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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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nie verwinden, daß …«
    Merlin brach ab. David fuhr hoch.
    »Die Schuld meines Vaters!« sagte er zornig. »So einfach ist das also. Meinen Vater habe ich kaum gesehen, aber du warst immer da, und du hast mir auch nichts gesagt. Hast du keine Schuld?«
    Merlin wiegte den Kopf. »Vielleicht«, meinte er. »Ich wollte abwarten, bis du alt genug warst, um begreifen zu können, was ich dir mitzuteilen hatte. Es ging nicht einfach nur darum, dir zu sagen, wer und was deine Mutter gewesen ist, sondern zugleich mit diesem Wissen hätte ich dir eine schwere Bürde übergeben müssen, der du damals noch nicht gewachsen warst.«
    »Jetzt bin ich alt genug. Und die ›Bürde‹ habt ihr mir schon lange aufgeladen. Wie wäre es, wenn ich jetzt endlich erfahren dürfte, weshalb ich eigentlich so unersetzlich als Führer der Terranauten sein soll?«
    Merlin legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm forschend in die Augen. David erwiderte den Blick.
    »Du bist immer noch sehr jung«, sagte Merlin nach einer Weile, »immer noch zu leicht erregbar und sehr verletzlich. Doch das ist kein Fehler. Du bist der, der du werden solltest nach dem Willen Yggdrasils und deiner Mutter.«
    »Dem Willen Yggdrasils?« David unterdrückte die Unsicherheit, die in ihm aufstieg.
    »Es hätte keinen Zweck, dir mit Worten erklären zu wollen, was vor deiner Geburt geschehen ist«, sagte Merlin. »Wenn du einverstanden bist, werde ich in dein Bewußtsein eindringen und dir all meine Erinnerungen an deine Mutter übermitteln. Allerdings kann man nicht an jeder beliebigen Stelle in den Strom der Zeit springen. Deshalb wirst du auch an anderen Dingen teilhaben, die ich durchlebte, nachdem ich in Weltraum II aus meinem Bann erwachte.«
    »Irgend jemand hat einmal gesagt, daß der Weg zur Wahrheit immer lang ist«, meinte David und versuchte ein Lächeln.
    Merlin drückte ihn sanft in liegende Stellung zurück und beugte sich über ihn. Die schwarzen Abgründe seiner Augenhöhlen, in denen sich das Universum spiegelte, verbreiteten ein zitterndes Licht, hinter dem Merlins Gesicht zu einem Schatten verschwamm.
    David beobachtete, wie der Lichtschein sich zu einer Kuppel verband, die sich über seinen Kopf senkte. Er kämpfte gegen den Impuls an, Merlin beiseite zu stoßen und sich zu befreien. Ruhig liegenzubleiben und zu spüren, wie Merlins Geist seinen Weg in sein Bewußtsein suchte, kostete ihn Überwindung.
    Die dunkle Kuppel hüllte seinen Kopf ein, zog sich zusammen und legte sich wie eine Maske über sein Gesicht. David konnte die Augen nicht mehr offenhalten. Sein Körper wurde steif, und seine Herzfrequenz verlangsamte sich zu einem Tiefschlafrhythmus, sein Bewußtsein aber war hellwach. Er konnte sehen, obwohl seine Augen geschlossen waren, er hörte, fühlte, schmeckte und konnte sich bewegen, obwohl sein Körper starr auf der steinernen Bank liegenblieb.
    Vor ihm, in halber Dunkelheit, führte eine gewundene Treppe steil in die Höhe. Er warf einen flüchtigen Blick auf den schlafenden Teil seiner Existenz zurück, bevor er zielbewußt die Stufen hinaufstieg. Es gab keinen Zweifel für ihn, wohin diese Treppe führte und was dort auf ihn wartete, denn er war zwar immer noch David terGorden, aber gleichzeitig auch Merlin. Seine eigenen Erinnerungen wurden durch die Gedanken Merlins verdrängt, der den größten Teil seines Bewußtseins übernommen hatte.
    Die Treppe endete in einer dunklen, kalten Welt. Unter Davids Füßen war nichts als Schwärze, die unter seinen Schritten federte.
    »Sie wird dich tragen«, sagten Merlins Gedanken. »Wir dürfen nur nicht stehenbleiben, damit die Dunkelheit nicht in uns eindringen kann.«
    David gehorchte. Alle Bewegungen waren vollkommen mühelos, wie auf einem Planeten mit nur geringer Schwerkraft. Er hatte das Gefühl, Hunderte von Meilen zurückgelegt zu haben, genausogut konnte es aber sein, daß er ständig im Kreis lief oder nur auf der Stelle trat, denn es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, daß er überhaupt vorangekommen war.
    Ein Lichtpunkt tauchte vor ihm auf und kam rasend schnell näher. Oder bewegte er sich auf das Licht zu? Merlins Erinnerungen gaben keine Antwort auf die Frage. Es wurde auch gleichgültig, als der Lichtpunkt zu einer grünen Insel inmitten der Dunkelheit anwuchs. Üppige, fremdartige Vegetation wucherte aus sumpfigem Boden. Zwischen hohen, schuppigen Stämmen bewegten sich ungeheure Tiere mit langen Hälsen und kleinen Köpfen, die mit gemächlichen, aber
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