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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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um mich unterhalten und verzaubern zu lassen. Und um Ihnen zu beweisen, daß das keine leeren Worte sind, möchte ich Ihnen Prinz Awa-Ce-Land-a des Fürstentums Hammanit vorstellen, dessen Weitblick und Entschlossenheit die Erforschung des Solaren Universums erst möglich gemacht haben. Anschließend will ich mich nach dem kürzesten Auftritt meiner gesamten Laufbahn taktvoll aus dem Scheinwerferlicht zurückziehen.«
    Ihr Abgang wurde von schallendem Gelächter begleitet, das aber schnell verstummte, als Land-a auf der Bühne erschien. Der Prinz war nur noch zu einem Drittel Mensch, die zwei Drittel von der Brust abwärts bestanden aus einem komplexen Lebenserhaltungssystem, auf dessen Rädern er nun lautlos auf die Bühne glitt. Trotz dieser Behinderung war sein Auftreten gebieterisch. Sein ausgeprägtes Kinn und stechender Blick verliehen ihm eine überlegene Ausstrahlung, und seine tiefe, befehlsgewohnte Stimme sicherte ihm auf der Stelle die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums.
    »Ich denke, Cherry hat mir mit seinen eindrucksvollen Bildern längere Erklärungen erspart. Er hat gezeigt, daß die großen Schalen Solarias wie Zwiebelschalen aufeinander folgen, in deren Zentrum sich die natürliche Sonne befindet. Als Zeus diese Schalen erschuf, benutzte er als Ausgangspunkt jeweils einen Ring von Planeten in der Umlaufbahn der späteren Schale, die später in diese eingeschlossen wurden. Wir nennen diese Planeten Käfigwelten, denn sie gleichen den Kugeln, die in dem Käfig eines Kugellagers aufgereiht sind. Die Öffnungen, die zu den Zwischenräumen führen, in denen sich die Käfigwelten drehen, ermöglichen es unserem Expeditionsschiff, in andere Regionen des Solaren Universums vorzustoßen.
    Cherrys Holo-Show verdeutlichte allerdings nicht die gewaltigen Entfernungen zwischen den Schalen. Die Flüge, die er vor Ihren Augen in wenigen Minuten nachzeichnete, dauerten in Wirklichkeit Jahre. Wenn Sie die Halle verlassen, werden Sie an der Shellback vorbeikommen, die draußen auf dem Podest gelandet ist. Werfen Sie einen zweiten Blick auf das Schiff und fragen Sie sich, ob Sie sich vorstellen könnten, ein oder zwei Jahre mit vier anderen Menschen auf derart engem Raum zu verbringen. Denn dies ist eine der rauhen Realitäten des Interschalenflugs.
    Warum dauern diese Reisen so lange? Der Grund dafür sind die Gesetze der Physik. Einer der cleversten Denker der frühen Vorzeit namens Einstein postulierte, daß kein Gegenstand die Geschwindigkeit des Lichts überschreiten kann. Dieses Prinzip gilt nach wie vor, und alles deutet darauf hin, daß das auch in Zukunft so bleiben wird. In der Praxis haben wir noch keine Methode gefunden, ein Fahrzeug auf mehr als einen winzigen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.
    Um sich die gewaltigen Maßstäbe zu verdeutlichen, hilft es, sich die Exosphärenschiffe vor Augen zu halten, die uns mit Geschwindigkeiten von ungefähr fünfzigtausend Stundenkilometern über die Mars-Schale befördern und so pro Tag etwa 1,2 Millionen Kilometer zurücklegen können. Die Raumreisegeschwindigkeit der Shellback beträgt im Gegensatz dazu achthunderttausend Stundenkilometer, also das Sechzehnfache. Doch selbst bei diesem schwindelerregenden Tempo wird der Flug, den Maq, Sine, Cherry, Tez und Carli antreten werden, ungefähr zwei Jahre in Anspruch nehmen. Dies verdeutlicht die Hingabe, mit der diese Menschen in unserem Auftrag das Solare Universum erforschen.
    Aber wohin werden sie fliegen, und warum tun sie das? Es deutet alles darauf hin, daß Zeus jenseits der Pluto-Schale bei der Konstruktion neuer Schalen in Schwierigkeiten geraten ist. Wir fürchten, daß Solaria – entgegen der althergebrachten Annahmen – nicht unendlich erweitert werden kann, sondern durch Faktoren begrenzt ist, die selbst Zeus überfordern. Deshalb steht das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel. Die Uranus-Schale steht aufgrund der massiven Überbevölkerung bereits vor dem Zusammenbruch, und angesichts des gegenwärtigen Stockens des Auswanderungsprogramms ist es nur noch eine Frage der Zeit, bevor auf der Mars-Schale ähnliche Zustände Einzug halten werden.
    Deshalb benötigen wir Informationen. Jemand muß zur Grenze des Universums vorstoßen und herausfinden, welcher Natur diese Probleme sind, und ob irgend etwas jenseits der Grenze liegt. Jemand muß sich aufmachen und die Lage mit neuen Augen betrachten. Möglicherweise kann der menschliche Einfallsreichtum Zeus bei der Schaffung
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