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Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Titel: Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit
Autoren: Arno Zoller
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im Heiligen Tal, im Palast Growan terGordens, der vereist war? David wußte, daß er nur zum Teil Mensch war. Vielleicht war Growan gar nicht sein Vater, sondern Yggdrasil, deren Säfte sich seine Mutter Myriam in einem wahnsinnigen Selbstversuch injiziert hatte.
    Stundenlang betrachtete David den hellgrünen Schößling, der fast sichtbar jeden Tag höher wuchs. Das Klima Adzharis allerdings war auch ideal. Der Wechsel der Jahreszeiten war kaum wahrnehmbar. Oben im Norden war es zwar nachts kühler, aber immer noch wesentlich wärmer als im Tal Ödrödir auf Terra. Möglich, daß die zarte Pflanze schneller heranreifte, als das auf der Erde geschehen wäre.
    David dachte manchmal daran, daß er ursprünglich nach Adzharis gekommen war, weil er dachte, hier würde er in kürzester Zeit die Treiber-Raumfahrt wieder mit den lebensnotwendigen Blüten der Misteln versorgen können.
    Inzwischen war dieser Gedanke etwas zurückgetreten. Es war nicht nur die Bestimmung Yggdrasils, der alten und der neuen, die Menschheit mit Misteln zu versorgen, damit sie auf ebenso wunderbare wie überlichtschnelle Art die unermeßlichen Entfernungen des Weltalls überbrücken konnten. Yggdrasil hatte andere Aufgaben. Und sie hatten nicht nur etwas mit der Raumfahrt zu tun.
    David terGorden wußte, daß die Terranauten an ihn glaubten, glauben mußten, weil sie die Misteln brauchten, um Weltraum II durchqueren zu können. Er wußte ebenso, daß technologiegläubige Leute wie Max von Valdec ihn als Verräter ansahen, als Verräter an der Menschheit, weil er einen vermeintlichen Aberglauben unterstützte und sich dem technischen Fortschritt in den Weg stellte. Und er befürchtete fast, daß das Konzil auf Terra ihn ächten würde, weil es einfach nicht verstand, wenn er auf einer völlig fremden Randwelt anstatt auf Terra die neue Yggdrasil pflanzte.
    Aber die politische Lage auf der Erde war alles andere als stabil. Es bestand die Gefahr, daß es zum zweiten Mal zu einem Anschlag kam – aus welchen Gründen auch immer –, der der zweiten Yggdrasil galt. Ein solches Risiko mußte unter allen Umständen vermieden werden. Zuviel hing vom Gedeihen, zuviel von den Misteln, die die Zweite Treiberraumfahrt einleiten sollten. Die Warnung durch das Eingreifen Gorthaurs war eindeutig. Die Kaiserkraft würde der Menschheit den Untergang bringen – entweder durch Entropiekatastrophen oder durch eine zweite Aktion der Entitäten.
    Es war manchmal nur ein Dahindämmern. Es gab Tage, die David verschlief, und dann wieder Zeiten, in denen er Tag und Nacht wachte. Er paßte sich instinktiv dem Werden der jungen Pflanze an.
    Nachdem er einmal drei Tage und drei Nächte geschlafen hatte, wachte er auf, wusch sich, aß und trank und ging etwas schuldbewußt von seiner Höhle in das Tal hinunter. Er spiegelte sich kurz im See, grinste sein bärtiges Gesicht an und lief dann zu der kleinen Einzäunung hin, die er zum Schutz der jungen Pflanze vor den Tieren gebaut hatte, obwohl sich diese nie der neuen Yggdrasil näherten.
    Als er sich kurz vor der Pflanze befand, stöhnte er auf. Die Pflanze war gewachsen, unbegreiflich schnell und hoch. Sie war jetzt zwei Meter hoch, so groß wie David, aber sie war befallen worden. Eine schwere grüne Ranke hatte sich darumgelegt wie eine bösartige Krankheit, und der junge, darunter fast begrabene Schößling war von grauroten Verdickungen bedeckt, die aussahen wie bösartige Furunkel.
    Stöhnend ging David auf die neue Yggdrasil zu. Plötzlich hatte er ein scharfes Steinmesser in der Hand. Wild hieb er auf eine Ranke ein. Aggressiv schoß bitterer schwarzer Saft hervor und benetzte seinen fast nackten Körper.
     
    *
     
    Asen-Ger lenkte die TASCA durch das Labyrinth Weltraum II. Er hatte es sich im Pilotensessel bequem gemacht. Aus halb geöffneten Augen starrte er auf die Bildschirme, die nur graues Wallen zeigten.
    Plötzlich zwinkerte er.
    Ein monströses Gespinst schälte sich aus den wabernden Schleiern heraus. Es war unendlich, schien Zeit und Raum zu erfassen.
    Eine Vision, dachte er.
    Aber er brauchte einige Zeit, um den Sinn zu entdecken. Zunächst dachte er, daß das seltsame und gewaltige Gespinst die Verbindungen, die Gesamtheit der Weltenbäume darstellte, auch wenn er nicht zu sagen vermochte, warum ihm ausgerechnet das in den Sinn gekommen war.
    Aber dieses merkwürdige, nicht genau zu definierende Gefühl … Seine Konzentration ließ nach, wurde von einer anderen Kraft zur Seite gedrängt, einer
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