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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur
Autoren: Robert Quint
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das Trommeln und Klatschen der Tropfen war so laut, daß es jedes Wort übertönte. Mit dem Einsetzen des heftigen Schauers verwandelte sich die Insel; bleiche Blüten entfalteten sich an vielen Stellen wie Trichter und tranken das fallende Wasser. Die Pflanzenstränge spalteten den Regen in Sauerstoff und Wasserstoff auf. Sie wurden noch praller, wir stiegen höher, und eine Zeitlang war der Sauerstoffgehalt der Luft unmittelbar über der Insel weit höher als normal.
    Als wir die Gewitterfront hinter uns ließen, halb taub von dem lauten Geprassel des Regens, wurden wir von einer schnellen Windströmung nach Osten getragen. Mehrfach entdeckten wir in der Ferne andere fliegende Inseln; jedesmal erfaßte uns Schrecken, da wir zunächst glaubten, einen Starcruiser der Garden vor Augen zu haben. Die Landschaft unter uns war für menschlichen Geschmack trostlos.
    Ödnis aus teergetränktem Sand, immer wieder durchbrochen von zutage tretenden Kohleflözen, die wie Dünen einer schwarzen Wüste waren. Ausgedehnte Sümpfe mit dichter Vegetation; mit dem Teleskop-Effekt der Helmscheiben konnten wir eine Unzahl verschiedener Tierspezien ausmachen. Selbst die Teerwüsten boten mindestens zwei Dutzend Spezien Lebensraum. Einige dieser Geschöpfe erinnerten entfernt an irdische Tiere und lösten bei uns Assoziationen mit Schlangen, Spinnen und Echsen aus, doch zumeist waren sie so fremd und häßlich, daß uns die luftige Einsamkeit der Pflanzeninsel geradezu anheimelnd erschien. Wir entdeckten auch mehrere kahle Schneisen, fünfzig bis hundert Meter breit, absolut geradlinig die Landschaft zerschneidend. Jene, die offenbar älteren Ursprungs waren, wiesen bereits wieder eine dünne Pflanzendecke auf; die Schneisen neueren Datums waren vegetationslos, wüst, festgetrampelt. Als hätte dort ein Heerwurm oder eine ungeheuerliche Schlange den Boden umgewühlt.
    Ein Heerwurm …
    Die fliegende Insel driftete weiter, über die Kohledünen hinweg, hinein in die untergehende Doppelsonne, die Schatten der Abenddämmerung. Wir verfolgten, wie das Graugelb des Himmels einem düsteren Ockerton wich und das Ocker in ein Rot überging, das in allen von uns unheilvolle Vorahnungen auslöste. Die Wüste, die wir überquerten, war auch nicht angetan, unsere Stimmung zu heben. Obwohl sich den ganzen Tag lang kein Grauer gezeigt hatte, glaubten wir nicht daran, daß uns die Garden wirklich für tot hielten.
    Harsan behauptete, hin und wieder ein psionisches »Hintergrundrauschen« zu hören, wie er es nannte; ein Indiz für eine telepathische Sondierung durch die Grauen Treiber? Aber Quarran und die Zwillinge widersprachen ihm. Sie hielten dieses »Rauschen« für die dumpfen Bewußtseinsimpulse der einheimischen Tierwelt. Und ich als normaler Mensch konnte mir ohnehin kein Urteil bilden; mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen.
    Die Dämmerung verdichtete sich. Von Horizont zu Horizont breitete sich die Wüste mit ihrem schwarzen, teergetränkten Sand aus. Gelegentlich lockerte eine morastige Oase die Ödnis auf. Die Windströmungen trugen uns nun genau ostwärts. Wir kreuzten eine jener Schneisen, verloren sie aus den Augen, passierten eine andere.
    Schatten, dachte ich, als mein Blick auf eine unentwirrbare Ansammlung fahler Silhouetten fiel, dort, wo zwei Schneisen aufeinandertrafen. Doch es waren keine Schatten. Es waren Diirn. Prä-Diirn. Die dumpfen Larven der stellaren Schmetterlingswesen. Zwei Heerwürmer waren dort aufeinandergeprallt und bekriegten sich lautlos, erbittert, mit ameisenhafter Beschränktheit.
    »Gedankenimpulse«, murmelte Quarran, der mit mir die Wache übernommen hatte. Harsan und die beiden Mädchen schliefen. »Unverständlich. Aber nicht animalisch.«
    Ich hatte an meinen Gürtelkontrollen geschaltet; meine Helmscheibe veränderte ihre molekulare Struktur und verstärkte für meine Augen das Zwielicht. Der Teleskop-Effekt ermöglichte es mir, trotz meiner relativen Höhe Einzelheiten auszumachen. Ich konnte die merkwürdigen Geschöpfe deutlicher erkennen.
    Ihre Ähnlichkeit mit den Toten – den verpuppten Semi-Diirn – auf der fliegenden Insel war unübersehbar. Der kugelförmige Kopf, die humanoide Gestalt … Nur die Haut war nicht weiß, sondern borkig und schwarz. Die Kreaturen bekämpften sich mit Fäusten und Klauen, mit Brocken des herumliegenden Gerölls, und einige schwangen sogar abgestorbene Baumwurzeln oder abgebrochene Äste.
    »Sie sind intelligent«, sagte ich überrascht.
    Allmählich fiel
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