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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne
Autoren: Robert Quint
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dem planetenweiten Kontinent, auf dessen Kruste die Abermillionen Seen, Teiche und Tümpel wie Fettaugen schwammen. Daß man ausgerechnet auf Gandhi zurückgriff und damit die Lebensgrundlage der dort ansässigen Sippe zerstörte, konnte kein Zufall sein. Terraform – und damit der personell und organisatorisch eng verflochtene Kaiser-Lancia-Komplex – läutete eine neue Phase der Repression gegen die Humos ein.
    Man wollte das Selbstbewußtsein der Sippen brechen und durch ausgeklügelte Deportationen ganzer Dörfer den inneren Zusammenhalt der Lancier zerstören.
    Lylian terRiegan, die Oberkommissarin Terraforms und Duzfreundin Tosten Phibas, hatte keinen Zweifel an der Entschlossenheit der Rohstoffbehörde gelassen, ihre Ziele notfalls mit Gewalt durchzusetzen.
    Der Informer fluchte leise.
    Gewalt!
    Hatten die Ahnen die unruhige, haßerfüllte Erde verlassen, nur um von den Enkeln der Unterdrücker abermals unterdrückt zu werden? Die Gewalt, die Bereitschaft zu töten um des wirtschaftlichen Profits wegen, das Prinzip von Befehl und Gehorsam … Die Außenweltler wurden von diesen kranken Idealen wie von einem Fluch begleitet.
    »Kannst du nicht aufpassen, du verdammter schwarzer Bastard?«
    Chornon fuhr zusammen, als sich eine knochige Faust schmerzhaft in seine Seite bohrte.
    Er blinzelte und nahm undeutlich ein weißes, feistes Gesicht wahr, das in der Dämmerung des Tunnels unnatürlich blaß wirkte.
    Das Antlitz des Außenweltlers war wutverzerrt. Er schob Chornon zur Seite und hastete an ihm vorbei, von einer Eile getrieben, der selbst das Fließen der Kristallstraße zu langsam war.
    »Zu meiner Zeit hätte man euch stinkende Nieblanks erschlagen, hätte es auch nur einer gewagt, Kaisergrad anzusehen.« Der Weißhäutige spuckte aus.
    Verwünschungen murmelnd entfernte er sich dann und verschmolz bald mit den Schatten, die die Augen des Landers nicht durchdringen konnten.
    So sind sie, die Weißhäutigen, sagte sich Chornon verbittert. Ihre Zeit mißt sich in Verrechnungseinheiten, ihr Erfolg am Umfang ihres Reichtums, und ihre Toleranz ist seine Frage von Zins und Zinseszins. Freundschaft ist eine Sache der Hautfarbe, und das Leben eines Humos zählt nicht zu den Dingen, über die sich ein Weißhäutiger den Kopf zerbricht.
    Mit ausdruckslosem Gesicht massierte Chornon seine schmerzende Seite. Schwarz und rauh war seine Haut, dick und zäh wie Leder, so daß selbst Lancias grelles, heißes Licht sie nicht verbrennen konnte.
    Vielleicht ist das der Grund für ihren Haß, überlegte der Informer. Der Tunnel wurde breiter und mündete in einen quadratischen Raum, der an der gegenüberliegenden Wand ein halbes Dutzend massiver Türen aufwies. Die inneren Pforten der Schleusen, durch die man die hellbeschienene Planetenoberfläche betreten konnte.
    Vielleicht, setzte Chornon seinen Gedankengang fort und verließ die Flüssigkristallstraße, vielleicht beneiden sie uns insgeheim, daß wir mit bloßem Haupt und aufrecht der Sonne entgegentreten und Lancias warme, duftende Luft einatmen können, während sie sich verstecken müssen hinter Mauern aus Stahl und Protop, um nicht versengt zu werden von Calinas Strahlen.
    Sie können nicht hinaus. Ihre empfindlichen Augen würden erblinden. Ihre dünne weiße Haut würde sich röten und blasig werden, und das komplizierte, delikate Programm ihrer Gene würde durcheinanderwirbeln und ihr Erbgut für immer unbrauchbar machen.
    Außenweltler …
    Der Informer trat vor das mittlere Schott und schob seinen Sonderausweis in den Schlitz der eingebauten Elektronik. Es klickte. Dann öffnete sich das Schott und bot ihm Einlaß in das kalte, blitzende Innere der Schleusenkammer.
    Seine Gestalt spiegelte sich in den glatten Wänden.
    Chornon trug Sandalen, aus Blauschilf geflochten und mit Gerbsäuren weich und nachgiebig gemacht, enganliegende Shorts, die seine schwarzen, muskulösen Beine entblößten, und eine knappe Jacke, die seine unbehaarte Brust freiließ. An seiner Hüfte, gehalten von einem breiten Blauschilfgurt, baumelte die zylindrische Kapsel, die alle Informer besaßen. In ihr befanden sich die Dokumente und die Insignien der Sippen, in deren Diensten er tätig war.
    Rumpelnd glitt dann das äußere Schott auf.
    Wie eine gewaltige Flutwelle schwappte die Helligkeit in die Schleusenkammer.
    Automatisch verengten sich die Membranenporen und filterten das Licht, um zu verhindern, daß der Glanz die Augäpfel verschmorte. Dennoch dauerte es mehrere Minuten, bis sich
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