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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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aber als er sich mit den Ellenbogen durch die Wartenden nach vorne kämpfte, sah er plötzlich, was ihre Aufmerksamkeit geradezu magisch anzog und allgemeine Heiterkeit auslöste. Seine reich dekorierte Traglufthalle war verschwunden. An ihrer Stelle befand sich eine furchtbare, aus rostigen Eisenträgern behelfsmäßig zusammengezimmerte Scheune von abgrundtiefer Häßlichkeit. Schlimmer noch, an der Stelle, an der sich der Haupteingang zur Halle befunden hatte, zeigte sich jetzt ein Schweinestall. Der einzige Eingang des abscheulichen Machwerks führte in Wirklichkeit zu einer fugenlosen Wand, die niemand überwinden oder umgehen konnte.
    Aber das Schlimmste waren die Graffiti. Seine Holo-Schaufenster wurden von einer schäbigen Reklamewand verdeckt, auf der poppige, grelle Schriftzüge ihre Botschaften verkündeten:

    »Cherry!« Castor zwängte sich die letzten Meter durch die Menge, die ihn von der Holo-Illusion trennten. »Das ist Cherrys Werk.« Er drehte sich um und blickte flehend in die Menge. »Beachtet das nicht, meine Freunde. Das ist nur ein gemeiner Holo-Trick, der mich in Verruf bringen soll. Kommt nur herein! Meine Spätvorstellung beginnt in wenigen Minuten.« Er gestikulierte in Richtung des Eingangs, dann fiel ihm wieder ein, daß an dessen Stelle ein schmutziger Schweinestall prangte, und er brach in lautes Wehklagen aus. Seine Augen suchten verzweifelt die vielen Orte ab, an denen Cherry seine Projektoren versteckt haben könnte, aber es gelang ihm nicht, auch nur einen einzigen ausfindig zu machen.
    Die einschüchternde Gestalt Chi Nailers, die mit bedrohlicher Miene auf ihn zuschritt, war nicht zu übersehen. Castor wußte, daß jeder Widerstand zwecklos war, fühlte sich aber dennoch zur Flucht genötigt. Er rannte durch das Holo des Schweinestalls zu der Stelle, an der sich der Eingang zur Halle befinden mußte, bemerkte aber zu spät, daß der Mist auf dem Boden keine Illusion war. Zur kolossalen Entzückung der Zuschauer rutschte er aus und fiel hin. Als er sich wieder zitternd und mit aschfahlem Gesicht auf die Beine kämpfte, war er über und über mit streng riechendem Schweinekot beschmiert. Chi Nailers Gestalt näherte sich ihm jetzt schnell, und Harry Castor hastete zur unsichtbaren Tür des Halleneingangs. Dort erwartete ihn ein höchst realer Chi Nailer in Begleitung dreier Männer vom Sicherheitsdienst, während Nailers Hologramm blind an ihnen vorbeirannte. Hinter dem Zirkus-Marschall stand ein verstohlen grinsender Cherry.
    »Was mich angeht«, sagte Chi Nailer, »besteht der eigentliche Nutzen der transsolaren Expedition darin, daß sie euch zwei Idioten auseinanderhält.«
     
    Professor Soo führte den Vorsitz im Konferenzraum. Am gegenüberliegenden Ende des langen Tisches fuhr Land-a in seinem Lebenserhaltungssystem unablässig hin und her, und es schien, als ob seine Ruhelosigkeit seine Sorgen über die geplante Expedition der Mannschaft, die er ursprünglich persönlich ausgewählt hatte, widerspiegelten. Das Expeditionsteam – Maq, Sine, Cherry, Tez und Carli – belegte fünf der Stühle, auf dem sechsten saß Präsidentin Leez Layor, die darum gebeten hatte, der Sitzung als Beobachterin beiwohnen zu dürfen. Sie blickte unaufhörlich in Maqs löwenhaftes Gesicht, und hin und wieder lächelte sie unwillkürlich, als ob alte Erinnerungen hochkämen.
    »Bevor wir auf die Einzelheiten zu sprechen kommen«, wandte sich Soo an das Team, »möchte ich um meines inneren Friedens willen sicherstellen, daß jeder von euch weiß, auf was er sich einläßt. Die Mission wird auf freiwilliger Basis durchgeführt, und wenn jemand zurücktreten möchte, ist das ohne weiteres möglich. Selbst wenn alles nach Plan läuft, werdet ihr in frühestens zwei Jahren zurückkehren. Ich weiß, daß ihr ein Talent dafür entwickelt habt, die Herausforderungen und Gefahren der vielen verschiedenen Schalen und Käfigwelten zu überleben, aber es ist meine Pflicht, euch daran zu erinnern, daß ihr in völlig unbekannte Regionen vorstoßt. Möglicherweise sind dort eure bisherigen Erfahrungen völlig nutzlos. Ihr dürft nicht vergessen, daß selbst Zeus’ Macht dort draußen endet. Ich werde deshalb jeden einzelnen der Reihe nach fragen, ob er oder sie unter diesen Umständen an dem Flug teilnehmen will. Maq?«
    Ancor lächelte ungezwungen. »Es gibt eine Legende, die angeblich so alt ist, daß sie noch von der einen Welt stammt, auf der alles begann. Ein Mann namens Christoph Kolumbus machte sich
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