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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur
Autoren: Robert Quint
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zu erkennen und ihnen auszuweichen, und er reagierte so schnell wie möglich – und fiel den Queens in den Starcruisern in die Hände.
    Wahrscheinlich hatte Jhimer uns anderen damit das Leben gerettet. Selbst für die gehirnoperierten Menschmaschinen war es schwer, ein winziges Ziel zu treffen, das wie ein Ping-Pong-Ball über die äußersten Atmosphäreausläufer hüpfte. Wir hörten Jhimers Flüche, die er über Funk den Queens zuschrie, und seine Ratschläge an uns, die seltsame Zonen der Ruhe und Nüchternheit in seinem agonischen Wortschwall darstellten. Die Grauen machten Jagd auf Jhimer, und wir fanden Zeit, verstohlen aus dem tödlichen Umfeld des in der Reibungshitze verglühenden Schiffes zu verschwinden und weiterzustürzen, hinunter auf die Wolken, die schwarzweißen Wüsten, die dunkelgrünen Sumpfgebiete, die Kohledünen an den öligen Meeren. Und auf die fliegenden Inseln.
    Wir waren noch zu fünft.
    Quarran, Burke Harsan, Gyla und Sharen Oth und ich.
    Codette verbrannte mit dem Schiff, wenn der Weltraum II sie nicht schon längst zu sich geholt hätte; Cram war nur noch Asche, über einen halben Planeten verteilt; und Jhimers Geschrei brach in dem Augenblick ab, in dem wir dicht unter uns die Pflanzeninsel entdeckten.
    Eine Wolkenbank war von dem lokalen Sturm, den die SIMON BOLIVAR in der Lufthülle entfachte, nach Osten geweht worden, und unter dem weißen Nebel schob sich die Insel hervor. Sie besaß ungefähr Kreisform, eine Scheibe mit einem Durchmesser von zwanzig Metern und einer Dicke von etwa vier Metern, und sie bestand aus einem verknoteten Gewirr armdicker Pflanzentriebe. Die Insel schwebte in der Luft, zweitausend Meter über dem Boden, und die Druckwellen ließen sie tanzen und schaukeln, wie ein Boot auf unruhiger See.
    Während Jhimer den Tod im Laserbeschuß der Starcruiser fand, bremsten wir mit den MHD-Aggregaten unseren Fall ab und landeten auf der Insel.
    Die Pflanzendecke gab unter meinem Gewicht nach. Bis zu den Oberschenkeln versank ich in dem weichen Boden und befürchtete schon, ganz hindurchzurutschen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, daß die Insel an Höhe verlor. Ich hatte recht. Unter der zusätzlichen Last torkelte die fliegende Pflanzenmasse bodenwärts. Erst hundert Meter tiefer stabilisierte sich ihr Flug.
    Schwitzend sah ich nach oben. Ich suchte nach dunklen Punkten am gelbgrauen Himmel, aber ich sah nur den Schlauch aus ionisierter Luft, den die SIMON BOLIVAR hinterlassen hatte, und weit in der Ferne Rauchwolken und die glühenden Kondensstreifen der verbrennenden Wrackteile. Das Schiff war auseinandergebrochen. Ein Regen aus Metallsplittern, Asche und massiven Trümmerbrocken ging auf Ardas Welt nieder.
    Nach den Minuten äußerster Anspannung und Todesgefahr machte sich die Belastung körperlich bemerkbar.
    Mir wurde heiß und kalt zugleich, ich bebte unkontrolliert, so daß ich mich auf das Pflanzengeflecht legen mußte, und nur mit eiserner Beherrschung gelang es mir, die Übelkeit zu unterdrücken. Ich hatte nicht die Kraft, den Helm zu öffnen, und es ist mehr als unangenehm, sich in einem geschlossenen Raumanzug zu übergeben. Ich lag da, mit dem Gesicht nach oben, und der Himmel war schon wieder friedlich: gelbgrau, halb von Wolken bedeckt, dicht am Horizont die beiden Sonnen – gelb und klein wie eine Murmel die eine, rot und groß wie ein Wagenrad die andere. Sie standen so nah, daß optisch der Eindruck einer blutigen Scheibe mit einem dotterfarbenen Geschwür entstand.
    Nirgendwo eine Spur von den Starcruisern.
    Oder von Jhimer.
    »Jhimer ist tot«, sagte Burke Harsan bedrückt. »Ich … Wir haben gehört, wie er starb. Und die Grauen ziehen sich zurück. Vielleicht halten sie uns für tot.«
    Seine Stimme war leise, kaum verständlich; er hatte sein Funkgerät auf niedrigste Sendeleistung gestellt, um zu verhindern, daß die Grauen unser Gespräch auffingen und ihren Irrtum bemerkten.
    Mein Gliederzittern hatte nachgelassen, und ich folgte Harsans Beispiel. Nachdem ich die Sendeleistung reduziert hatte, musterte ich die Displays an meinem linken Ärmel; die Elektronik meines Raumanzuges hatte die Analyse der atmosphärischen Zusammensetzung bereits abgeschlossen. Der Sauerstoffanteil war um ein Drittel niedriger als auf der Erde, es gab mehr Kohlendioxid und Stickstoff, aber wir konnten unsere eigenen Luftvorräte und die Klima- und Luftreinigungsanlagen der Anzüge schonen und mit den Verdichtermasken atmen.
    »Myriam!« stieß Quarran hervor.
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