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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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kümmere mich jetzt besser um das Empfangskomitee.«
    Es vergingen gerade fünf Minuten, bis das ungewöhnlich tiefe Dröhnen von Triebwerken zu hören war, und der ganze Zirkus hielt inne und alle, Personal wie Gäste, strömten aus der Halle, um einen Blick auf das berühmteste Schiff der Mars-Schale zu erhaschen. Bald war ein winziger schwarzer Punkt an dem sich schnell verdunkelnden Abendhimmel zu erkennen, der geschmeidig auf das vorbereitete Landepodest zuglitt.
    Swaf saugte nervös an der Oberlippe und wandte sich an seinen Begleiter. »Sie sind viel zu früh dran. Du solltest besser Chi Bescheid sagen, daß er dem Empfangskomitee Beine macht.«
    »Wird gemacht!«
    Das häßliche, kantige Schiff verharrte jetzt mit donnernden Triebwerken direkt über ihren Köpfen, als ob es sich der Notwendigkeit, sein Eintreffen hinauszuzögern, bewußt wäre, und fiel dann dem Betonpodest entgegen. Der Maschendrahtzaun stellte sich als umsichtige Vorsichtsmaßnahme heraus. Ohne ihn hätte der Druck der versammelten Menge die vordersten Menschenreihe unbehaglich nahe an den Glutstrom der mächtigen Triebwerke gedrückt.
    Swaf und sein Begleiter befanden sich innerhalb des abgesperrten Bereichs und preßten sich mit dem Rücken gegen den Zaun. Das Donnern machte jede Verständigung unmöglich. Swaf war fasziniert von der eckigen Häßlichkeit, die die Konstrukteure der Shellback verliehen hatten. Das Schiff strahlte eine unbändige Kraft aus. Plötzlich signalisierte sein Begleiter per Handzeichen, daß er die Mini-Kopfhörer seines Helmes überziehen sollte; von jetzt an würden sie über Funk kommunizieren.
    »Wir haben da ein Problem, Swaf. Chi bezweifelt, daß die Shellback so schnell hierher gelangen konnte. Er sagt, die Luftüberwachung hat sie auf den Radarschirmen und sie wird frühestens in sieben Minuten landen.«
    »Wahrscheinlich nennt man sie deshalb Luftüberwachung – mehr als heiße Luft haben sie nämlich nicht zwischen den Ohren. Nun, wenn Chi darauf besteht, soll er sich die Schau entgehen lassen, aber in dem Moment, in dem sie die Triebwerke abstellen, sind wir am Schiff und nehmen uns dieser verrückten alten Vogelscheuche an. Sonst sorgt Chi dafür, daß wir zum letztenmal im Zirkus gearbeitet haben.«
    Das Schiff setzte auf, und die Triebwerke verstummten. Die Menschenmenge verstummte ebenfalls und wartete mit angehaltenem Atem darauf, daß sich die Luke öffnete. Als sich im Rumpf eine Öffnung auftat, drängten die Zuschauer nach vorne, um zu sehen, wer als erster das Schiff verlassen würde. Da erschien der hochgewachsene, hagere Anführer des Expeditionsteams, der vormalige Mörder und jetzige Direktor des Instituts für Solaristik, Maq Ancor. Seine bereits legendär gewordene Häßlichkeit und die Mähne flammendroten Haars hatten ihm den Spitznamen ›der Löwe‹ eingetragen. Ihm folgte die attraktive grünhäutige Engelianerin Sine Anura, der man ein spezielles elektrisch geladenes Nervensystem nachsagte, das einen Menschen töten konnte, und die angeblich im Wasser eher zu Hause war als auf dem Land.
    Als drittes erschien Cherry, der ehemalige Holo-Illusionist des Zirkus, die abgemagerte Karikatur eines Menschen mit eingefallenen Zügen und einem büscheligen Ziegenbart. Ihm folgte Tez, sein Vorführer, und die vorlaute Carli, seine ehemalige Assistentin. Obwohl das Expeditionsteam der Menge durch zahllose Holo-Vorführungen und Nachrichtensendungen nur allzu bekannt war, übertönte der Beifall selbst das Dröhnen der Triebwerke der Shellback.
    Sonderbarerweise reagierten die fünf Gestalten auf dem Podest in keiner Weise auf den begeisterten Empfang. Maq Ancor schien sich statt dessen für eine Erscheinung am Horizont zu interessieren und zog die grünhäutige Engelianerin an seine Seite. Cherry blickte sich einen Augenblick oder zwei besorgt um und entschloß sich dann, seine eigenen Wege zu gehen.
    »Unser Einsatz«, sagte Swaf. »Laß uns unseren alten Freund Cherry begrüßen.«
    Die beiden Zirkusbediensteten steuerten auf die in eine weiße Toga gehüllte Gestalt zu. Cherry hatte aus einer der vielen Falten seines Gewands eine Flasche hervorgezogen und genehmigte sich außerhalb der Sicht Ancors verstohlen einen Schluck.
    »Hm, wenn das nicht der alte Cherry ist!« Swaf näherte sich von hinten und wollte dem Illusionisten herzlich auf die Schulter klopfen. Zu seiner völligen Verblüffung fuhr seine Hand durch Cherry hindurch, und die Erkenntnis traf ihn fast mit der Wucht eines
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