Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
tatsächlich schon als Dieb, Spion, Lustknabe und Attentäter betätigt hatte.
    Herren wie Hunde brummten und knurrten, pinkelten in die Feuerstelle und verlangten nach ihrem Frühstück. Nachdem sie mit Bier, kaltem Braten und Brot versorgt worden waren, hieb Gregori mit dem Knauf seines Messers auf den langen Tisch und forderte Ruhe.
    »Ehe wir uns mit den anderen Domänen treffen, müssen wir zunächst einmal über die Ausbesserung der Großen Straße sprechen«, gab er bekannt. »Ihr werdet sicherlich alle bemerkt haben, daß sie zwischen Syrtis und den Hellers kaum mehr als ein Trampelpfad ist – und es liegt in unserer Verantwortung, diesen Abschnitt instandzuhalten.«
    »Was soll an einem Trampelpfad verkehrt sein?« rief der alte Dom Istven. »Das war schon immer ein Trampelpfad, mein ganzes Leben lang, und auch schon zu den Zeiten meines seligen Vater. Sag uns lieber, Bursche, wann du endlich heiraten wirst.«
    »Jawohl! Ein Nedestro -Töchterchen hast du Aillard ja schon beschert, aber wann kriegen wir einen richtigen Erben?« grölte ein anderer und griff damit das bevorzugte Klatschthema der Domäne wieder auf. »Ein Friedsmann mag schön und gut sein, um dir das Feldbett anzuwärmen, aber einen Sohn kann er uns trotz seines süßen Gesichts auch nicht geben, oder?«
    »Ruhe!« brüllte Gregori, aber inzwischen krakelten die Lords der Berge alle gleichzeitig durcheinander, schrien ihn und sich gegenseitig an.
    »Ruhe!« wiederholte Gregori, doch diesmal nutzte er die Alton-Gabe des erzwungenen Rapports. Im Nu herrschte Totenstille.
    »Zum ersten: Sprecht ehrerbietig von meinem Eidgenossen, oder ich werde euch Respekt lehren. Zum zweiten: Lord Hastur hat für mich eine Heirat mit Ardais arrangiert – es ist alles in unserem Waffenstillstand festgelegt«, erklärte er wohl zum hundertstenmal.
    »Das haben wir doch alles schon gestern besprochen.«

    An irgend einer Ecke kläfften ein paar Hunde; mehrere Lords fingen ein Würfelspiel an und soffen sich zurück unter den Tisch; und zwischen zwei anderen kam es zu Handgreiflichkeiten, als man die Frage erörterte, wer es denn nun versäumt hatte, einen verfallenen Unterstand auf halbem Wege zwischen ihren Ländereien zu reparieren. Kurz und gut: es war eine ganz gewöhnliche morgendliche Ratssitzung in Thendara im sechsten Jahr der Regentschaft Marius Hasturs, dem Lord der Sieben Domänen.
    In der ganzen Stadt hatten sich die Comyn pflichtschuldig versammelt, um ihre Differenzen in geordneter Form auszutragen, so wie es Marius befohlen hatte. Aber keiner von ihnen hatten auch nur die geringste Ahnung, wie dies zu bewerkstelligen sei. Es war doch einfach wider die Natur, sich in einem großen Raum zusammenzusetzen und Kompromisse auszuhandeln – besonders wider die Natur eines Haufen von Kleindiktatoren.
    Die grundgütigen Götter mögen sich unserer heute abend erbarmen, wenn alle sieben Domänen zusammenkommen, dachte Donal, während er Gregori gegen einen daherfliegenden Humpen abschirmte und beobachtete, wie ein gereizter Ausbruch an PSI-Energie sich in einem Funkenregen über ihren Köpfen entlud. Da geht es doch in einer Räuberhöhle gesitteter zu!
    In der Abenddämmerung ritten Donal und Gregori langsam zur Comyn-Burg zurück, eskortiert von vier Wachen, die Bettler, Trödler und ehrbare Bürger anbrüllten, den Weg für den Lord von Armida freizugeben.
    »Du hättest ihnen heute morgen wegen mir nicht gleich so an die Kehle zu springen brauchen«, sagte Donal gelassen. »Mir ist schon weitaus weniger Schmeichelhaftes zu Ohren gekommen als ›süß‹
    genannt zu werden.«
    »Sei nicht töricht, bredu. Meine versoffene Verwandtschaft wird sich damit begnügen müssen, die üblichen Zoten über meine Hochzeit zu reißen; aber was zwischen uns beiden ist, geht sie nichts an«, entgegnete Gregori – und duckte sich mit dem sicheren Instinkt des erfahrenen Kriegers just in dem Moment nach vorne, als ein zerzauster, drahtiger und mit einem Messer bewaffneter Kerl sich von einem Balkon auf ihn herabstürzte und kurz hinter seinem Sattel aufkam.
    Die Klinge schürfte lediglich Gregoris Schulter anstatt seine Lungen zu durchbohren; und mit der ihm eigenen tödlichen Anmut fiel Donal über den Angreifer her. Im Handumdrehen war alles vorbei.
    Eine häßlich klaffende Wunde durchzog Donals dunkelrotes Haar und seine Stirn, aber es war das Blut des Fremden, das sein Gewand tränkte. Gregori beugte sich über den Sterbenden und drang zum Wohl seiner Domäne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher