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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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sein konnte. Artus, der Bastard, der nach dem Abzug der Römer aus Britannien die Herrschaft für sich beanspruchte und sein Leben damit verbrachte, die verfeindeten Stämme des Reiches zu einigen. Er war sehr schlank, aber breitschultrig, hatte braunes, lockiges Haar, grüne Augen und wirkte beängstigend lebendig.
    Artus schien Davids Gedanken erraten zu haben, denn er lächelte und verbeugte sich leicht.
    »Es ist nicht mein Verdienst«, rief er, »daß ich mich hier frei bewegen kann. Das Leben hat mir nicht viel Kraft gelassen, aber dafür habe ich Merlin, ohne den ich nie ›König‹ Artus geworden wäre. Ihr seid, wenn ich recht verstehe, einer der Terranauten, für die ich und meine Freunde die Ehre hatten, eine Lanze zu brechen. Ich muß Euch dankbar sein. Der Kampf auf den Bergen des Heiligen Tals war eine willkommene Bereicherung unserer … Existenz.«
    »Uns hat er das Leben gerettet«, sagte David. »Also habe ich Euch zu danken. Der Tod scheint Euch nichts von Euren Fähigkeiten geraubt zu haben.«
    Artus’ Lachen fiel wie ein weißglühender Funken in die Stille von Weltraum II. David glaubte zu spüren, wie die Finsternis um ihn herum sich vor Schmerzen krümmte.
    »Soweit sie jemals vorhanden waren«, sagte der König. »Als ich lebte, war ich fest davon überzeugt, ein ganz besonderes Wesen zu sein, aber das hat sich geändert, nachdem ich hierher verbannt wurde. Deshalb war ich auch taub für die Bitten Merlins. Ich will nicht noch ein Reich errichten müssen und schon gar nicht in dieser Welt aus buntem Flickwerk und faden Erinnerungen. Das überlasse ich Euch, David terGorden.«
    »Ich werde mir kaum ein Reich aufbauen können«, meinte David. »Ich will es auch gar nicht. Je länger ich darüber nachdenke, desto wünschenswerter erscheint es mir, in Eurer Zeit gelebt zu haben. Es kommt mir vor, als sei damals alles einfacher gewesen.«
    »Einfacher? O nein, Sir David! Die Intrigen und die Menschen, die sie spinnen, bleiben immer die gleichen. Nur die Mittel ändern sich. Ihr kämpft mit Raumschiffen und Lasergeschützen – wir kämpften mit Pferden und Schwertern. Das ist der einzige Unterschied.«
    »Und die Tafelrunde?« fragte David. »Camelot?«
    »Habt Ihr keine Tafelrunde?« erwiderte Artus. »Und Camelot – es war nur ein Traum. Einer meiner vielen Träume. Es hat nie existiert, aber ich kann es Euch zeigen, wenn Ihr wollt.«
    Artus wandte sich um und hob beide Hände. Die Substanz des zweiten Universums, ungreifbar, aber doch vorhanden, zitterte in verhaltener Wut. Aus der Dunkelheit entstand ein Schatten, der ungeheuer schnell in die Höhe wuchs. Ein dünnes weißes Lichtband umrahmte die Umrisse von schlanken Türmen und einem massiven Burgkomplex. Weiches Fackellicht fiel aus Spitzbogenfenstern und dem geöffneten Tor auf eine baumbewachsene Ebene.
    David hielt den Atem an. Die Schönheit des Gebäudes war überwältigend.
    Artus blickte sich zu ihm um.
    »Nichts als ein Traum«, sagte er. Mit einer einzigen, verächtlichen Handbewegung löschte er das Bild aus. Die Burg verschwand. An ihrer Stelle reckte ein hoher Baum seine Zweige in die Dunkelheit. Die wächsernen Blüten üppiger Misteln verdeckten das dunkle Grün der langen Nadeln.
    »Das ist Euer Camelot«, sagte Artus. »Und es ist kein Traum. Hört auf Merlin, und macht Euch keine Hoffnungen darauf, daß Euer Leben jemals wieder Euch gehören wird. Ihr seid der Gefangene Eurer Aufgabe, aber dafür wird Euer Leben auch einen Sinn haben. Lebt wohl!«
    Es mußte Einbildung sein, aber David glaubte, den Luftzug zu spüren, den die Gestalt Artus’ verursachte, als der König an ihm vorbeiging. Er war versucht, die Hand nach ihm auszustrecken, aber rechtzeitig wurde ihm bewußt, daß er keinen Körper besaß und nur einer der vielen Schatten in Weltraum II war.
    Es war einfach, den Rückweg zu finden. W II hatte das Echo seiner Gedanken aufgefangen. David brauchte nur dem abgehackten Flüstern zu folgen, das ihm aus der Vergangenheit entgegenwehte. Endlich, nach einer ganzen Ewigkeit, wie es ihm schien, sah er die Treppe, die wie ein gewundener Pfeil in der Dunkelheit stand. Er glitt darauf zu, doch als er die oberste Stufe betreten wollte, lösten die Umrisse sich auf. Eiskalte Angst durchflutete sein Bewußtsein. Seine Gedanken durchforschten den Raum, der sich um ihn herum dehnte, und tatsächlich fand er die Treppe wieder, die jetzt an einer anderen Stelle in die Höhe ragte. Er eilte darauf zu, aber diesmal verschwand
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