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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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wahnwitzigen Wirbel, und die Faust drückte ihn unbarmherzig nach vorne auf einen senkrechten Schacht zu, der sich vor meinen Füßen öffnete.
    Vor Überraschung war er im ersten Moment zu keiner Gegenwehr fähig. Der rauhe Stein der Bank, an der er sich festklammerte, zerriß die Haut in seinen Handflächen. Er spürte den Schmerz nur ganz am Rande seines Wahrnehmungsvermögens. Alle seine Sinne waren auf die winzigen Gestalten konzentriert, die vom Boden des Schachtes zu ihm aufblickten.
    Farrell, Reta und Ramee saßen in einem Kreis von Malaiara. Flackerndes Licht beleuchtete ihre Gesichter, in denen Erstaunen und Verständnislosigkeit standen. Farrell bewegte die Lippen, und David glaubte, seinen Namen davon ablesen zu können. Er wollte rufen, aber der Druck in seinem Nacken preßte seinen Oberkörper so weit hinunter, daß er das Gleichgewicht zu verlieren drohte.
    Panikerfüllt krümmte er den Rücken und stemmte sich gegen den furchtbaren Griff in seinem Genick. Das Knirschen seiner vor Anstrengung zusammengepreßten Zähne dröhnte durch seinen Kopf, und er hatte das Gefühl, daß seine Halswirbel jeden Moment brechen mußten. Trotzdem kam die schwarze Öffnung immer näher auf ihn zu. Blut schoß in seine Augen, aber er konnte sehen, daß Farrell und Ramee aufsprangen und ihre Hände nach ihm ausstreckten, während Reta sich duckte und die Augen zuhielt.
    In dem Augenblick, als seine Armmuskeln nachgaben und er kopfüber von der Bank in den Schacht stürzte, verschwanden die Miniaturgestalten seiner Freunde. Er fiel auf eine gigantische silberne Fläche zu, auf die in Schwarz zwei Buchstaben aufgemalt waren – JO. Mehr konnte er nicht erkennen, da er unwillkürlich die Augen schloß.
    Der rasende Sturz endete abrupt. David stand in dem Computerring eines Raumers und sah vor sich den goldglänzenden Rücken Llewellyns, der in seinem Stuhl herumschwang und ihn fassungslos anstarrte. David wollte auf ihn zugehen, aber es gab keinen festen Boden unter seinen Füßen. Er roch zwar den unverwechselbaren Geruch, der in dem Computerring jedes Schiffes herrschte, ein Gemisch aus erwärmtem Protop und Metallfolie, aber er konnte nichts berühren.
    Immer mehr Treiber, die sich innerhalb des Ringes aufgehalten hatten, strömten zusammen. David sah bekannte und fremde Gesichter, unter ihnen auch die beiden Camerons. Es war gespenstisch zu beobachten, wie sich Lippen bewegten, ohne daß ein Laut zu hören war. Llewellyn war aufgestanden und kam auf ihn zu, aber noch während er sich zwischen den Besatzungsmitgliedern des Schiffes hindurchdrängte, rückte er immer weiter von David weg. Die Menschen, das Schiffsinnere glitten in die Tiefe wie eine Spielzeuglandschaft auf einer absinkenden Liftplatte. Ein feuriger Ball explodierte in Davids Kopf und löschte sein Bewußtsein aus.
     
    *
     
    Der grausame Schmerz in seinen verkrampften und überdehnten Muskeln brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er hockte immer noch in vornübergeneigter Haltung auf der Felsbank und starrte auf den geglätteten Steinboden vor sich.
    Stöhnend richtete er sich auf, schwang die Beine hoch und legte sie vorsichtig zurück. Die rauhe Unterlage war nicht eben bequem, aber sie war solide, und nach den Ereignissen der letzten Stunden hatte David ein starkes Bedürfnis nach soliden Dingen.
    Merlin setzte sich neben ihn. Sein weißes Haar war schweißdurchtränkt und wirkte wie altes Silber, sein Gesicht war erschöpft.
    »Sie denken an dich«, sagte er, »und beinahe wäre es ihnen gelungen, dich zurückzuholen. Rorqual gerät in Bewegung. Es geschehen Dinge, die nicht sein dürften. Zu viele PSI-begabte Hirne in einem kleinen Areal massiert – das ist nicht gut.«
    »Was meinst du damit?« fragte David mürrisch.
    »Du hast deine Antwort schon bekommen«, erwiderte Merlin. »Sobald du dir die Zeit nimmst, darüber nachzudenken, wirst du wissen, was ich gemeint habe.«
    David legte einen angewinkelten Arm über seine Augen.
    »Andeutungen«, murmelte er. »Mein ganzes Leben besteht aus Andeutungen und unbeantworteten Fragen. Nie bekomme ich eine klare, eindeutige Antwort. Schon als Kind, wenn ich nach meiner Mutter fragte, redeten alle Leute plötzlich von etwas anderem. Ich fühlte mich immer wie ein Monstrum, eine Mißgeburt, der man aus Mitleid verschweigt, was mit ihr nicht stimmt.«
    »Du bist weder ein Monstrum noch eine Mißgeburt«, sagte Merlin leise. »Wenn du dich so gesehen hast, war es die Schuld deines Vaters. Er konnte
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