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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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Terranauten müssen ihr helfen, sie darf nicht sterben. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie selber mit dir sprechen.«
    »Wird sie das?« fragte David zweifelnd.
    »Du kannst sicher sein. Yggdrasil ist von größerer Bedeutung, als du jetzt ahnen kannst. Sie ist die Beschützerin und die Botschafterin der Menschheit im Kosmos. Daß ich ihre Misteln nicht brauche, um mich in Weltraum II zu bewegen, hat einen bestimmten Grund. Meine Familie ist uralt, und alle meine Vorfahren befaßten sich mit ›Magie‹, wie man es damals nannte. Sie wußten um die verborgenen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns, und so erfuhren sie vom zweiten Universum. Innerhalb von Generationen mehrte sich das Wissen, und hätten nicht die Römer das Geschlecht der Druiden nahezu ausgerottet – vielleicht hätte die Menschheit schon viel früher die Geheimnisse des Weltalls erforscht.«
    »Und du warst einer dieser – Druiden?«
    Merlin schwieg eine Weile. Auf eine Handbewegung von ihm erlosch die grelle Helligkeit, die den Raum erfüllt hatte. Das Felsgestein der Nische, durch die David gekommen war, wurde klar und durchsichtig wie Glas. Gedämpftes Sonnenlicht, durch den Wasserfall vor dem Höhleneingang in matte Farben zersplittert, fiel in den Raum.
    »Ich war von ihrem Blut und hatte die Gabe. Das Wissen aber mußte ich mir selbst aneignen. Dir alles zu erzählen, würde zu weit führen. Nur soviel: Ich diente König Artus, dem letzten großen Herrscher der Briten, bevor das Volk der Sachsen die Macht an sich riß, das wiederum von den Normannen verdrängt wurde. Ich diente Artus lange Zeit, bis ich einer Intrige zum Opfer fiel. In einem Moment der Unachtsamkeit wurde ich in diese Höhle verbannt und in einen Schlaf gezwungen, der nach dem Willen meiner Feinde ewig dauern sollte.«
    David sprang unruhig von der Bank auf und wanderte durch den Raum. Nicht einmal in der Burg der Grünen Flieger hatte er sich so fremd und unsicher gefühlt wie in der Welt, die Merlin mit seinen Worten vor ihm erstehen ließ.
    »Die Menschen deiner Zeit müssen mächtiger gewesen sein als wir«, sagte er unwillig. »Das ist doch unmöglich. Haben wir denn in fast zweitausend Jahren nichts dazugelernt?«
    »O doch. Die Menschheit hat gelernt, aber sie hat sich nicht entwickelt. Im Grunde seid ihr immer noch die gleichen wie vor tausend oder zweitausend Jahren. Und ihre PSI-Fähigkeiten haben die Menschen lange Zeit geleugnet. Selbst das Jahrhundert, in dem du lebst, empfindet sie noch als erschreckend. Die Garden hatten viele freiwillige Helfer, als die Jagd auf die Treiber begann.«
    »Und zu deiner Zeit war das anders?«
    »Bei der Masse der Bevölkerung nicht, aber unser Geschlecht suchte einen anderen Weg, den Weg des Liedes und der Bäume. Wir wandten uns unserem Geist zu, und wir mußten ihn ausnutzen, um zu überleben.«
    »Wenn deine Feinde so stark waren, wie ist es dir dann gelungen, dich aus deinem Gefängnis zu befreien?«
    »Es dauerte einige Jahrhunderte, bis der Bann durch die Veränderungen, die in der Welt vor sich gingen, so weit geschwächt war, daß ich ihn abschütteln konnte – teilweise. Mein Körper blieb in dieser Höhle, aber es gelang mir, meinen Geist freizusetzen. Bei meinem Erwachen fand ich mich in dem Raum, den du Weltraum II nennst.«
     
    *
     
    Merlin stand abwartend vor dem durchsichtigen Teil der Felswand, und beobachtete, wie sich vor der Höhle die Dämmerung herabsenkte, während David, der sich wieder gesetzt hatte, schweigend vor sich hinstarrte.
    Es war David nie zu Bewußtsein gekommen, daß Merlin eine Vergangenheit haben könnte. Er hatte den alten Mann als eine Selbstverständlichkeit betrachtet, die immer dagewesen war und immer dasein würde. Erst durch Merlins Bericht war ihm klargeworden, wie weit der Hüter Yggdrasils seine Ahnenreihe zurückverfolgen konnte und wie fest er in der Vergangenheit verwurzelt war.
    David ballte die Fäuste. Er dagegen – sicher, er hatte seinen Vater gekannt, aber was wußte er von seiner Mutter? Gelegentlich hatte er verschwommene Andeutungen aufgeschnappt und natürlich die Geschichten gehört, die über Myriam terGorden im Umlauf waren, aber was davon konnte man glauben? Und was wußte er von den bedeutsamen Ereignissen der Zeit vor seiner Geburt? Nichts!
    Er hob den Kopf, um Merlin eine Frage zu stellen, als er das Gefühl hatte, von einer gewaltigen, eiskalten Faust im Nacken gepackt zu werden. Die teppichbehangenen Felswände um ihn herum drehten sich in einem
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