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Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 012 - Der Triumph des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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gedämpft, ein unverbindlicher Plauderton, der nichts von seinen eigentlichen Gefühlen verriet.
    »Artikel vier, Lordoberst«, sagte der Kurier knapp.
    Valdec nickte verstehend. Ein Lächeln flackerte um seine Lippen, dann erstarrte sein Gesicht wieder zur teilnahmslosen Maske.
    Artikel vier bedeutete: Absetzung des amtierenden Lordoberst, Neuwahl durch die Konzilversammlung.
    Valdec mußte nun wissen, wie die Machtverhältnisse auf der Erde standen. Er mußte wissen, daß er kaum noch eine Chance hatte, die Kontrolle zurückzugewinnen. Seine Anhänger waren isoliert, entmachtet.
    Das Endspiel, dachte Daut, war jetzt eröffnet. Sobald Valdec auf der Erde eintraf, würde eine Entscheidung fallen.
    Das Schott vor ihm öffnete sich.
    Der Kurier blinzelte in dem hellen Licht des Korridors und sah den Gardisten abwartend entgegen.
    »Bringen Sie ihn zur Schleuse«, sagte Valdec laut. »Er kann die STERN VON TERRA verlassen.«
    Und erst jetzt Wagte es Milton Daut, sich zu entspannen. Es gab nun kein Zurück mehr. Entweder er siegte zusammen mit Pankaldi und den anderen Manags der Opposition – oder er verlor alles, was er sich aufgebaut hatte. Die Dinge waren in Bewegung geraten, und man mußte sich vorsehen, um nicht von ihnen zermalmt zu werden.
    Hastig durchschritt er mit den Grauen den leeren, stillen Korridor, näherte sich der Schleusenkammer, in der Legrain zusammen mit der HYBRID III wartete.
     
    *
     
    Yenderson, terranische Kolonie im Capricornsystem.
    Die Sonne ein oranger Glutfleck am scharlachroten Himmel, am Horizont das silbrige Band der sieben Ringe, die den Planeten umgaben.
    Die Luft roch nach Rauch, nach Blut und Schmerz.
    Ennerk Prime wischte sich mit dem Hemdsärmel über das verdreckte Gesicht. Er glitt tiefer in den Schatten des Sumpfbusches, dessen Astwerk nach unten gekrümmt war und ihm das Aussehen eines rohen, hölzernen Vogelkäfigs verlieh. Hinter ihm begann die Wildnis, die endlosen Sümpfe, die in der Feme in das Ostmeer übergingen und die nur zu einem geringen Bruchteil trockengelegt waren.
    Die Straße erstreckte sich wie ein bläulicher, platter Wurm durch das Sumpfgebiet, zehn Meter breit, massiv und auf festem Fundament erbaut. Nur hier und da von den Hinterlassenschaften des letzten Sturmes beschmutzt. Im Süden brach das Blau und Braun der Wildnis unvermittelt ab; die schmalen, hohen Gebäude von Sulachez schossen in den roten Himmel, verschmolzen zu einer futuristischen Skyline aus Stahl und Plastbeton, hier und da von den bunten Säulen und Kuppeln der Protopbauten unterbrochen.
    Prime war ein untersetzter, weißhaariger Mann im letzten Drittel seines Lebens, und die Falten seines bronzegetönten Gesichtes blitzten zerknittert unter der Schmutzschicht hervor.
    In seinen Augen schimmerten Tränen.
    Der leichte Schocker entfiel seiner Hand, als ihn unvermittelt wieder der grelle, schmerzhafte Impuls erreichte. Bilder blitzten in seinen Gedanken auf. Ein Platz … Grauweiße Bodenplatten, Bänke, ein Springbrunnen, der Schatten eines Hochhauses, das den Blick auf die Sonne Capricorn versperrte … Schreie, die verschwommenen Gestalten der Gardisten, das tote Grau ihrer Umformen und die Laserblitze, die …
    Die Bilder verblaßten, der telepathische Schrei erstarb.
    Ennerk Prime sank zitternd zu Boden und schluchzte in hilflosem Zorn. Ennerk Prime war ein Treiber. Zusammen mit den anderen fünfzig Treibern auf Yenderson war Prime in den Streik getreten. Sie hatten sich geweigert, zu ihren im Orbit stehenden Schiffe zurückzukehren, bevor das Konzil sich nicht gegen die neue Kaiserkraft entschied. Zunächst geschah nichts. Die Siedler sympathisierten mit den Treibern, da sie sich von deren Streik eine unabhängige Raumfahrt versprachen. Wochen vergingen, dann tauchte plötzlich ein Kampfschiff der Garde über Yenderson auf.
    Das Konzil schlug zu.
    In der Stadt rasten graue Schweber durch die Straßen, umringten das Treiberviertel nahe dem Raumhafen, riegelten es ab. Und dann erklangen die Schreie, die hilflosen Schreie unbewaffneter Menschen, die unter den Lähmstrahlen der Garde zusammenbrachen.
    Fünfzig Treiber lebten auf Yenderson. Nacheinander verstummten ihre Gedankenimpulse, verblaßte das leise Raunen ihrer telepathischen Stimmen. Und wie hier im Capricornsystem sah es vielleicht auf allen Planeten des Reiches aus. Überall mochten jetzt die Jagdkommandos des Konzils unterwegs sein, mochte das Kesseltreiben auf die letzten in Freiheit befindlichen Treiber begonnen
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