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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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hinterließ in David das Gefühl, gewaltsam aus einem tiefen Schlaf geweckt worden zu sein. Vollkommen verwirrt blickte er durch den fremdartigen Raum und dann auf Merlin, der tief und gleichmäßig zu atmen begann, in dem gleichen Rhythmus, in dem auch die Felswände der Kammer pulsierten, die David zuerst betreten hatte.
    »Farrell, Ramee, Reta«, fragte David. »Wo sind sie? Und Ödrödir …? Ich war doch eben noch in Ödrödir. Ich weiß genau, daß ich am Eingang der Höhle eingeschlafen bin, und als ich aufwachte, wurde ich von einer Banshee …«
    Merlin bewegte sich. Die starre Haltung seines Körpers lockerte sich, und er wandte den Kopf, um David anzusehen.
    »Deine Freunde sind in Sicherheit«, sagte er bedächtig. »Vorläufig wenigstens. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    David nickte geistesabwesend. »Aber ich begreife das alles nicht«, murmelte er. »Ich war auf Rorqual. Wir suchten einen Ausgang aus der Burg der Grünen Flieger. Dann Dunkelheit – alles veränderte sich. Ich öffnete eine Tür und fand mich in Grönland wieder. Da war der Weg, auf dem ich zu dir gekommen bin – Ödrödir, Yggdrasil. Der Baum war gesund und kräftig wie früher, als ich noch ein Kind war. Eine Banshee griff mich an – von da ab weiß ich nichts mehr. Ich kam hierher. Und hier finde ich dich. Dabei habe ich mit eigenen Augen deinen Leichnam gesehen.«
    Merlin schüttelte den Kopf. »Ich war nicht tot«, sagte er. »Ich bin nur wieder dahin zurückgekehrt, woher ich kam – nach Weltraum II. Für mich kann es viele Tode geben, aber niemals einen endgültigen.«
    David wich unwillkürlich zurück. Er kannte Merlin, seit er denken konnte. Der alte Mann war sein Begleiter durch seine Kindheit gewesen und später ein unschätzbarer Helfer. Schon immer war Merlin von Geheimnissen umgeben gewesen, aber doch menschlich. Jetzt allerdings hatte David das Gefühl, einem vollkommen fremden und unglaublich mächtigen Wesen gegenüberzustehen.
    »Wie ist das möglich?« fragte er.
    Merlin schüttelte den Kopf. »Warum hast du auf einmal Angst vor mir?« fragte er. »Du erinnerst mich an die Menschen, die ich in meiner Jugend kannte. Sie fürchteten alles, was sie nicht verstehen konnten, und rotteten es aus. Von dir hätte ich diese Reaktion allerdings nicht erwartet.«
    David setzte sich auf eine der Bänke. »Ich habe keine Angst«, meinte er. »Nur mein Gehirn weigert sich, noch mehr an ungelösten Fragen und Problemen aufzunehmen. Wenn ich dich recht verstehe, hast du mich also hierhergeführt. Und wo bin ich hier?«
    »In meiner Vergangenheit«, antwortete Merlin lächelnd. »Auf der Suche nach Wissen und nach Hilfe bist du nach Ödrödir geflüchtet oder wenigstens in ein Abbild von Ödrödir, denn du warst immer noch auf Rorqual. Die Welträume überschneiden sich dort. Risse sind entstanden, und du hast einen von ihnen gefunden. Es war die böse Macht der Schiffe, die euch verfolgt haben. Valdecs Wahnsinn hat jetzt auch Rorqual erreicht. Aber das Böse bringt auch manchmal Gutes hervor. Es öffnete auch mir ein Tor nach Rorqual. Deine Bereitschaft, dich mit mir in Verbindung zu setzen, bot mir die Möglichkeit, als Banshee in dich einzudringen und dich durch die Zeit zu führen – zu mir. Du befindest dich mehr als tausend Jahre in der Vergangenheit, in einem England, dessen Bevölkerung von den normannischen Eroberern unterdrückt wird.«
    »Ich wollte zu dir, um zu erfahren, was es mit Rorqual auf sich hat«, sagte David tonlos. »Ein Abbild von Ödrödir, sagst du?«
    Merlin nickte. »Ein Heiliges Tal, wie du es dir gewünscht hast«, sagte er. »Rorqual selbst ist nichts, aber Rorqual ist die Heimat aller Verlorenen.«
    »Ist das die Antwort auf meine Frage?«
    »Es wird eine Antwort sein, sobald du darüber nachdenkst und begreifst. Aber ich habe dich hierhergerufen, weil ich mit dir über Yggdrasil sprechen muß. Du weißt, daß ihr verloren seid, wenn Yggdrasil endgültig stirbt?«
    »Ich weiß es!« sagte David heftig. »Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich es auch glauben soll. Yggdrasil, die Misteln – sind sie wirklich so wichtig für die Treiberraumfahrt? Ich habe lange keinen Kontakt mehr mit Yggdrasil gehabt. Was ist sie wirklich? Was sind ihre Ziele? Und wie ist es möglich, daß du dich zwischen den Welträumen bewegen kannst, wie ein Mensch von einem Planeten zum anderen fliegt – und ganz ohne Misteln?«
    »Was Yggdrasil betrifft – so steht es mir nicht zu, darüber zu reden. Die
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