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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner
Autoren: Erno Fischer
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wie das Glied in einer Kette, denn wenn man dieses Glied entnimmt, zerstört man die gesamte Kette und bringt die Welt aus den Fugen.
    Deshalb mußte man in der Vergangenheit die Erfahrung machen, daß es keine Antischwerkraft im ursprünglichen Sinn geben kann, sondern nur etwas mit ähnlicher Wirkung, eingebettet im Prinzip der Wechselwirkungen als Ergänzung zum Schwerkraftprinzip: das Nachbarglied in der Kette also, das die Forscher jedoch erst finden mußten.
    Es waren Gedanken, die mich beim Anblick des scheinbaren Chaos bewegten, und zwar aus gutem Grund: Falls die Energieblase uns nicht zurückbrachte, würden wir bis zum Ende unseres Daseins ein Bestandteil dieses anderen Systems werden – wie von Lineasker prophezeit.
    Die Woge war vorbei, und Cantos fuhr fort: »Es gibt dabei eine Bedingung, Thor 51: Llewellyn muß die Loge führen, denn er hat das größte Potential, um die Nadel im entscheidenden Moment zum Stechen zu bringen.«
    Thor 51 wollte aufbegehren, doch Cantos kam ihm zuvor: »Er ist der Riemenmann, und das Reservoir hinter seinen Riemen ist größer als das eines Supertreibers. Er ist eine PSI-Bombe von ungeheurer Stärke, die wir vielleicht brauchen könnten. Wenn ja, dann wirst du es sein, der mit Unterstützung von Jana die Energien in die richtige Richtung bündelt. Dazu wiederum bedarf es der Fähigkeiten eines Supertreibers.«
    Er wandte sich an Lineasker. »Mit ihr ist alles besprochen. Der Plan hat sich als der einzig machbare Plan herauskristallisiert. Nun ist er fertig. In diesem Plan wird Lineasker mit ihrer einzigartigen Fähigkeit, die fremden Räume zu erspüren, der Steuermann sein. Sie wird den Nadelstich so lenken, daß wir die Entität auch wirklich auf uns aufmerksam machen.«
    »Und die Nadel?« fragte ich brüchig.
    »Ich werde selber die Nadel sein«, sagte Cantos traurig. »Es ist meine Selbstaufgabe, Llewellyn. Für mich wird es keine Rückkehr mehr geben, ob wir nun scheitern oder nicht. Ich werde als Lebender, als genessanischer Außenseiter, der niemals von der Entität abhängig war – weder von ihr noch von ihren Impulsen –, der die psychische Kraft aufbrachte, auf die Ewigkeit zu verzichten und den Raumsektor um Genessos zu verlassen, um sich in die Gefahren von außerhalb zu begeben –, ich werde als solcher die Entität impfen und ihr zeigen, was geschieht. Nur durch euch kann ich es schaffen, die Räume zu überwinden und zum Ziel zu gelangen. Was die Entität danach mit mir tut, kann von uns nicht bestimmt werden. Es ist möglich, daß wir scheitern und alle umkommen – schlicht und einfach unser Leben lassen. Es ist möglich, daß wir Erfolg haben werden und Genessos retten, aber dennoch unser Leben lassen. Es gibt für nichts eine Garantie. Insofern habe ich euch bislang nichts vorgemacht.«
    Als wäre dies ein verabredetes Zeichen gewesen, erlosch der Raum um uns herum und machte dem Dschungel Platz.
    Doch der Dschungel lag bereits hinter uns. Vor uns befand sich der Tafelberg.
    »Kommt mit!« forderte Lineasker uns auf. Eine menschliche Frau hätte jetzt geweint. Lineasker war kein Mensch. Sie kannte keine Tränen. Ihre Trauer äußerte sich in anderer Weise. Aber ich kannte sie nicht gut genug, um es deuten zu können.
    Wir folgten ihr gehorsam – trotz der Gefahren, die Cantos skizziert hatte. Im Grunde genommen konnten wir nichts verlieren, sondern nur gewinnen, denn verloren waren wir ohnedies.
    Ich sah Cantos von der Seite an und wußte nicht, ob ich Bewunderung oder Mitleid mit ihm spüren sollte.
    Es war einfach unvorstellbar, daß ich meinen genessanischen Freund nie mehr wiedersehen sollte, daß er für immer in der Entität aufging.
    Ich blickte nach vorn. Der Tafelberg ragte als kahler Felsen vor uns empor. Es regnete, und dieser Regen war rot wie Blut. Er floß über unsere Körper und versickerte im Boden.
    Sporadisch auftretende Sturmböen pflückten große Teile aus dem Dschungel, zerfetzten sie und ließen sie herniedergehen.
    Wir ließen uns von nichts abhalten und wateten durch die blutähnliche Flüssigkeit zum Tafelberg.
    Lineasker stoppte nicht. Sie ging einfach weiter, als wäre die Oberfläche des Berges kein stabiler Felsen.
    Es war auch gar kein Felsen!
    Wir erreichten die schroffe Wand und tauchten in sie hinein, als würde sie nur aus Nebel bestehen.
    Jetzt hatten wir den äußeren Sektor verlassen und befanden uns im Zentrum. Und hier war alles anders. Es gab keinen Sog, sondern einen Ruhepol.
    »Nicht lange«, murmelte
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