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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
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müssen.
    Zusammen gehen wir vier zur Köttelbecke, einem kleinen Bachlauf, der durch die ganze Siedlung fließt. Angeblich ist da Aa drin, aber das Wasser sieht eigentlich sauber aus und im Sommer gehen wir mit den Füßen dort rein. Wir müssen Tanja festhalten und sie ziehen und ihr drohen, dass sie die Klappe halten soll. Birgit hat ein Stofftaschentuch und das machen wir im Bach nass und wischen Tanja damit das Gesicht sauber.
    „Du sagst davon nichts!“, reden wir abwechselnd auf sie ein, aber ich glaube nicht, dass sie dicht halten wird. Ich schätze sie eher so ein, dass sie sofort alles meiner Mutter petzt.
    „Wenn du Mama oder Papa was sagst, dann schneide ich dir die Zunge raus, wenn du schläfst“, drohe ich. Tanja sieht mich ganz komisch an, mit so großen Augen. Natürlich meine ich das nicht ernst, aber irgendwas muss ich doch sagen und was anderes fällt mir gerade nicht ein.
    Dass mit der Zunge raus schneiden, hat mir meine Oma mal erzählt. Sie sagte, früher hätte man den Leuten, die gelogen haben, die Zunge rausgeschnitten.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 9
     
     
    Dr. Frank Fabian, Assistenzarzt im zweiten Jahr, war heute zum ersten Mal nach seinem Urlaub wieder arbeiten. Er zog sich im Ärztezimmer um. Professor Wieland wollte nicht, dass weiße Kittel getragen wurden, da einige Patienten schlechte Erfahrungen mit Menschen in solcher Kleidung gemacht hatten. Trotzdem zog Frank immer seine weiße Arzthose an, kombiniert mit einem bunten T-Shirt. Heute war es lachsfarben.
    „Hallo, Gisela! Wie geht es meiner Lieblingskrankenschwester?“, fragte Frank mit einem charmanten Grinsen. Gisela konnte nicht anders, als zurückzulächeln, obwohl sie sonst ein ernster Typ war. Doch bei Frank Fabian konnte kaum jemand widerstehen. Sein Lächeln und vor allem sein herzhaftes, ungekünsteltes Lachen, waren ansteckend.
     
     
    „Danke, mein Lieber, es geht mir ausgezeichnet“, entgegnete Schwester Gisela und wandte sich bedauernd wieder dem Monitor zu. Sie durfte vor allem die neue Patientin nicht aus den Augen lassen.
    „Komm doch später auf ein Käffchen vorbei.“
    „Mach ich. Dein Kaffee ist sowieso der Beste. In den letzten Tagen war ich richtig auf Entzug“, meinte Frank augenzwinkernd.
    „Alter Charmeur!“ Gisela lächelte immer noch still vor sich hin. Wie sehr hatte sie den jungen Arzt vermisst. Er lockerte die Stimmung hier endlich wieder auf.
    „Gibt’s was Neues?“ Frank reckte den Hals, um ebenfalls einen Blick auf den Überwachungsbildschirm zu werfen.
    „Oh ja!“ Schwester Gisela tippte mit dem Zeigefinger auf die rechte obere Ecke des Monitors. Frank kam näher, stützte sich mit einer Hand auf Giselas Schreibtisch ab und beugte sich von hinten über sie. Sein Duft stieg ihr verführerisch in die Nase und die Wärme seines Körpers brachte sie ins Schwitzen. Verlegen räusperte sie sich und begann hastig zu erklären: „Die Patientin kam gestern Nachmittag. Wurde von der Polizei gebracht. Ein riesen Theater! Du hättest sie mal sehen sollen, über und über voll Blut!“
    Dass jemand von der Polizei hergebracht wurde, war nicht außergewöhnlich. Das viele Blut machte die Sache schon interessanter. Franks Neugier war geweckt. Er musterte die schlafende Frau, deren Bild ganz nah vor ihm war.
    „Was hat sie denn angestellt? War es ihr Blut?“, wollte er wissen. Giselas Miene nahm erst einen ernsten und dann einen angeekelten Ausdruck an. Frank wunderte sich. Sonst war die dienstälteste Schwester doch so abgeklärt und ließ sich durch nichts erschüttern. Was konnte so eine zierliche Person schon groß ausgefressen haben? Vielleicht litt sie unter Wahnvorstellungen und hatte jemanden angegriffen? Einen solchen Fall hatten sie erst kürzlich. Da hatte ein Patient in allen Menschen Kröten gesehen und wollte diese totschlagen. Gottlob war es ihm nicht gelungen. Auch hier auf der Station hatte der verwirrte Mann sie alle als Krötenköpfe beschimpft.
    Frank hatte das ziemlich lustig gefunden, ließ es sich aber lieber nicht anmerken, besonders nicht wenn der Herr Professor in der Nähe war. Patienten mit solchen Vorstellungen zählten für Frank zu den harmlosen Irren, wobei er wusste, dass solch eine Bezeichnung unangebracht war. Aber mit ein bisschen Humor kam man einfach besser durchs Leben und außerhalb der Landesklinik für Psychiatrie bezeichneten doch sowieso alle Leute die Patienten als irre oder bekloppt.
    „Was hat sie denn nun getan? Jetzt spann mich
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