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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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physischen Schlags.
    »Verdammt noch mal! Das ist ein verfluchtes Hologramm! Wer…?«
    Er erklomm das Betonpodest, lief geradewegs durch die Illusion der Shellback und erschien wieder auf der anderen Seite. Die Zuschauermenge außerhalb der Absperrung blieb zuerst auffallend ruhig, dann machte sie ihrem Ärger Luft.
    »Das ist ein Schwindel! Betrug! Eine hundsmiserable Holo-Show! Was für ein mieser Zirkus!«
    »Harry Castor«, sagte Swaf. »Das kann nur er gewesen sein! Cherry kommt nicht in Frage, er ist noch gar nicht gelandet.«
    »Eins muß man ihm lassen: Er hat ein teuflisch gutes Holo hingelegt«, sagte sein Begleiter bewundernd.
    »Das ist ein vom Institut für Solaristik frei erhältliches Holo-Band. Ich habe es schon einmal gesehen. Aber so wie ich Castor kenne, konnte er der Versuchung, damit herumzuspielen, einfach nicht widerstehen.«
    Swaf behielt recht. Vor ihren Augen schmolz die Illusion des kleinen Schiffs dahin und zerfloß, während aus seiner Mitte ein greller Funkenregen sprühte. Die perfekte Synchronisation des Knatterns durch versteckte Lautsprecher verlieh dem Ganzen eine durch und durch realistische Wirkung. Das simulierte Feuerwerk stieg immer höher, bis es selbst die gewaltige Halle des Instituts für Solaristik klein erscheinen ließ, und die Menge bewundernd ächzte. Dann erreichte das Spektakel seinen Höhepunkt: Riesige Feuerbälle wurden wie Miniatur-Sonnen in die Luft geschleudert und vereinigten sich schließlich zu übermannsgroßen Buchstaben, die den Himmel erleuchteten.
    DER GROSSE CASTOR:
SOLARIAS BESTER HOLO-ILLUSIONIST
    »Und ganz bestimmt nicht der Bescheidenste«, sagte Swaf trocken. »Laß uns Castor schnappen und diesem verfluchten Holo den Saft abdrehen.«
    Der Angesprochene packte seinen Arm und deutete in den Himmel. »Zu spät. Da kommt schon die echte Shellback.«
    »Teufel noch mal! Kannst du dir Chis Wutanfall vorstellen, wenn die Shellback auf dem Podest steht und Castors lausige Werbung über ihr prangt? Er kriegt Zustände. Der Auftritt der Präsidentin und des Empfangskomitees werden live auf der ganzen Schale übertragen… und alle stehen unter diesem Ding…« Für einen Moment war er sprachlos. »Damit dürfen wir Castor nicht durchkommen lassen.«
    »Aber Chi hat uns eigens aufgetragen, bei Cherry zu bleiben.«
    »Um Cherry kümmern wir uns später. Du rufst jetzt den Leiter der Energieversorgung an und siehst zu, daß du Castor den Strom abdrehst. Und außerdem solltest du besser Chi über die Lage informieren. Ich sehe mich inzwischen nach diesen verfluchten Holo-Projektoren um, und wenn ich sie finde, schiebe ich ihnen einen Schraubenschlüssel in die Optik.«
    Die Ankunft der echten Shellback war unverkennbar. Das Hologramm hatte zwar die optischen und akustischen Eindrücke naturgetreu wiedergegeben, aber der heiße Atem der Triebwerke legte sich wie eine behagliche Decke über das Areal und wirbelte Staub hoch in die Luft. Die Scheinwerfer wurden eingeschaltet, und bald darauf kauerte das häßliche kleine Schiff, auf dessen Rumpf sich die Spuren und Narben langer Raumflüge abzeichneten, im grellen Kunstlicht. Die Shellback wirkte wie eine kantige, mechanische Spinne, die wachsam nach Beute Ausschau hielt. Die Luke ging auf, und Maq Ancor und Sine Anura traten gemeinsam ins Freie und nahmen den Beifall der Menge mit offensichtlicher Genugtuung entgegen. Dann folgten Tez und Carli, die an Popularität den Führern der Expedition kaum nachstanden, da sich der Durchschnittsbürger der Mars-Schale besser mit ihnen identifizieren konnte.
    Schließlich erschien Cherry, der wie immer Toga und Sandalen trug, und verbeugte sich – ganz der alte Hase im Showgeschäft – vor dem begeisterten Publikum. Dann kam das Empfangskomitee auf sie zu, und Cherry blickte zufällig in den Himmel über sich, wo immer noch Harry Castors Botschaft leuchtete. Der Willkommensgruß der Präsidentin stand zwar immer noch im Mittelpunkt der Berichterstattung, aber das Bild, das sich am unauslöschlichsten in den Köpfen der zahllosen Menschen einbrannte, die die Mars-Schale bevölkerten, war die unbändige Wut, die sich in Cherrys Zügen abzeichnete.

 
Kapitel 2
     
    Doch Harry Castor irrte sich, die Nacht sollte ganz Cherry gehören. Der dürre Holo-Illusionist beschwor vor der Delegation der Präsidentin und den geladenen Gästen einige der eindrucksvollsten Holo-Bilder herauf, die jemals aufgeführt worden waren. Er zeigte unvergeßliche Szenen aus den Expeditionen der
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