Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
Vom Netzwerk:
Leidenschaft geweckt, und seine Sorge um die Zukunft Solarias rückte an die zweite Stelle. Sine Anura war jetzt der hellste Stern am Firmament seiner Phantasie.
    Sie schliefen miteinander, und ihr Liebesspiel glich einer Symphonie. Sie legten all die aufgestauten Emotionen, Frustrationen und Wünsche in die zärtliche Berührung ihrer Körper und erlebten eine Ekstase, wie sie sie noch nie zuvor gespürt hatten. Als der wunderbare Akt schließlich vorüber war, erfaßte die beiden ein allumfassendes Gefühl des Friedens und der Erfüllung, und sie schliefen engumschlungen ein. Für so etwas Gewöhnliches und Nebensächliches wie das Schicksal Solarias war in ihren Gefühlen kein Platz mehr.
    Zwölf Stunden später schlug Ancor die Augen auf und glaubte, immer noch zu träumen. Licht strömte sanft durch die getönten Sichtluken in die Kabine, und irgend etwas an seiner Farbe und Beschaffenheit erinnerte ihn an die wundervollen Minuten unmittelbar nach ihrem Liebesspiel. Er drehte sich zu Sine, die neben ihm schlief. Das weiche Licht umspielte ihr Gesicht, und Ancor schien es der schönste und anziehendste Anblick, der ihm jemals vergönnt gewesen war. In Gedanken verfluchte er sich für seine Dummheit, als ihm plötzlich aufging, was er zu tun hatte. Er mußte Sine sicher zur Mars-Schale zurückbringen, an einen Ort, an dem sie sich niederlassen und sich endlich um ihr eigenes Leben kümmern konnten. Verglichen damit verblaßten seine übrigen Ziele, und die Illusion, daß sein Wissen in irgendeiner Weise die Zukunft der Menschheit beeinflußten konnte, entpuppte sich als ein Wahn, aus dem er endlich erwacht war.
    Nur, da war dieses Licht. Es durchflutete die Kabine. Es kam von draußen – aus dem All, wo es nur undurchdringliche Dunkelheit geben durfte. Ancor widerstand dem Impuls, auf der Stelle aufzuspringen, und lehnte sich zurück, um das Phänomen zu analysieren. Eines stand fest: Es handelte sich um keine Sonne – die Lichtquelle war dafür zu diffus. Was immer auch dort draußen sein mochte, es schien nicht das zu sein, weswegen er den langen Flug angetreten hatte. Plötzlich hatte er Angst vor dem, was er herausfinden würde. Zum erstenmal in seinem Leben versuchte er, der Realität auszuweichen.
    Dann erwachte Sine und blinzelte in dem ungewohnten Licht.
    »Was ist das, Maq?« fragte sie, und in ihrer Stimme schwang Angst mit.
    Er lächelte beruhigend. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ein paar Sterne. Ich glaube, sie haben das Exis-Feld abgeschaltet.«
    »Du hast nicht nachgesehen?«
    »Nein, es scheint mir plötzlich nicht mehr wichtig. Ich habe mich selbst gefunden, und ich habe dich gefunden. Das ist das einzige, was für mich zählt.«
    »Bist du nicht gespannt darauf, was dort draußen ist?«
    »Alles zu seiner Zeit. Wenn du neugierig darauf bist, dann sieh selbst nach.«
    Sie glitt vom Bett und blickte durch die Sichtluke. Ancor begnügte sich damit, ihre perfekten Formen zu bewundern.
    »Es sind die Sterne«, sagte sie voller Ehrfurcht. »Abermillionen von ihnen. Sie hören gar nicht mehr auf. Komm und sieh dir das an, Maq. Was für ein wunderschöner Anblick!«
    Ancor ging zu ihr, und einen Moment lang setzte sein Herz aus, so unglaublich war der Anblick. Vor der samtenen Schwärze hingen zahllose Sterne. Sie standen so eng beieinander, daß er sich fragte, warum sie nicht miteinander verschmolzen. Die Realität war viel lebendiger und reicher als alles, was er sich in seiner Phantasie ausgemalt hatte. Ancor fühlte sich gleichzeitig winzig klein und erfüllt. Er hätte jedem Einwohner der Mars-Schale einen Stern schenken können, ohne daß ihre Zahl sichtbar abgenommen hätte.
    Doch der Anblick wurde noch von seinen Empfindungen übertroffen. Diese Sterne mußten über der einen Welt geleuchtet haben, von der angeblich die Menschen stammten. Die Menschheit hatte sich in ihrem Licht entwickelt, und die Sterne waren Teil ihres Erbes. Jetzt, nach unzähligen Jahren, in denen die Schalen Solanas den Blick auf die Sterne versperrt hatten, erblickten ein Mann und eine Frau Arm in Arm die ganze Majestät und Pracht des Universums. Längst verschüttete Instinkte erwachten, und Sine und Maq spürten mit unverrückbarer Sicherheit, daß sie hierher gehörten. Sie liebten einander von neuem, aber dieses Mal war ihr Liebesspiel ein stilles Dankgebet und hatte wenig gemein mit ihrer vorherigen, ungestümen Begegnung.
    Später betrachteten sie die Sterne genauer, und immer neue Wunder zeigten sich. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher