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Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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Druckwelle in ihren Ohren. Erhitzte Luft pfiff durch das geöffnete Fenster. Die Wände bebten, im Nebenraum ein Schrei, ein ersticktes Stöhnen, das bald von den heulenden Luftmassen fortgerissen wurde.
    Suzan Oh zitterte, hustete in den Dreckschwaden, die jetzt in ihrer Schlafkammer schwebten. Sie kroch keuchend zu ihrem Bett. Ihr nackter Körper war über und über mit Staub bedeckt, mit kleinen Wunden, Brandblasen, die glühende Metallpartikel des explodierten Treiberschiffes verursacht hatten.
    Gespenstische Stille erfüllte das langgestreckte, niedrige Gebäude am Raumhafen von Clium City. Nur das Rieseln des Staubes erinnerte noch an die Katastrophe.
    Sie haben die PEKING zerstört, dachte Suzan Oh betäubt, als sie sich schnell, mit mechanischen Gesten ankleidete. Sie haben ihre Drohung wahr gemacht.
    Das einzige Treiberschiff, das noch nicht von den Behörden des Planeten Volonder besetzt worden war, bestand nur noch aus einem glühenden Krater und Myriaden Trümmerstücken.
    Anbelle! Und Sisar Sistrine! Die beiden hatten sich an Bord der PEKING befunden! Sie waren tot – falls die Verrückten von der Volonder-Bewegung sie nicht rechtzeitig gewarnt hatten. Aber, dachte Suzan bitter, die von den Schatten aufgewiegelten Siedler hatten bisher nicht zu erkennen gegeben, daß ihnen viel an der Gesundheit der Treiber lag.
    Endlich hatte sie den Reißverschluß der eng anliegenden, dünnen Montur geschlossen, preßte eine Hand vor den Mund und stolperte zur Tür, hinaus auf den Korridor.
    Sie horchte.
    Das Treiberwohnheim war größtenteils leer, die meisten der Männer und Frauen hielten sich im Gemeinschaftshaus auf, und vorhin hatte sie nur im Südflügel Stimmen gehört.
    Mishiin!
    Sie blinzelte in den Korridor. Die Druckwelle mußte die Stromversorgung beschädigt haben, alle Lampen waren erloschen. Der Gang war dunkel und fremd.
    Sie tastete nach rechts, spürte unter ihren Fingern das kühle Metallquadrat des Schlosses. Sie drückte zu. Nichts geschah. Die Tür blieb verschlossen.
    Sie tastete mit ihren Gedanken vorsichtig nach Mishiins Geist. Nichts.
    Suzan schlug mit der Faust gegen die Kunststofffläche der Tür. Es gab ein hohles Geräusch. »Mishiin!« rief die schwarzhaarige junge Frau schrill. »Mishiin, ist dir etwas passiert?«
    Stille.
    Die Treiberin nagte an ihrer Unterlippe, zögerte und horchte wieder mit ihren Gedanken, aber Mishiin war nur ein toter Fleck in der Finsternis.
    Sie konzentrierte sich. Die Sorge verdoppelte ihre Kräfte, ließ sie tiefer, schneller in die Trance sinken. Schmerz pochte in ihrem Schädel und sie schmetterte ihre psionische Energie der Tür entgegen.
    Die Pforte barst auseinander, wurde aus den Angeln gerissen und schepperte in den dämmerigen Korridor.
    Mildes Sonnenlicht strömte in den Gang. Das Licht drang durch die Rückwand von Mishiins Zimmer. Ein breites Loch klaffte in der Mauer. Mishiins Bett war zerbrochen, darüber lag ein mannsgroßes, noch immer rauchendes Trümmerstück. Suzan sah Mishiins Hand. Sie würgte, übergab sich und stolperte mit Tränen zurück auf den Korridor.
    Brandgeruch. Leise knisterten Flammen.
    Raus! durchzuckte es die Treiberin. Diese Teufel steckten das Treiberwohnheim in Brand!
    Suzan lief los, prallte schmerzhaft mit einem umgeworfenen Stuhl zusammen und erreichte endlich das lichtüberströmte Foyer. Alle Glasscheiben waren zerstört. Scherben knirschten unter ihren Schuhen.
    Noch immer war Suzan Oh ein wenig benommen, nahm fast gleichgültig die Bilder in sich auf, dachte an Mishiin, die durch die verhetzten Volonder zu Tode gekommen war. Fast ohne eigenen Willen verließ sie das Wohnheim und trat auf die Straße.
    Der Brandgeruch war nun intensiver.
    Sie sah zur Seite und erblickte die Vorratsschuppen an der Peripherie der kleinen Siedlung. Flammen leckten aus den Fenstern, flackernde rote Zungen, die alles verschlangen. Der automatische Feueralarm wimmerte auf.
    Wo blieben die Polizisten, die volondischen Mitglieder des Raumhafenpersonals?
    Stimmen gellten auf.
    Suzan Oh fuhr herum. Treiber eilten aus dem Gemeinschaftshaus, blickten sich verwirrt um, gestikulierten aufgeregt, deuteten immer wieder auf den Krater, die letzten Reste der PEKING, die ihre einzige Hoffnung gewesen war.
    Verdammt sind wir, durchfuhr sie der Gedanke. Verdammt auf Volonder, ohne Möglichkeit, den Weltraum zu erreichen, dorthin zu fliehen, wo es kein Konzil, keine Verrückten, kein Morden gibt.
    Die Schreie der Treiber wurden lauter.
    Suzan Ohs
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