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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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kalt und unbeweglich wie ein Metallstab in seinen zitternden Armen: Growan freute sich aufrichtig und war glücklich darüber, daß sie eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, aber es würde nicht leicht für sie sein. Seine Worte ließen daran keinen Zweifel.
    »Und wer nimmt meine Stelle ein?« wiederholte sie ihre Frage.
    Growan ließ sie los, hielt aber ihre Hand in der seinen.
    »Clint hat mir einen George Hados vorgeschlagen«, erklärte er. »Wir werden ihn gemeinsam prüfen, und wenn er etwas taugt, wird er Chefbiologe. Du hast ja das nötige Wissen, um ihn beurteilen zu können. Ich bin ganz sicher – wir werden beide glücklich sein.«
    »Ja«, sagte Myriam mit aller Wärme, zu der sie im Augenblick fähig war. »Wir werden sehr glücklich sein. Wenn du mich jetzt entschuldigst? Das alles ist ein wenig viel für mich.«
    »Du hast nicht einmal gefragt, wann unsere Hochzeit sein wird«, meinte Growan. »Können wir nicht bei einem Glas Wein darüber sprechen?«
    »Ich überlasse es ganz dir«, lehnte Myriam erschöpft ab. »Nur eine Bitte habe ich: nicht zu viele Gäste. Wie du selbst gesagt hast, muß ich mich an die Rolle einer Manag-Gattin erst gewöhnen, und ich möchte dir keine Schande machen.«
    »Aber Liebes!« Growan schüttelte den Kopf. »An deinem Hochzeitstag brauchst du nichts weiter zu tun, als schön auszusehen und glücklich zu sein. Alles andere wird sich nach und nach ergeben. Ich werde dir Zeit lassen. Alle Zeit, die du brauchst.«
    »Gut. Bis Ende dieser Woche möchte ich meine Angelegenheiten noch ordnen, meine Forschungen abschließen, damit mein Nachfolger sich zurechtfindet. Dann bin ich frei für dich, und du kannst den Hochzeitstag bestimmen, wann immer es dir recht ist. Nur bis Ende dieser Woche möchte ich noch allein sein. Es ist nicht so einfach, einen Lebensabschnitt abzuschließen und sich auf einen neuen vorzubereiten.«
    »Das verstehe ich natürlich«, erwiderte Growan, aber seine Enttäuschung war nicht zu übersehen. »Soll ich dich begleiten, Liebes?«
    »Es ist nicht nötig«, sagte Myriam. »Ich wußte ja nicht, daß du mir heute einen Antrag machen wolltest, und Shadow wartet mit einem Gleiter draußen. Ich möchte ihn nicht beleidigen. Er ist ein wertvoller Mitarbeiter.«
    »Also gut. Weil du mich darum bittest. Aber ab morgen löse deine Verbindung zu diesen Treibern. Ich leugne nicht, daß sie fähige Menschen sind, aber es wäre mir lieb, wenn man dich nicht mit ihnen in Verbindung bringen würde. Tu mir den Gefallen.«
    »Jeden Gefallen.« Myriam raffte ihren Umhang von einem Stuhl und ging mit großen Schritten auf die Tür zu. Sie wollte nichts als hinaus.
    Growan folgte ihr und winkte, als sie in den Gleiter stieg. Shadow startete die Antriebsaggregate und vermied es, ihr ins Gesicht zu sehen. Myriam sank in den Sitz zurück und schloß die Augen.
     
    *
     
    Über Ödrödir hing tiefste Dunkelheit. Schnee, der von Regen kaum zu unterscheiden war, schwebte glitzernd durch die Lichtbahnen der Gleiterbeleuchtung. Einen Tag klirrende Kälte, am nächsten ungewöhnliche Wärme, das Wetter in Grönland spielte verrückt, und dementsprechend war auch die Stimmung der Menschen, die in Grönland lebten, durchweg gereizt.
    »Vielleicht liegt es am Wetter, daß ich Lust habe, jemanden umzubringen«, sagte Myriam laut, als Shadows Privatgleiter, ein winziges, äußerst primitives Ding, zur Landung auf einem Felsvorsprung neben Merlins Höhle aufsetzte.
    »Wohl eher an terGorden«, meinte Shadow beiläufig. »Wenn du meine Meinung hören willst – es war eine verdammt hinterhältige Idee von Mar-Estos, dich für unsere Zwecke auf ihn anzusetzen. Er behauptet, daß er dich liebt, und doch verkuppelt er dich an den alten Gecken.«
    »Mar-Estos nutzt mich nicht aus«, widersprach Myriam. »Ich bin alt genug und habe meine Entscheidung selbst getroffen. Was wir tun, ist notwendig. Die Ziele der Terranauten sind wichtiger als Gefühle. Und was heißt schon Liebe? Mar-Estos und ich haben uns gut verstanden. In jeder Beziehung. Wir haben die gleichen Überzeugungen und Ansichten, und wir schätzen uns gegenseitig. Es tut weh, ihn zu verlieren, sicher, aber man stirbt nicht daran. Liebe! Bei Yggdrasil! Wer kann denn heute noch lieben?«
    »Ich zum Beispiel!« sagte Shadow und setzte den Gleiter, auf dessen Besitz er sehr stolz war, vorsichtig auf den Felsvorsprung. »Und Kuhn. Er ist für dich gestorben.«
    »Nicht für mich. Für die Terranauten. Und du, Shadow? Du bist von
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