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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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einen heillosen Schrecken eingejagt, als er sie einlud, mitten in der Nacht nach Ödrödir zu einem geheimen Treffen zu kommen. Sie waren fest davon überzeugt, daß er sie den Grauen ausliefern wollte.«
    »So fest nun auch wieder nicht.« Ein junger Bursche von höchstens siebzehn Jahren sprang von der Felsnase über dem Höhleneingang herunter und fluchte erbärmlich, als er sich bei der Landung die Knie aufschürfte. Myriam konnte sich an ihn erinnern. Er hieß Kenneth und betreute die Mistelkulturen im Labor.
    »Meine Freunde sind absprungbereit«, sagte er, nachdem er seine Knie ausreichend massiert hatte. »Es wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn unser starker Summacum sie ein wenig auffangen könnte. Tiefsprung ist nicht unsere Stärke.«
    Es dauerte eine geraume Weile, bis alle vierzehn Treiber in Merlins Höhle versammelt waren. Mar-Estos beachtete die Neuankömmlinge nicht, die scheu neben dem Eingang standen. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Asen-Ger, der gelassen darauf wartete, daß man ihn ansprach.
    »Wer bist du?« fragte Mar-Estos, nachdem sonst niemand Anstalten machte, das Wort zu ergreifen.
    »Ich bin Asen-Ger«, antwortete der Summacum einfach. »Logenmeister und Terranaut.«
    »Terranaut?« Mar-Estos betrachtete ihn von oben bis unten. »In dem Zusammenhang habe ich deinen Namen nie gehört.«
    »Es wäre auch nicht besonders klug von mir, in die Welt hinauszuposaunen, daß Asen-Ger zu den Terranauten gehört, oder?« meinte Asen-Ger freundlich. »Man kennt mich. Ich muß doppelt vorsichtig sein, weil mein Aussehen leider so unverkennbar ist. Du kannst nichts von mir gehört haben. Deshalb bin ich ja selber gekommen.«
    »Hast du einen Beweis mitgebracht?«
    »Nur mich selbst. Ich stelle euch mein Bewußtsein zur Verfügung, wenn ihr mir so nicht glaubt.«
    Mar-Estos blickte ihm in die Augen. »Unsere telepathischen Fähigkeiten sind viel zu schwach entwickelt«, meinte er grimmig. »Ich habe trotz meiner PSI-Kräfte nur wenige Male als Treiber gearbeitet. Aber ich weiß, daß nur wenige Treiber daran interessiert sind, ihre Begabung über das Notwendige hinaus zu erproben. Auch ich habe die Möglichkeiten, die PSI uns bietet, erst spät erkannt.«
    »Das ist es, was ich ändern möchte«, erklärte Asen-Ger. »In meiner Loge verfügen alle Treiber über ein austrainiertes PSI-Potential. Natürlich können auch ihre Begabungen noch weiterentwickelt werden, aber gegenüber dem durchschnittlichen Treiber haben wir schon einen gewaltigen Vorteil.«
    »Ich könnte herausfinden, ob er es ehrlich meint«, mischte Merlin III sich ein. »Seit kurzem spüre ich, daß Yggdrasil wieder Kraft in mich einströmen läßt. Zwar weiß ich nicht, ob ich eine Gedankensperre durchbrechen könnte, aber er hat angeboten, sich freiwillig befragen zu lassen, und wenn ich eine Sperre fühle, ist das Beweis genug, daß er nicht das ist, was er zu sein vorgibt.«
    Asen-Ger wandte sich ihm lächelnd zu. »Du bist Merlin«, sagte er. »Growan hat von dir gesprochen. Er schien nicht ganz überzeugt zu sein, daß du wirklich aus der Vergangenheit kommst, oder vielleicht wollte er mir gegenüber nicht zugeben, daß er solch eine phantastische Geschichte glaubt. Aber ich kenne deinen Namen auch aus Büchern. Man könnte fast sagen, daß wir alte Freunde sind.«
    »Das macht es leichter«, antwortete Merlin. »Alten Freunden gegenüber hat man keine Geheimnisse.«
    Asen-Ger zuckte unmerklich zusammen, als Merlin an ihn herantrat und ihm eine Hand auf die Stirn legte.
    Myriam erinnerte sich an die Geste. Auf die gleiche Weise war Merlin in ihr Bewußtsein eingedrungen und hatte sie in einen schlafähnlichen Zustand versetzt, der es ihm ermöglichte, ungehindert ihre Gedanken zu lesen.
    Asen-Ger schloß die Augen. Er schien kleiner zu werden, als sein Körper unter der lautlosen Forderung Merlins erschlaffte. Trotzdem hielt er sich aufrecht. Die Haut über seinen Backenknochen wurde weiß vor Anspannung, und an seinem Hals traten dicke Sehnenstränge hervor wie bei einer schweren körperlichen Anstrengung.
    Merlins rasselnder Atem erfüllte die Felsenhalle. Das Gesicht des alten Mannes sank ein und wurde zu einer fleischlosen Maske. Die beiden standen sich gegenüber wie Ringer, die mitten im Kampf erstarrt waren.
    »Weckt sie auf!« sagte Myriam flüsternd. »Sie bringen sich um!«
    Im gleichen Augenblick brach Asen-Gers Widerstand zusammen. Eine Sturzflut von Gedanken und Emotionen, von Merlin aus den Kammern des
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