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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
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keinen Platz mehr, der nur für uns ist. Früher haben wir uns im Bett noch unterhalten, wenn ich wach war. Mama schickt mich zwar um 19 Uhr schlafen, aber oft liege ich noch wach bis Sabine kommt. Manchmal darf ich zu ihr ins Bett. Sie schläft im Etagenbett oben. Nun können wir das alles nicht mehr machen, aus Rücksicht auf Tanja. Außerdem können meine Eltern durch die dünne Schiebetür alles hören, was wir sagen. Im Gegenzug bekommen wir auch alles mit, was sie bereden und hören auch das Fernsehprogramm.
    Tanja muss weg, das steht fest, vor allem nach der Sache mit unserer Katze.
     
     
    Unsere Katze hieß Lu und mein Vater hatte sie mitgebracht. Sie war keine besonders nette Katze und wollte eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Trotz mehrerer Ermahnungen versuchte Tanja ständig Lu anzufassen oder herumzutragen. Eines Tages bekam sie die Quittung dafür. Lu wehrte sich und Tanja trug Kratzspuren im Gesicht davon. Sie heulte natürlich gleich los, als wäre sie aufgeschlitzt worden. Abends meinte Vater dann, dass Lu gefährlich sei und weg müsse. Sabine und ich konnten das gar nicht glauben. Sicher meinte Papa das nicht ernst. Auch wir beide hatten schon reichlich Bekanntschaft mit Lus Krallen gemacht, aber das hatte Papa nie gestört.
    Statt die Katze nun abzugeben, beförderte mein Vater sie einfach nach draußen. Er erklärte uns, sie sei dort glücklicher.
    Sabine heulte gleich los und ich ließ mich davon anstecken. Sobald wir nach draußen durften, suchten wir nach Lu. Erfolglos und erschöpft kamen wir zum Abendessen zurück. Wenig später miaute die Katze vor der Haustür so herzzerreißend, dass Mama sie hereinließ. Wir freuten uns und dachten, jetzt sei alles wieder gut, aber da hatten wir Tanja unterschätzt.
    Sie brachte Vater dazu, Lu noch mal hinauszuwerfen. Als die Katze dieses Mal zurückkam, war sie krank, kotzte auf den Teppich und erbrach schließlich auch Blut. Mama packte sie in ihre braune Einkaufstasche, zog den Reißverschluss fast ganz zu und machte sich zu Fuß auf zum Tierarzt. Als sie zurückkam, war die Tasche leer.
    „Mama, wo ist Lu?“
    „Der Tierarzt hat sie behalten.“
    Abends hörten wir Papa über die Kosten für den Tierarzt schimpfen. Er sah nicht ein, warum man mit einem kranken Tier zum Arzt gehen sollte. Im Schrebergarten wurden die Dinge anders geregelt. Kaninchen und Hühner wurden auf einem Hackklotz geköpft. Warum nicht auch eine kranke Katze?
    Lu kam nicht wieder. Sabine weinte sich die Augen aus dem Kopf und ich verstand immer noch nicht, was los war. Ich wusste nicht, dass ein Tierarzt totkranke Tiere tötet. Später erfuhr ich, dass Lu draußen Rattengift gefressen haben soll. Davon bekam sie innere Blutungen und musste eingeschläfert werden.
    Und Tanja war schuld!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 6
     
     
    Ich liege im Bett und starre an die Decke. Es ist eine fremde Zimmerdecke. Sie ist weiß und nicht braun, wie sie sein sollte. Kein Muster, keine Lampe, jedenfalls nicht so eine richtige Lampe, nur Löcher, aus denen das Licht kommt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich starre in eins der Lichter, bis ich bunte Schlieren vor mir tanzen sehe. Das sieht schön aus! Aber irgendwann tun meine Augen weh und ich suche nach einer anderen Stelle, die etwas Abwechslung bietet.
     
     
    „Schlaf weiter“, hat Sabine immer gesagt, wenn ich zu früh wach war. Ich sollte nicht aufstehen und vor allem keinen Krach machen, damit Mama und Papa nicht gestört wurden.
    Aber es war so langweilig!
    Erst betrachtete ich die Unterseite von Sabines Bett. Manchmal stemmte ich mich mit den Füßen dagegen. Das ging, wenn ich mich so hoch stemmte, dass ich nur noch mit Schultern und Kopf meine eigene Matratze berührte. Manchmal merkte sie es, wenn ich sie von unten schubste und knurrte: „Hör auf!“ Dann musste ich mir was Neues überlegen.
    Mit den Händen machte ich Schattenfiguren an die Wände, ober ich hielt mir ein Auge zu und betrachtete meinen ausgestreckten Daumen. Wenn ich dann das Auge zu und das andere aufmachte, war der Daumen auf einmal ganz woanders! Ich fand das toll! Außerdem konnte ich auf diese Art, also mit einem Auge zu, sogar die Hängelampe mit meinem Daumen verdecken, obwohl die viel größer war, als mein Finger.
     
     
    „Guten Morgen!“
    Ich schrecke zusammen. Der Mann von gestern ist wieder da! Was will der nur von mir? Ich tue so, als würde ich den gar nicht sehen.
    „Wie geht es Ihnen heute?“, will er wissen.
    Der
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