Leiber sehen, grauenvoll zugerichtet.
    Ein Ächzen und Stöhnen und Kreischen. Ein langer Korridor, spiegelndes Metall, Blut, Gebeine, das widerliche Geräusch von jemandem, der sich erbrach.
    Und wieder enge Korridore, Leichen, Kampfschreie. Alles wirbelte vorbei.
    Und das Traumschiff schwebte über der Heide. Ein Bild, das langsam verblaßte, als würde jemand das Licht wegdrehen.
    Fermens fiel seinen Freunden vor die Füße, ohne daß sie es verhindern konnten.
    Benommen starrten sie auf ihn hinab.
    Bahrns erwachte als erster aus der Erstarrung. Er gab eine rasche Lautfolge von sich, die wie Grunzen, Stöhnen und Knurren klang. Seine Gedanken produzierten einen Satz: »Was ist Erinnerung und was ist Gegenwart?«
    Er blickte niemanden dabei an, also fühlte sich auch niemand angesprochen.
    Trotzdem gab Macson Antwort: »Ich hatte bisher keine Ahnung, daß Fermens die Gabe des Hellsehens hat.«
    Merrin-kläck nickte vor sich hin. »Ja, das hat er vor uns verheimlicht. Aber vielleicht irren wir uns und das Ganze hat ihn an etwas erinnert, was er früher erlebte? Nichts wissen wir über seine Vergangenheit.«
    Macson nagte an seiner Unterlippe. »Unheimlich war das schon. Das Bild dieses Traumschiffs war so deutlich wie eine Fotografie. Das andere – na, es erschien wie die Vision eines Wahnsinnigen. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Aber wie? Fermens ist ein Freund, der für uns durchs Feuer gehen würde, aber er ist verschlossen und unnahbar und läßt uns nicht wissen warum. Ich …«
    »Du redest zuviel!« schnappte Colman. »Das allein ist es! Da kommt niemand zu Wort. Man kann es Fermens nicht verdenken. Und nun liegt er da und du bist wieder am Quatschen. Niemand kümmert sich um den Armen, weil du alle abhältst. Du verdammter …«
    Macson ging ihm an die Kehle. Er war kleiner als Colman, aber kräftiger.
    Colman gurgelte verzweifelt, weil er keine Luft mehr bekam.
    Macson stieß ihn angewidert von sich.
    »Ich könnte dich zerquetschen wie einen Wurm, du halbe Portion. Als Casanova gibst du gewiß eine bessere Figur ab als gegenüber dem sogenannten starken Geschlecht.«
    Die Drillinge hielten sich ausnahmsweise völlig heraus. Sie standen zu sehr unter dem Eindruck des Erlebten.
    Auf alle trifft das zu! konstatierte Merrin-kläck und sagte mit sanft klingender Stimme: »Wir sollten uns nicht gegenseitig bekriegen, nur weil wir jetzt nicht mehr leugnen können, daß wir die Gefahr spüren. Aus unerfindlichen Gründen ist Fermens stärker davon betroffen als wir und hat es uns allen deutlich gemacht. Es ist sinnlos, darüber zu debattieren. Besser, wenn wir zu handeln beginnen.«
    Macson und Colman blinzelten
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