Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
schwebte eine dunkle Totenmaske über der gläsernen Tischplatte.
    Valdec lächelte entspannt. »Voltaire?« fragte er spöttisch, sah die goldene Maske an, in deren Augenhöhlen nichts als Finsternis war. »Ein ungewöhnlicher Scherz, Chan de Nouille.«
    Leises Lachen antwortete ihm. »Erstaunlich, daß Sie in Ihrer Lage noch an Scherze denken können, Lordoberst Valdec.«
    »Halten Sie die Lage für so ernst?«
    »Nicht zu ernst«, verdeutlichte die Graue, deren Gesicht niemand kannte, die sich hinter Symbolen verbarg, unsichtbar im Dunkeln agierte. Sie war die Herrin der Grauen Garde, die Frau, die in Wirklichkeit über das Schicksal des Lordoberst entschied. »Zumindest ist es bedenklich, daß es überhaupt so weit kommen konnte. Sie haben Pankaldi unterschätzt.«
    Valdec schnitt ein finsteres Gesicht. »Ich hatte meine Leute angewiesen, ihn nur zu beobachten, zu überwachen. Und als er zu groß wurde, befand ich mich bereits im Spiltersystem und …«
    »… haben die Logenmeister von Zoe mit einem grandiosen Feuerwerk erfreut. Ich bin informiert, Lordoberst«, unterbrach Chan de Nouille. Ihre Stimme war weich, einschmeichelnd. Aber vielleicht war es nicht einmal ihre eigene Stimme, sondern die eines Computers. »Aber ich will nicht mit Ihnen die derzeitige Situation besprechen. Das ist die Aufgabe von Glaucen und Frost. Also, Lordoberst? Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Ihre Frage.« Sie wirkte ungeduldig. »Sie wollten mir doch eine Frage stellen, nicht wahr?«
    Ein Lächeln glitt über Valdecs Gesicht, verlieh ihm ein warmes, menschliches Aussehen. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen und sagte langsam:
    »Chan de Nouille, auf welcher Seite wird die Graue Garde bei der bevorstehenden Auseinandersetzung stehen?«
    Stille. Dann: »Die Garde steht auf der Seite des Lordoberst. Sie haben meine volle Unterstützung. Ich habe Vorbereitungen getroffen. Die Garde wartet auf Ihre Befehle. Die Legionen werden Ihnen gehorchen.«
    Der Triumph durchzuckte Valdec wie ein elektrischer Stromschlag. »Ich danke Ihnen, Chan de Nouille«, sagte er ernst, fast feierlich. »Ich werde nicht vergessen, was Sie für mich getan haben.«
    Die Maske verschwand und machte dem bunten Geflimmer Platz, dann erlosch die holografische Projektion.
    Max von Valdec lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und richtete seine Blicke auf den Eingang. Mit zufriedenem, gelöstem Gesicht wartete er auf Manag Glaucens Erscheinen.
     
    *
     
    Die VENEDIG, ein kleines Treiberschiff der Kurierklasse, hatte Asen-Ger weit vor der Plutobahn mit einem Landungsboot ausgeschleust und war sofort wieder zurück in den Weltraum II getaucht. Asen-Ger war auf sich allein gestellt, in einem System voller Feinde und falscher Freunde, im Gehirn des Konzils.
    An Bord der VENEDIG befanden sich Rollo, Greeny und Whity und ein halbes Dutzend weiterer ausgewählter Treiber. Sie hatten strikte Anweisung, sich erst auf Asen-Gers psionischen Ruf wieder dem System zu nähern. Die VENEDIG war Asen-Gers Rückversicherung, die Garantie, daß er auch bei einem Verrat des Konzils rechtzeitig entkommen würde.
    Der große, kräftige Mann stand schweigend am breiten Fenster des Hotels und blickte hinunter auf die winzig klein wirkenden Straßen Berlins. Im Hintergrund erhob sich der stählerne Doppelturm der Kaiserzentrale wie ein kriegerisches Denkmal, metallgewordenes Symbol der Macht der Manags. Die späte Nachmittagssonne überschüttete die in der Feme erkennbaren Ruinen des alten Berlins mit gedämpftem Licht, das den Augen wohltat und in Asen-Ger ein ungewisses Gefühl der Wehmut auslöste.
    Die Erde war fest in der Hand des Konzils. Sie war die Zentrale, der Mittelpunkt des Spinnennetzes aus wirtschaftlicher Abhängigkeit und militärischer Macht, das die Konzerne in den vergangenen Jahrhunderten in der Milchstraße geknüpft hatten. Von hier, von der Erde, hatte alles seinen Ausgang genommen, hatte sich die Menschheit über mehr als tausend Planeten ergossen, ein vergleichsweise riesiges Gebiet der Galaxis unter ihre Kontrolle bekommen. Und doch standen die Menschen erst am Anfang.
    Man hatte die Tür geöffnet, mit einem Bein die Schwelle übertreten und starrte mit erstaunten Augen in den riesigen, endlosen Saal, der dahinterlag. Und während man zögerte, umklammerte bereits Valdecs Hand den Türknauf, drohte die Pforte wieder zu schließen.
    Der Verkehr, erkannte Asen-Ger, der um diese Zeit gewöhnlich die Stadt in einen wimmelnden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher