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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
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Ich zog immer wieder daran, bis Oma sagte, sie würden gleich kaputt gehen, und dann hörte ich lieber auf, aber es war so lustig: ziehen und an, ziehen und aus.
     
     
    „Oma?“, fragte ich, „Du bist doch Papas Mama?“
    Sie nickte.
    „War der Papa dann mal in deinem Bauch?“
    Das hatte ich schon oft gefragt, aber ich konnte mir das nicht vorstellen, obwohl Oma immer wieder ja sagte.
    „Und Onkel Dieter und Onkel Klaus? Waren die auch in deinem Bauch?“
    Oma lachte: „Ja, die waren alle da drin, aber nicht zur selben Zeit.“
    Ich konnte mir den großen Papa nicht im Bauch von der kleinen Oma vorstellen.
    „Wie haben die denn rein gepasst?“, fragte ich.
    „Ein bisschen eng war es schon“, gab Oma zu, „aber sie waren doch Babys und das ging dann schon.“
    Ich dachte darüber nach. Meine Cousine hatte ich als Baby gesehen. Ich konnte mir meinen Papa aber nicht so klein vorstellen.
    „Hat das wehgetan, als sie rausgekommen sind?“
    „Oh ja.“
    „Hast du geweint?“
    „Sicher ein bisschen“, schmunzelte Oma, „aber es waren auch Freudentränen dabei. Ich war so froh, als dein Papa endlich da war. Ich hatte vorher schon zwei Kinder verloren.“
    Verloren?!
    „Hast du sie denn nicht gesucht?“, fragte ich.
    Oma sah mich einen Moment ganz komisch an. Dann lachte sie: „Nicht so verloren“, erklärte sie kopfschüttelnd.
    Aber wie konnte man sonst etwas verlieren? Ich musste darüber nachdenken, was Oma gesagt hatte. Irgendwie kam ich mir sehr dumm vor.
    „Sie sind gestorben“, erklärte Oma dann und sie war auf einmal traurig, das spürte ich sofort. Dann erzählte sie mir, dass Konrad nur ein paar Tage alt geworden wäre und sie nicht mal ein Foto von ihm hätte. Manfred war fünf, als er starb und er konnte ganz schön singen und Omas Schwester hat sein Totenhemd genäht. Er ist an Scharlach gestorben, sagte Oma, aber heute müssten die Kinder, die Scharlach bekamen nicht mehr sterben, denn heute gäbe es Medizin und früher nicht.
    „Ich weiß, dass sie tot sind, und das ist schon ganz lange her“, sagte Oma und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, „mein Herz sucht aber immer noch, weißt du. Eine Mutter gibt nicht so schnell auf.“
    Dann lachte sie auf einmal wieder und streichelte mir über den Kopf.
    „Ich bin so froh, dass du da bist“, flüsterte sie mir ins Ohr, „werd bloß nicht erwachsen.“
    Sie drückte mich so fest an sich, dass es schon fast weh tat und ich kaum noch Luft bekam.
    „Werd ich nicht“, versprach ich schnell.
     
     
    „Los versteck dich, kleine Krabbe!“ Oma war auf einmal wieder die alte Oma, die ich so lieb hatte.
    Ich zog mir sofort die Decke über den Kopf und kicherte vor Vorfreude. So ging das Spiel nämlich.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 13
     
     
    „Gisela!“, flötete Frank zuckersüß, als er nach dem Gespräch mit Professor Wieland und einigen Patientenbesuchen endlich wieder Zeit hatte, zu ihr zu gehen.
    „Keine Chance“, wehrte Gisela sofort ab. Woher konnte sie wissen, was er von ihr wollte? Schmollend sah er sie an.
    „Bitte! Nur eine klitzekleine Info. Ich muss doch wissen, mit wem ich es zu tun habe.“
    „Frank“, stöhnte die Schwester. Es fiel ihr schwer, dem Blick seiner wasserblauen, bettelnden Augen standzuhalten.
    „Ich darf dir nichts sagen. Der Professor hat gerade eine Rundmail an alle geschickt. Wer dir Informationen über Frau Schütz gibt, bekommt eine Abmahnung.“
    Frank nickte anerkennend. Da war der Prof ja mal schnell gewesen.
    „Käffchen?“, fragte Gisela.
    „Nein, danke. Vielleicht erwische ich noch jemanden, der die Mail nicht gelesen hat“, meinte Frank und wollte sich davon machen, als Gisela ihn am Hosenbund zurückhielt.
    „Holla!“, rief er überrascht, „Gisela! Du gehst aber ran. Ich wusste gar nicht, dass du mich so sehr vermisst hast.“
    Die Schwester wurde rot. Wie schaffte er es nur immer wieder, sie verlegen zu machen?
    „Ich wollte dich nur nicht in dein Unglück rennen lassen“, erklärte sie schnell und nahm die Hand weg. Dann nickte sie zum Monitor hin: „Dornröschen wird gerade wach.“
    Frank kam näher und beugte sich vor. Tatsächlich regte sich etwas auf dem Bildschirm.
    „Hast du schon einen Plan?“
    „Nicht wirklich. Deshalb brauche ich ja deine Hilfe. Stell dir vor, sie hat ihren jugendlichen Liebhaber umgebracht, ihn vielleicht ausgenommen wie einen Fisch, und du willst mich einfach ahnungslos in mein Unglück laufen lassen?“
    Gisela musterte
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