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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne
Autoren: Robert Quint
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Konzilsmanag.
    Phibas drehte den Kopf.
    Und schrie auf.
    Sein Schreibtisch … Die massive Platte aus echt Mahagoni, deren Transport nach Lancia allein mehrere hunderttausend Verrechnungseinheiten gekostet hatte, begann, an den Kanten zu zerlaufen. Wie zäher Schokoladenpudding tropfte das Holz zu Boden und bildete dünne Fladen.
    »Raus hier«, kreischte Sholar in atemlosem Entsetzen und wirbelte herum, der gepolsterten, schalldichten Tür zu, die in Phibas’ Vorzimmer führte.
    Doch auch von der Tür war nichts mehr zu erkennen, und Sholar ächzte auf, als er mit dem Kopf gegen das unsichtbare Hindernis der Wand prallte.
    Der Schreibtisch war jetzt nur noch eine amorphe, dunkle Masse, in der es leise brodelte.
     
    *
     
    San Chornon gelang es nur sehr unvollkommen, seinen Grimm zu verbergen, als er das Büro von Terraform verließ und mit weiten Schritten das Gewirr der Tunnel durchschritt, die die Gebäude von Kaisergrad miteinander verbanden.
    Ich hätte mir denken können, daß diese saubere Sippschaft nicht darauf eingeht, sagte sich der Informer. Ich hätte ahnen können, daß die Außenweltler jedem Lancier nur mit Hohn und Spott entgegentreten.
    Der große, breitschultrige Mann, dessen Haut so schwarz wie Teer war, ignorierte die weißhäutigen Bewohner von Kaisergrad, denen er auf den Flüssigkristallstraßen begegnete und die ihn mit ihrer üblichen Arroganz betrachteten. Jeder, der in Kaisergrad für KLK oder die Vertretungen des Konzils arbeitete, stammte von den Außenwelten.
    Kein Lancier mit nur einem Funken Stolz würde sich dafür hergeben, die multistellaren Konzerne oder das von ihnen beherrschte Sternenreich zu unterstützen. Es war eine Frage der Selbstachtung. Denn wer konnte schon mit Menschen zusammenarbeiten, die wie futuristische Maulwürfe in den finsteren Gewölben künstlicher Höhlen lebten?
    Chornon unterdrückte einen Fluch und strich sich geistesabwesend über den kahlen, eingewachsten Schädel. Die feinen Membranen, die selbst bei geöffneten Lidern seine Augäpfel bedeckten, hatten ihre Poren so weit wie möglich geöffnet, aber dennoch erkannte der Informer nur verschwommene Schatten und trübe Lichtflecke, wenn er in den unmittelbaren Bereich einer Fluoreszenzplatte gelangte.
    Wie konnten die Außenweltler unter diesen Umständen überhaupt noch etwas sehen? fragte sich Chornon irritiert und wich instinktiv einigen silhouettenhaft erkennbaren Gestalten aus, die die Kaltkristallstraße verließen und die Umsteigeplattform betraten.
    Selbst die Nacht auf Lancia war heller als die Tagesbeleuchtung in Kaisergrad. Und so etwas wagten die Außenweltler Licht zu nennen!
    Mit einem Seufzer der Erleichterung wechselte Chornon über zu der träge dahinfließenden Bahn, die in die Außenbezirke der Stadt führten. Das funkelnde, farbenprächtige Gewirr der nur moleküldicken Kaltkristallschicht erbebte leicht, als ihm jemand folgte.
    Vermutlich ein Mitglied des neu gebildeten Sicherheitsdienstes, der nach dem Abzug der Grauen Garden in der Stadt der Außenweltler die Ordnungsfunktionen übernommen hatte.
    Der Informer gestattete sich ein mildes Lächeln.
    Offenbar schienen die Weißhäutigen von einer spezifischen Form der Paranoia befallen zu sein. Wie anders ließ es sich erklären, daß sie sogar einem Informer mißtrauten, der in offizieller Funktion für die Sippe des Gandhi-Sees unterwegs war?
    Der Gedanke an den stillen, weiten See im Norden Kaisergrads ließ das Lächeln verschwinden.
    Es sind Plünderer, dachte Chornon. Räuber von den Sternen, die Hand an die Reichtümer Lancias legen und ganze Kontinente umgraben, wenn ihre schlauen Maschinen den Geruch von Öl und Metall wittern.
    Gelassen floß die Kristallstraße dahin und trug den Informer weiter durch den trüb erleuchteten Tunnel.
    Die Ufer des Gandhi-Sees und die Ebene im Osten waren von rötlichbrauner Färbung: Titanoxid, das im Tagebau abgebaut werden und zu Titan verarbeitet werden konnte. Und die computergesteuerten Fabriken des Kaiser-Lancia-Komplexes waren unersättlich, und ihr Hunger konnte nur gestillt werden durch immer neue Containerlieferungen von Titan und Kupfer, Zinn und Gold und Platin, alles Rohstoffe, über die Lancia im Überfluß verfügte.
    Chornon biß die Zähne zusammen.
    Der Entschluß Terraforms, der konzileigenen Rohstoffbehörde, die auf allen Welten des Sternenreiches die Ressourcen katalogisierte und an die Konzerne verteilte, war zweifellos ein Politikum.
    Es gab noch andere Rutillager auf
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