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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne
Autoren: Robert Quint
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verdrossen und blickte seinen Finanzmanag an, der ihm gegenüber am Schreibtisch Platz genommen hatte und geistesabwesend an einer Speedknolle kaute. Das zarte Marzipanaroma der amphetaminhaltigen Frucht, die an den Hängen der Äquatorberge wuchs, erfüllte das ganze Büro.
    Finanzmanag Kirkattu wölbte die Brauen. »Heißt das …?« begann er, wurde aber von Phibas unterbrochen.
    »Genau.« Phibas warf den Bericht mürrisch auf die mahagonifarbene Schreibtischplatte. »Nach der Funkbotschaft des Kuriers zu urteilen, werden wir auch in den nächsten zwei Standardmonaten kaum mit den überfälligen Transportern rechnen können.«
    Kirkattu wandte den Kopf und spie die zerkauten Überreste der Knolle zielsicher in den Spucknapf. »Ist man denn auf der Erde völlig verrückt geworden?« Verständnislos schüttelte der athletisch gebaute, weißhaarige Mann den Schädel. »Schläft die Zentrale? In Berlin ist man doch über unsere Schwierigkeiten informiert! Bereits jetzt befinden sich schon zwanzigtausend Speicherzellen im Parkorbit! Speicherzellen, die bereits dringend auf Siam Sin, Brodz 32 und den anderen Welten der Provinz erwartet werden. Was ist los, Tosten? Bisher sind wir bevorzugt behandelt worden, und die Produktion dieser neuen Kaiserkraftschiffe muß doch inzwischen …«
    Wieder wurde der Finanzmanag unterbrochen.
    »Valdec ist gestürzt«, sagte Phibas düster. »Der neue Konzilsvorsitzende ist Lordinspektor Ignazius Tyll. Und Kaiser steht unter der kommissarischen Kontrolle der Konzilsverwaltung.«
    Kirkattu starrte ihn schweigend an.
    »Damit«, fuhr Phibas fort, »ist der Kaiser-Lancia-Komplex von den Anweisungen der Konzilsverwaltung abhängig.«
    »Valdec gestürzt?« echote Kirkattu.
    »Man wirft ihm Hochverrat vor«, nickte Phibas. Mit einer müden Geste schob er dem Finanzmanag den Bericht über den Tisch. »Lesen Sie selbst.«
    Kirkattu begann kopfschüttelnd zu blättern. »Zusammenarbeit mit den Terranauten? Umstellung der Kaiserkraftraumfahrt auf das alte Transportsystem per PSI?« Grimmig verzog er das Gesicht. »Bei der Lektüre fragt man sich unwillkürlich, wer hier eigentlich Hochverrat begangen hat!«
    Generalmanag Phibas schenkte ihm ein kühles Lächeln. »Eine derartige Wertung steht uns nicht zu«, bemerkte er freundlich, doch sein Blick ließ keinen Zweifel daran, wie er wirklich über die Angelegenheit dachte. »Wir haben den Befehlen der Konzilsverwaltung zu gehorchen – zumindest, solange sich die Lage nicht ändert.«
    Mildes Kunstlicht erfüllte das fensterlose, großzügig ausgestattete Büro. An der gegenüberliegenden Wand war die Holoprojektion eines rauschenden Gebirgsbaches zu sehen, und oftmals meinte Phibas sogar, die kalte Frische des schäumenden Wassers riechen zu können. Das Holobild verbarg eine Schaltwand, über die der Generalmanag direkt mit den computergesteuerten Fabriken des Kaiser-Lancia-Komplexes verbunden war und die es ihm auch ermöglichte, Kontakt mit den Solarkraftwerken aufzunehmen, die in einem dünnen Ring die Sonne Calina umgaben.
    »Man wird Kaiser zerschlagen«, prophezeite Kirkattu. »Nach diesem Bericht zu urteilen, ist es Generalmanag Valdec gelungen, sich dem Zugriff des Konzils zu entziehen. Und man wird gewiß nicht das Risiko eingehen, ihm einen funktionsfähigen Konzern zu hinterlassen, falls er plant, je zurückzukehren.« Der Finanzmanag warf Phibas einen prüfenden Blick zu. »Und was den letzten Punkt betrifft … Wie wollen Sie reagieren?«
    Tosten Phibas wuchtete seinen fetten Körper aus dem Sessel und begann, unruhig auf und ab zu gehen.
    »Ich halte es für sehr unwahrscheinlich«, erklärte der Manag vorsichtig, »daß der Generalmanag ausgerechnet Lancia anfliegen wird. Im Sternenreich gibt es mindestens zwei Dutzend Planeten, die ebenso wie hier das Calina-System von Kaiser kontrolliert werden und die sehr viel bessere infrastrukturelle Möglichkeiten bieten.«
    »Und wenn doch?« bohrte der Finanzmanag weiter.
    Phibas blieb ruckartig stehen. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. »Wem haben Sie Ihre Position zu verdanken, Kirkattu? Wer bezahlt Sie? Wer hat Sie – und mich – großgemacht? Wer garantiert uns unser Gehalt und unsere Privilegien?«
    »Bisher«, erwiderte der athletische Mann vorsichtig, »Max von Valdec und der Kaiser-Konzern. Aber …«
    Tosten Phibas trat an Kirkattus Sessel und legte ihm die ringgeschmückte, feiste Hand auf die Schulter. »Schon gut. Man muß wissen, wann es Zeit wird, die
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