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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System
Autoren: Henry Roland
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diesem System – für uns alle.«
    »Ich passe schon auf Maury auf«, versprach Straightwire, und die Treiberin zuckte resignierend die Schulter.
    Tsien-Wan kehrte zurück auf die Zentralebene. »Die Innen-Checks haben bei den Ringos keine Störungen ergeben«, meldete er. »Sie müßten auch im Weltraum komplikationslos funktionieren.«
    Kurze Zeit später verließen drei Ringos den Hangar der GARIBALDI. Tatsächlich hatten die Kleinraumer keinerlei Schwierigkeiten. Angetrieben durch Sonnenkollektoren und Magnetfeldtaster, erwiesen sie sich als unempfindlich gegenüber jenem Einfluß, der zahllose größere Raumfahrzeuge in diesem Sonnensystem bewegungsunfähig festhielt.
    Ein Ringo steuerte Glimmer an. Ein zweiter entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung, zu dem Ring unbekannter Objekte, die Türkis in einem Abstand von zweihundert Millionen Kilometern umkreisten. Der dritte Ringo verschwand mit Langsamfahrt, nur durch schwache Schübe aus dem Notantrieb und den Steuerdüsen gelenkt, zwischen den finsteren Schatten und Formen der gestrandeten Raumschiffe. Inmitten der Wracks und aktivitätslosen Rümpfe schwebte die GARIBALDI mit ihren Positionslichtem wie ein zu spät gekommenes Feuerschiff im Strandgut eines endlosen Ozeans. Die Sterne waren kalt und fern.
     
    *
     
    »Sie haben es also auch bemerkt?« vergewisserte sich Lalaja Banimanjaja und musterte die multisensorische Maske ihrer Vorgesetzten mit einer Ernsthaftigkeit, als gäbe es dort etwas zu erkennen. Aber sie war jung und ehrgeizig und wußte, was sie einem Schatten aus Führungskreisen schuldete. Dafür bestand sie andererseits auf allem, was man ihr schuldete: Vor Jahren hatte eine spitzzüngige Adeptin sie »Lala« zu benennen versucht. Vierzehn komplizierte Operationen waren nötig gewesen, um die Adeptin wieder einigermaßen zu rehabilitieren. Anschließend war Lalaja zur Spezialausbildung an die Schatten-Abteilung Sonderverhör C überstellt worden. Dank ihrer ausgeprägten PSI-Begabung hatte man sie jedoch bald in die mit viel höherem Status versehene Abteilung Sonderverhör A versetzt.
    Die andere Frau nickte bedächtig. Ihr Körper ließ keine Rückschlüsse auf ihr Alter zu; ihr Haar war kurz, von tiefdunklem Kastanienbraun und lockig. »Kommandant Jenver hat sich während der Durchquerung von Weltraum II eindeutig nicht in einem Betäubungszustand befunden. Die Droge hat eine gewisse Schläfrigkeit hervorgerufen, aber keine Besinnungslosigkeit. Dabei handelt es sich zweifelsfrei um eine Anomalie. Normalerweise können Personen ohne PSI-Potential den Weltraum II nicht durchqueren, ohne psychische Schäden zu erleiden. Um eine Anomalie über jene hinaus, die man in ihren manischen Zwangsvorstellungen bezüglich irgendeiner irrealen und irrelevanten genetischen Reinheit und ihrem aggressiven Narzißmus sehen darf …«
    Lalaja erlaubte sich ein Halblächeln. Sie trug keine MS-Maske. Noch war sie nicht wichtig genug. Ihr schwarzes Haar war im Nacken zu einem Knoten verschlungen und ließ ihr schmales, knochiges Gesicht ein wenig sanfter wirken. »Was sollen wir unternehmen?«
    »Wir warten ab«, lautete die Antwort der Maskierten. »Wir müssen um jeden Preis dafür sorgen, daß die Cosmoralität eine Gelegenheit erhält, die besonderen Eigenschaften von Kommandant Jenvers Gehirn oder dessen psychischem Apparat zu erforschen. Die Tatsache, daß es Nicht-PSI-Begabten offenbar unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, die Durchquerung von Weltraum II bewußt mitzuerleben, besitzt für die Zukunft der KK-Raumfahrt zweifelsohne die allergrößte Bedeutung. Was auch geschieht: Kommandant Jenver darf auf keinen Fall irgend etwas zustoßen. Ab sofort steht die Queen unter unserem persönlichen Schutz.« Mit der schwarzen Uniform und dem unkenntlichen Gesicht wirkte der Schatten, während er diese Worte sprach, wie ein schwarzer Engel der Vorsehung.
    »Halten Sie es nicht für bedenklich, daß Jenver die Cosmoralität nicht von sich aus auf ihre besondere Eigenheit aufmerksam gemacht hat?« meinte Lalaja.
    »Doch. Aber ich sehe noch keinen Grund zum Eingreifen.« Der Schatten stand auf und strich seine Uniform glatt. Lalaja erhob sich ebenfalls und wiederholte die Bewegung in fast sinnlicher Einmütigkeit. »Gehen wir in die Steuerzentrale«, fügte ihre Vorgesetzte hinzu. »Wir müssen über die Ereignisse auf dem Laufenden bleiben.«
    Die beiden Schatten verließen ihr Quartier. Zahlreiche Graugardisten hasteten durch die Korridore und
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