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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System
Autoren: Henry Roland
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kristallklaren Spiegel, nachdem der Dunst abgezogen war: ihre schlanke, hochwüchsige, aber vorzüglich abgerundete Figur, ihre klassischen Gesichtszüge und das seltene honigblonde Haar, ihre blauen Augen und sinnlich vollen Lippen … Sie mußte zugeben, daß sie nie eine schönere Frau gesehen hatte. Inbrünstig beugte sie sich, vor und gab ihrem Spiegelbild einen leidenschaftlichen Kuß.
     
    *
     
    Die Besatzung der GARIBALDI schien einen kosmischen Regenbogen zu durchqueren. Hadersen Wells fühlte sich, als sei er zu einem Farbtupfer geworden, der substanzlos durch das Spektrum aller Farben und Farbschattierungen des Universums schwebte. Die subjektive Sogempfindung innerhalb des RZS machte sich in einem Prickeln der Haut, einem seltsamen Ziehen in den Gliedmaßen sowie einem Verschwimmen der Sinneseindrücke bemerkbar. Das Singen energetischer Kraftströme beherrschte die neuralen Wahrnehmungen. Wells sah die Egosphären seiner Kameraden wie lichte Kugeln mit leisem Knistern durch eine in Rasterpünktchen aufgelöste Umwelt gleiten. Den Betroffenen kam es länger vor, aber anhand exakter Chronometer ließ sich nachweisen, daß eine derartige Abstrahlung nur Sekundenbruchteile beanspruchte.
    Dann stellte sich die Stofflichkeit wieder her – und im selben Augenblick gellten schrille Alarmsignale durch die Protopkuppel am Bug der GARIBALDI. Wells eilte sofort an die Kontrollen. Die Stimme des Bordcomputers stieß ein unverständliches Krächzen aus und verstummte in kaum hörbarem Säuseln. Die Beleuchtung flackerte, und man spürte ein schlagartiges Nachlassen der künstlichen Schwerkraft. Einige Logenmitglieder torkelten infolge zu heftiger Bewegungen haltlos durch die Zentralebene.
    In fieberhafter Hast las Wells Daten ab. Bei seinem durch sein Übergewicht erhöhten Blutdruck rauschte ihm das Blut nun unter verminderten Schwerkraftverhältnissen wie ein Sturzbach durch die Adern. Beiläufig bemerkte er, daß Llewellyns goldene Gestalt an seine Seite geraschelt kam. »Was ist denn los?« erkundigte sich der Riemenmann gereizt.
    »Energieschwund!« schnauzte Wells. Die Temperatur im Innern der GARIBALDI begann spürbar zu sinken. Trotzdem brach dem Ex-Summacum plötzlich Schweiß aus allen Poren. »Notaggregate manuell aktivieren!« brüllte er quer über die Zentralebene. »Bordcomputer macht nicht mehr mit! Alle Energie dem Lebenserhaltungssystem zuleiten, oder wir sind in ein paar Minuten zu Kristallen gefroren!«
    »Verstanden!« schrie Winchinata Jacques zurück, die sich in unmittelbarer Nähe der entsprechenden manuellen Schaltungen befand.
    »Irgendwelche Ursachen erkennbar?« wollte Llewellyn 709 wissen. Ein leichtes Beben ging durch das Raumschiff, als neue Energieschübe die wichtigsten Bordanlagen zu versorgen anfingen. Die Beleuchtung hellte sich auf, das künstliche Schwerkraftfeld stabilisierte sich; nur die Normalisierung der Temperatur ließ noch auf sich warten. Der ins All abgestrahlte Wärmeverlust konnte nicht so schnell ausgeglichen werden.
    »Geduld«, fauchte Wells. »Es muß sich um äußere Ursachen handeln. Das Schiff ist auf Aqua vor dem Abflug noch einer Generalwartung unterzogen worden. So ein Totalausfall ist undenkbar. Zuerst müssen wir mal feststellen, wohin wir überhaupt geraten sind.« Von seinem Kontrollpunkt aus übersteuerte er Winchinatas Schaltungen und leitete dem Bordcomputer Energie zu. »Positionsbestimmung!«
    Der Computer konsultierte innerhalb von Nanosekunden die Ortungsinstrumente, ehe er die gewünschte Auskunft gab. »Position liegt außerhalb des galaktischen Siedlungsbereichs«, quäkte die Apparatur, als sei sie beleidigt. »Keine Katalogdaten abrufbar. Entfernung zur Erde schätzungsweise achttausendzweihundert Lichtjahre.«
    »Uff!« entfuhr es Dime Mow, der sich inzwischen mit Farewell-Paal und Luther Straightwire zu Wells und dem Riemenmann gesellt hatte. Die Logenmitglieder wechselten Blicke der Bestürzung.
    »Nächstes Sonnengestirn in zirka einhundert Millionen Kilometern Entfernung. Ein Planet, Abstand von gegenwärtiger Position fünfhunderttausend Kilometer. Diverse Objekte auf zweihundert Millionen Kilometern Abstand vom Zentralgestirn in kreisförmigem Orbit. Diverse Objekte in hohlkugelförmiger Anordnung rings um den einzigen Planeten. Genauere Daten stehen noch aussssss-krrtz …!«
    »Was ist das für ein Quatsch?« knirschte Wells, während er dem Bordcomputer die Energiezufuhr abschnitt und statt dessen der Außenblickfelddarstellung
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