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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schrecklich altmodisch, aber ich finde, wer politisch etwas aussagen will, soll doch lieber Flugblätter verteilen oder an der Ecke des Hyde Park auf ein Podest steigen. Dort kann jeder seine Volksreden schwingen und die größten Ungereimtheiten verkünden –angefangen von Kontakten mit Außerirdischen bis hin zu einer Liebesgeschichte zwischen einer freien Amazone und (Hilfe!) Dyan Ardais …
    Aber diese Seiten sind mir dafür zu schade. Tut mir leid.

    LYNN MICHALS
    Ein Anfang
    Wonach ich beständig Ausschau halte, sind jene »Zwischenakte«, die sich außerhalb der offiziellen Geschichtsschreibung von Darkover zutragen. Die folgende Geschichte handelt von der Gründung des Comyn-Rates, zu einer Zeit, da Darkover sich daran machte, aus dem tiefen Schatten seiner dunkelsten Vergangenheit hervorzutreten.
    Lynn Michals ist sechsundzwanzig Jahre alt und lebt in Baltimore. Sie wuchs in der »seltsamen Welt katholischer Schulen von New Orleans« auf; derzeit arbeitet sie an einer Dissertation im Fach Englische Literatur und studiert und lehrt gleichzeitig an der John-Hopkins-Universität.
    Lynn half bei den Ausgrabungen einer walisischen Burg mit, bei denen sie unter anderem »mittelalterliche Hammelknochen ausbuddelte, die irgend jemand vor sechshundert Jahren aus dem Küchenfenster geschmissen hatte; und im Burggraben, den die Burgbewohner der späten Tudorzeit offenbar in einen Weinkeller umgewandelt hatten, fanden sich Scherben getönten Glases.« Einen weiteren Sommer verbrachte sie auf den Friedhöfen New Orleans, wo ihre Arbeit für eine historische Gesellschaft in dem Versuch bestand, die Namen und Daten auf den zerbröckelnden Grabsteinen zu entziffern, ehe sie gänzlich unlesbar wurden. Sie meint, sie hätten alle ihr bestes getan, bezweifelt aber nach wie vor, daß die Stadt eine allzu klare Vorstellung davon habe, wer da wo begraben liege.
    Jedenfalls ist es wesentlich einfacher, die Geschichte einer rein imaginären Gesellschaft – wie in der folgenden Erzählung – aufzuzeichnen.
    Gregori Alton stand einen Augenblick lang inmitten des Straßenlärms, starrte einen Regenbogen am Himmel an und träumte vom Frieden. Dann schüttelte er diese Träume ab, um einen klaren Kopf zu bekommen, folgte seinem Friedsmann in das verräucherte und überfüllte Stadthaus und machte sich an sein Tagesgeschäft.
    »Bei Zandrus eisigem Schwanze, wo kommen die denn alle her?«
    fragte ihn Donal, der verblüfft sah, wie sich nahezu der gesamte, weitverzweigte Alton-Clan mitsamt seinem Gefolge auf dem kalten Boden hingefletzt hatte.
    »Hauptsächlich aus den Kilghard-Bergen«, antwortete Gregori matt. »Die Lords aus den Bergen sind derart verarmt, daß sie sich kein anderes Quartier leisten können; ein Monat Aufenthalt in Thendara würde ihre Pachteinnahmen eines ganzes Jahres verschlingen. Trotzdem wollte ich sie dabei haben, damit sie selber sehen, worum es sich bei Lord Hasturs neuem Rat eigentlich handelt.«
    »Na, mir scheint, sie sind schon dahinter gekommen – Hastur gibt ihnen eine kleine Kostprobe des Großstadtlebens«, sagte Donal und grinste beim Anblick des Haufens betrunkener Adliger. Die meisten von ihnen machten den Eindruck, als ob sie die Nacht mit einem Streifzug durch die Gossen Thendaras verbracht hätten, bevor sie zurückgekrochen kamen, um auf dem Boden zwischen ihren exquisit gezüchteten Hunden zusammenzusacken.
    »Sei nicht so zynisch«, wies ihn Gregori zurecht. »Schließlich ist es erst das zweite Jahr, in dem wir versuchen, solch eine Ratsversammlung abzuhalten. Sie werden sich schon noch daran gewöhnen. Jetzt laß sie uns erst einmal aufwecken.«
    Gregori und sein Friedsmann wateten durch die versammelten Lordschaften der Alton-Domäne, riefen hier, rüttelten dort und schütteten auch schon mal einen Eimer kalten Wassers über ihre Häupter. Gregori, rothaarig und von den Narben vieler Schlachten gezeichnet, war die ganze Sache gründlich leid. Die letzten anderthalb Jahre hatte er damit zugebracht, eine Blutfehde gegen die Ardais auszutragen und gleichzeitig die plündernden Aldarans abzuwehren. Die Last der Verantwortung für seine umkämpfte Domäne, die er bereits in jungen Jahren übernehmen mußte, hatte ihn vorzeitig altern lassen. An seiner Seite wirkte Donal mit seinen großen, grauen Augen und dem herzförmigen Gesicht geradezu knabenhaft, zierlich und unschuldig, er schien keine nennenswerte Vergangenheit zu haben auch wenn Donal sich vor seinem Zusammentreffen mit Gregori
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