Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
Vom Netzwerk:
doch nicht so auf die Folter“, bohrte Frank nach.
     
     
    „Auf jeden Fall war es nicht ihr Blut, also nicht nur ihr Blut“, begann Schwester Gisela, als Schritte auf dem Gang sie innehalten ließen. Ein schneller Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass der Professor im Anmarsch war.
    „Den Rest wirst du jetzt wohl aus erster Hand erfahren“, stellte sie fest.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 10
    Früher
     
     
    „Wieso ist sie so dreckig?“
    Mama hält Tanja am Arm und begutachtet die Erde und das Gras, das noch an ihren Sachen klebt. Sie ist sauer, dass merke ich sofort.
    „Ist hingefallen“, erkläre ich, weil Tanja nichts sagt. Die sieht schon wieder aus, als wenn sie gleich heulen wird. Wenigstens hat sie nicht sofort gepetzt.
    „Kannst du denn nicht besser auf sie aufpassen?“, fragt Mama und zieht Tanja mit sich ins Bad. Sie stellt sie in die Badewanne und beginnt dort sie auszuziehen. Wie ein Baby, denke ich. Das kann die doch wohl schon selbst!
    „Du bist jetzt die Große, Nicole. Du musst auf Tanja aufpassen.“
    Ich fühle mich, als hätte mich jemand geboxt. Ich bin die Große? Aber ich bin doch immer die Kleine gewesen! Sabine sagt, was ich machen soll und das mache ich dann. Als ich ganz klein war, musste Sabine mich immer mit raus nehmen, das weiß ich noch.
    Mama erzählt heute noch die Geschichte, wo meine Schwester mich gegen einen Hund eingetauscht hat. Sabine sollte mich wohl im Kinderwagen rumfahren und traf dabei ihre Freundin Anke, die ihren Hund ausführte. Da Sabine lieber einen Hund wollte und Anke ganz scharf auf eine kleine Schwester war, tauschten sie einfach. Natürlich ging das nicht lange gut und meine Mutter ist mit der heulenden Sabine und dem Hund zum Haus von Ankes Eltern gelaufen. Sie fanden mich in Ankes Zimmer, wie sie gerade versuchte, mich mit Brei zu füttern. Auf jeden Fall haben sie mich dann wieder mitgenommen.
     
     
    „Hast du mich gehört, Nicole?“, fragt Mama. Sie hat Tanja schon ganz ausgezogen und klopft den Dreck von ihren Sachen. Ich nicke, aber sie sieht gar nicht zu mir hin, also sagte ich: „Ja.“
    „Das nächste Mal passt du besser auf sie auf!“
    „Ja.“
    „Geh und deck den Tisch.“
     
     
    Ich trolle mich in die Küche. Tanja muss ja gleich schon ins Bett und deswegen wird früher gegessen. Abends gibt es immer Brot, also muss ich fünf Brettchen, fünf Messer und unsere Tassen herausholen. Jeder hat seine eigene Tasse. Bis vor Kurzem musste ich einen hässlichen, orangenen Plastikbecher benutzen, weil ich meine Porzellantasse beim Abtrocknen fallen gelassen hatte und der Henkel abgebrochen war. Ich wollte sie auch so behalten, aber Papa hat sie Mama gegeben und gesagt, sie soll Blumen rein pflanzen. Dann hat er mir meinen alten Kippelbecher hingestellt. Den Becher nenne ich so, weil er an der Unterseite rund ist und man ihn abstellen kann, wie man will, er kippelt immer in die richtige Position zurück.
    „Wer sich wie ein Baby benimmt, wird auch behandelt wie ein Baby“, sagte Papa.
     
    Seit ein paar Tagen habe ich aber wieder eine richtige Tasse, und zwar die gleiche wie Sabine, nur ihre hat blaue Blümchen und meine rosafarbene.
    Als ich den Tassenschrank heute aufmache, steht da eine ganz neue, tolle Tasse! So eine schöne habe ich noch nie gesehen. Eine kleine Fee ist darauf und ihre Flügel schimmern und glitzern. Vielleicht hat Mama die ja für mich gekauft! Tanja kann ja meinen Kippelbecher haben oder ich kann ihr die Tasse mit den Blümchen geben.
    Mit einem Kribbeln im Bauch warte ich darauf, dass die anderen zum Essen kommen. Ich habe die neue Tasse noch im Schrank gelassen, mir meine Blümchentasse hingestellt und Tanja gar keine.
    Mama kommt mit der frisch gewaschenen Tanja herein. Die trägt schon ihren Schlafanzug! Hoffentlich hat die nichts gesagt! Zur Sicherheit strecke ich ihr die Zunge raus, als Mama den Wasserkessel aufsetzt und uns den Rücken zukehrt. Tanja bleibt neben Mama stehen und starrt mich ängstlich an. Dann kommt Sabine aus dem Kinderzimmer und setzt sich an den Tisch.
    „Na, Nicky, ist es schön eine kleine Schwester zu haben?“, neckt sie mich und rollt lustig mit den Augen. Ich strecke ihr auch die Zunge raus.
    „Morgen geht Tanja mit dir in den Kindergarten“, erklärt Mama, während sie zum Tassenschrank geht und die tolle Tasse herausnimmt. Als ich mich noch darüber ärgere, Tanja jetzt auch im Kindergarten am Hals zu haben, stellt sie die Tasse mit der Fee schon neben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher