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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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Tages gewesen war, an dem er mit eigenen Augen die Grenze des Universums sehen würde. Sine Anura versuchte vergeblich, ihn aus seiner grüblerischen Stimmung zu reißen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Ortern, über denen er endlos brütete, um einen Fingerzeig auf das Kommende zu erhalten. Sine Anura wußte, daß er vor seinem geistigen Auge Zeuge wurde, wie ganze Schalen im totalen Krieg versanken und Hungersnöte Abermilliarden Menschen dahinrafften. Der einzige Weg, das zu verhindern, war für Maq Ancor unablässiges Wachstum; die Menschheit mußte immer weiter vorstoßen. An die Möglichkeit, daß dem vielleicht unüberwindliche Grenzen entgegenstanden, schien er nicht den leisesten Gedanken zu verschwenden. Sine hoffte inbrünstig, daß er sich nicht irrte. Sie kannte Maq Ancor gut genug, um zu wissen, daß er eine Enttäuschung seiner Hoffnungen nicht überleben würde.
    Dann lieferten die Orter endlich genauere Daten. Die ›Geister-Schale‹ war nichts anderes als ein gewaltiges, kugelförmiges Exis-Feld, das ganz Solaria einschloß. Zeus’ Diener hatten bereits eine Schicht Materie aufgetragen und damit das Licht der Sterne ausgesperrt. Welchem Zweck eine derartige ›Isolierschicht‹ diente, überstieg ihr Vorstellungsvermögen, aber sie bildete mit Sicherheit nicht das Fundament für eine weitere bewohnbare Schale. Dennoch verschwand eine der goldenen Exis-Speichen in dem Feld, und es war diese eine Beobachtung, die Sine Anura einen schwachen Funken Hoffnung einflößte.
    Ancor verzichtete jetzt ganz auf Schlaf. Er verbrachte zwei Tage ohne Pause vor den Orterschirmen und versuchte, die Geheimnisse des Exis-Feldes vor ihnen zu ergründen. Er hoffte, daß die Schale noch nicht fertiggestellt war, oder daß ein Tunnel existierte, durch den sie auf die andere Seite gelangen konnten. Mehrfach kam ihm der Gedanke, daß es sich bei dem Exis-Feld um einen Schild handeln könnte, der Solaria vor dem Ansturm eines feindlich gesinnten Universums beschützte. Er konnte sich keine Hölle vorstellen, vor der eine völlige Abschottung nötig sein würde, aber langsam verstand er Sines Sorge, daß das, was außerhalb Solarias lag, so fremd sein könnte, daß sie ihm nicht gewachsen sein würden.
    Sine bat ihn inständig, sich etwas Ruhe zu gönnen. Es gelang ihr, ihn ins Bett zu lotsen, aber seine Liebkosungen waren fahrig und unkonzentriert. Schließlich schlief Sine ein, und Ancor lag wach und starrte auf die Sterne, die in seiner Phantasie strahlten. Als Sine erwachte, beugte er sich bereits wieder über die Orterschirme, und dieses Mal machte sie keinen Versuch mehr, ihn davon abzubringen. Statt dessen stellte sie sich hinter ihn und verfolgte über seine Schultern hinweg die methodische Untersuchung von Aberbillionen Quadratkilometern Leere. Lediglich eine Ansammlung von Zeus’ Robotschiffen strahlte wie Leuchttürme vor der Schwärze einer endlosen Nacht. Ancor bemerkte Sine, schenkte ihr ein von Erschöpfung gezeichnetes Lächeln und drückte zärtlich ihre Hand. Die andere Hand tippte weiter Zahlen in die Tastatur des Schiffscomputers. Beide wußten, daß die Geste symbolisch war: Sine konnte nie mit Ancors Leidenschaft, das Ende des Universums sehen zu wollen, konkurrieren, aber sie konnte und wollte an seiner Seite stehen und versuchen, seine Leidenschaft zu teilen.

 
Kapitel 28
     
    Eine Woche später näherte sich die Shellback mit bloßer Exosphärengeschwindigkeit der riesigen Exis-Blase, die das Solare Universum einschloß. Ancor nahm an, daß Zeus das Exis-Feld errichtet hatte, um Solaria vor unbekannten Kräften und Mächten von außerhalb zu beschützen. Er überwachte genau das gesamte elektromagnetische Spektrum, aber in der Exis-Blase zeigte sich nicht die geringste Lücke. Den Sensoren nach zu urteilen, konnte dort draußen wirklich die von Carli postulierte feste Masse auf sie warten.
    Doch Zeus mußte einen Grund haben, eine Exis-Speiche zur Außenseite des Feldes zu leiten. Irgend etwas mußte dort draußen existieren. Ancor wußte, daß innerhalb der Exis-Blase trotz ihres gewaltigen Umfangs nicht genug Gas- und Staubwolken existierten, um daraus die Schalen Solanas zu formen. Die riesigen Sammler mußten also irgendwie in das äußere Universum gelangen. Geduldig verfolgte er die Kurse der Ungetüme und kam zu verblüffenden Resultaten: Die Robotschiffe schienen zu warten. Nur, auf was warteten sie?
    Schließlich landete Cherry vorsichtig auf dem Exis-Feld. Ancor tastete die
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