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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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Mar-Estos so verschieden wie die Sonne vom Mond. In dir kann eine Frau sich verlieren, wenn sie nichts weiter als Frau sein will. Ich gebe zu, manchmal bin ich in Versuchung gekommen, aber nur die Frau eines Mannes zu sein – nein, das ist zu wenig für mich. Ich bin ich, und das will ich bleiben, egal, wie weh es tut.«
    »Pathetisch bist du außerdem«, erwiderte Shadow lächelnd und hob sie aus dem Gleiter. Als sie sich sträubte, sagte er: »Stell dich nicht so an. Ab morgen mußt du ganz allein auf deinen beiden Füßen stehen, also laß dich verwöhnen, solange du noch Gelegenheit dazu hast.«
    Er hob sie mühelos auf die Arme und trug sie auf den Eingang von Merlins Höhle zu. Myriam legte ihm den Arm um den Hals und fühlte, daß es ganz angenehm war, sich für einige Augenblicke einem anderen Menschen anzuvertrauen.
    Merlin saß am Kopfende des großen Steintisches und hatte zwei Misteln vor sich liegen, die er aufmerksam studierte. Die beiden Lemas und Jonsson beugten sich über ihn, während Mar-Estos unruhig in der Höhle auf und ab wanderte. Als er Myriam in Shadows Armen erkannte, blieb er stehen.
    »Was soll der Unsinn?« fragte er unfreundlich.
    Shadow ließ Myriam vorsichtig zu Boden gleiten und streckte sich genüßlich. »Spiel dich nicht auf«, sagte er munter, »sondern halt lieber den Mund. Heute abend bist du nicht gefragt, großer Meister. Myriam hat Growan terGordens Heiratsantrag angenommen.«
    Mar-Estos’ Gesicht erstarrte. Santiago und Carlos, sogar Jonsson, richteten sich auf und blickten ihn an. In ihren Augen lag die gleiche spontane Abneigung wie in den Augen Shadows, der sich mit überkreuzten Armen gegen den Tisch lehnte. Seine Haltung drückte mühsam beherrschte Angriffslust aus.
    »Ihr wart alle damit einverstanden«, sagte Mar-Estos heiser. »Auch du, Myriam. Wollt ihr mir jetzt die Schuld geben?«
    »Wir kannten Myriam noch nicht, als wir den Beschluß faßten«, entgegnete Shadow. »Und wir liebten sie nicht, im Gegensatz zu dir. Wenigstens hast du behauptet, sie zu lieben. Nachdem du sie aber so bereitwillig einem anderen überläßt, kann wohl nicht viel dran gewesen sein.«
    »Was weißt du davon!«
    »Vielleicht mehr als du. Sogar Carlos hat sein Vorurteil gegen Frauen aufgegeben, seit er Myriam kennt. Freust du dich über die bevorstehende Hochzeit, Carlos?«
    Carlos Lema schüttelte langsam den Kopf. »Myriam ist viel zu schade für den alten Narren«, murmelte er. »Wo gibt es schon Frauen, mit denen man lachen kann?«
    Mar-Estos starrte wild in die feindseligen Gesichter. »Ja, glaubt ihr denn, mir macht das nichts aus?« brüllte er plötzlich. »Aber warum haben wir uns denn zusammengeschlossen? Um zu zerbrechen, wenn wir etwas verlieren, das wir lieben? Terra! Terra war, ist und wird sein, wenn wir alle tot sind. Für die Zukunft müssen wir planen. Neue Kinder werden geboren. Sie haben ein Recht auf Freiheit! Wie wir alle! Und Freiheit fordert Opfer! Wollt ihr, daß ganze Generationen in der Stumpfheit von Relax-Wohnzentren aufwachsen? Als Humos schuften für den Reichtum der Konzerne? Daran gehindert werden zu lernen, was ihren Fähigkeiten angemessen ist, nur weil sie in der falschen Kaste geboren wurden und die Computer sie ihr Leben lang um die richtige Einstufung betrügen?«
    »Du weißt, daß wir das nicht wollen!« schrie Shadow zurück, der die wenigste Angst vor Mar-Estos zu haben schien. »Aber muß es ausgerechnet Myriam sein? Ihre Intelligenz, ihre Persönlichkeit – müssen wir sie an Growan terGorden verschwenden?«
    Mar-Estos ballte die Fäuste und ging auf Shadow zu, der sich vom Tisch abstieß und ihm entgegentrat. Unvermittelt ließ der Führer der Terranautengruppe die Hände sinken und schüttelte wild den Kopf.
    »Wir sind Freunde«, sagte er leise. »Ich verstehe, warum ihr wütend seid. Mir geht es nicht anders. Aber gerade weil Myriam eine Persönlichkeit ist, gerade weil sie immer sie selbst bleiben wird, ohne verändert zu werden von Geschehnissen oder Menschen, denen sie begegnet, gerade deshalb muß sie es sein. Eine schwächere Frau könnte uns nicht helfen. Myriam bleibt Myriam, ob bei terGorden oder bei uns. Sie ist Terranaut und bleibt Terranaut. Begreift ihr das?«
    Shadow senkte den Kopf. »Wir begreifen«, sagte er. »Aber es fällt nicht leicht.«
    »Hat einer von euch vielleicht daran gedacht, daß ihr über jemanden streitet, der anwesend ist?« fragte Myriam neugierig. »Ihr macht mich ganz schön verlegen mit euren
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