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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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zu einem weit entfernten, noch unsichtbaren Ort führte, aber ob das durch höfliche Anstandsdamen oder unüberwindbare Wachen geschah, darüber konnte der Illusionist nur spekulieren. Er hoffte nur, daß ihre Begleiter keine überraschenden Kurs- oder Geschwindigkeitsänderungen vornahmen.
    Die Gründe für die enge Tuchfühlung der Robotschiffe waren ihnen ein Rätsel. In der ersten Euphorie hatte Ancor sie sich als treue Kameraden vorgestellt, aber eine Schlafperiode später neigte er eher zu Cherrys nüchterner Lageeinschätzung. Er versuchte, auf allen zur Verfügung stehenden Frequenzen mit ihren dunklen Begleitern Kontakt aufzunehmen, aber entweder konnten oder wollten sie ihm nicht antworten. Ancor tröstete sich mit dem Gedanken, daß die Robotschiffe die Shellback längst hätten zerquetschen können, wenn das ihre Absicht gewesen wäre. Dennoch machte er einige mit Mesonen-Sprengköpfen bestückte Raketen feuerbereit und programmierte einen Fluchtkurs in den Autopiloten.
    Nach sechs Wochen – der Hälfte ihres Flugs – wurde der Grund für die Eskorte offenbar. Eine Serie greller Blitze erhellte plötzlich den Raum, und zwischen den Robotschiffen schossen gewaltige Zungen weißglühenden Plasmas hindurch. Es war, als ob vor ihnen eine Proto-Sonne entzündet worden wäre. Die führenden Schiffe pflügten mitten durch die Glut und schützten die winzige Shellback, die ihnen wenige Sekunden später folgte. Die Strahlenmesser des kleinen Schiffes lösten Alarm aus, und Ancor starrte besorgt auf die Anzeigen. Sie konnten nur hoffen, daß die biologischen Schirme der anbrandenden Strahlung widerstehen konnten. Glücklicherweise zerstreute sich aber der Großteil der Energie der Plasmazungen als Licht und Abwärme, die der Mannschaft der Shellback keine bleibenden Schäden zufügen würden.
    Sie wußten nicht, was für ein Objekt vor ihnen detoniert war, aber drei Dinge standen fest: Es war derart groß, daß der Durchflug durch die Glutwolke fast eine Stunde dauerte; die Position und das Timing der Explosion konnten nur eine vorsätzliche Aktion von seiten Zeus’ bedeuten; und die Shellback hätte ohne den Schutz ihrer Eskorte keine Chance gehabt, den Angriff zu überstehen. Damit stand wieder der Gedanke einer Revolte von Zeus’ eigenen Pionieren gegen die Zentralgewalt im Raum. Der Riß schien so tief zu gehen, daß beide Parteien sich bereits im offenen Konflikt miteinander befanden. Alles deutete darauf hin, daß die Shellback der Auslöser des Zusammenstoßes war, und Ancor hoffte inbrünstig, daß sie jetzt einige Verbündete hatten, die Zeus’ Standpunkt eines endlichen Solanas widersprachen.
    Sie konnten nicht feststellen, in welchem Ausmaß die vorderen Robotschiffe durch das Manöver Schaden genommen hatten, aber nach kurzer Zeit beschleunigten die Führer und drehten ab. Andere Schiffe nahmen innerhalb weniger Minuten ihre Plätze ein. Später zeigten die Infrarotorter Zonen extremer Hitze an, und hin und wieder verließ einer ihrer Begleiter die Phalanx, ganz so, als ob er durch äußere Einwirkung beschädigt worden wäre. Die Shellback selbst war nicht betroffen, aber die Mannschaft ahnte, daß um sie herum eine erbitterte Schlacht tobte. Damit bestätigte sich auch Sines These, daß Maschinen die eigene Existenz gleichgültig war. Ihre Eskorte opferte sich selbst, aber der Gedanke, daß sie das aus Sorge um die zerbrechlichen Menschen in ihrer Mitte taten, war verlockend.
    Schließlich beruhigte sich die Lage wieder, und die sonderbare Prozession raste mit achthunderttausend Stundenkilometern weiter dem Ende Solarias entgegen. Nach einer weiteren Woche lockerte sich die Formation um die Shellback auf, die unmittelbare Gefahr schien gebannt. Dann drehten die führenden Schiffe ab, und Ancor richtete die Orter auf die undurchdringliche Schwärze vor ihnen. In einer Entfernung von fünf Flugwochen zeichnete sich wieder der geisterhafte Umriß einer Schale ab, und die Ansammlung riesiger Robotschiffe war nicht mehr zu übersehen. Sie wußten nicht, was für eine Operation vor ihnen im Gange war, aber der massive Einsatz von Ressourcen stand nicht im Einklang mit Zeus’ pessimistischer Botschaft, daß dort draußen das Ende Solarias läge. Was für einem Zweck sollte eine derartige Armada dienen, wenn dort draußen wirklich eine unüberwindliche Grenze existierte?
    Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto nachdenklicher wurde Ancor. Es schien ihm, daß sein ganzes Leben lediglich ein Vorspiel des
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