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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
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Spuren der Kämpfe auf wundersame Weise verschwunden.
    Die blaugewandeten Damen bereiteten offensichtlich ein großes Festmahl vor. Viele Tische bogen sich bereits unter der Last der verschiedensten Gerichte.
    Duncan bedankte sich in aller Form für die nette Geste der Oberin.
    Sie maß ihn mit kühlem Blick. »Ich denke, das haben die Kinder trotz ihres Eigensinns verdient. Ich werde sie hinterher nach Santorino bringen, wo sie bereits die letzten Tage verbracht haben; zumindest werden sie das glauben. Es ist besser für alle, wenn sie die Erlebnisse auf Rantaris vergessen. Wir können schließlich nicht ihr ganzes Leben lang auf ihre Verschwiegenheit bauen. Außerdem wäre die Erinnerung an die letzten Tage eine zu große Belastung für sie. Aber einmal sollen sie sich noch an ihren Heldentaten erfreuen können«, erwiderte die alte Dame und sah sich um.
    Die Jugendlichen schienen im Moment weit davon entfernt zu sein, sich an irgendetwas zu erfreuen. Lustlos und still wie selten stocherten sie auf ihren Tellern herum, und nicht einmal Gerrit schien Appetit zu haben. Lennart tuschelte fast unentwegt mit einer sehr blassen Erma, die sich immer wieder nervös umschaute.
    Endlich erschien Aeneas. Er ging an seiner Großmutter und Duncan vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, direkt auf die Botin zu, ignorierte auch alle anderen völlig und bat mit ernster Stimme: »Erma, würdest du mich begleiten? Ich würde gern allein mit dir reden.«
    Die junge Frau sah ungewohnt schüchtern nicht einmal auf, schluckte kurz und nickte nur bejahend.
    Gemeinsam verließen sie den Raum.
    Die Jugendlichen warfen sich verzweifelte Blicke zu, kneteten ihre kalten Hände und warteten voller Ungeduld auf die Rückkehr des Ringlords. Die Sekunden schlichen nur so vorüber.
    Nach einer halben Stunde erklärte die Oberin energisch: »Genug jetzt! Dieser Trottel kam noch nie in die Gänge, wenn es um Frauen ging. In dieser Beziehung hat er leider gar nichts von seinem charmanten Vater geerbt und ist zäh wie ein Stockfisch. Wir gehen nun diese Höhlenmenschen holen. Kinder, zeigt uns den Weg!«
    Die Jugendlichen erhoben sich zwar umgehend aber sichtlich unwillig. Ausgesprochen verhalten gingen sie vor der Oberin durch die Gänge aus dem Palast. Kaum aus der Tür blieben sie wie angewurzelt stehen.
    Ein paar Meter entfernt standen Aeneas und Erma in inniger Umarmung. Beide sahen leicht zerzaust aus, und der Ringlord küsste die junge Frau gerade mit großer Leidenschaft.
    Gerrit runzelte nachdenklich die Stirn. »Was sind eigentlich Stockfische, Lennart? Sind die sehr wild?«
    »Unglaublich!«, erwiderte sein Trainer mit fröhlichem Grinsen.
    Während die Jugendlichen erleichtert jubelten und schließlich immer heftiger applaudierten, ertönte die ungeduldige Stimme der Oberin. »Das reicht, Aeneas! Benimm dich und lass die Frau Luft holen.«
    Die eventuelle Luftnot seiner Zukünftigen interessierte den Ringlord im Moment offensichtlich genauso wenig wie die Forderung seiner Großmutter. Sowohl Aeneas als auch Erma schienen ihre Umgebung gar nicht wahrzunehmen.
    Duncan grinste breit. »Eins muss man Eurem Enkel lassen: Alles, was er beginnt, vollendet er mit großer Energie. Legt sich richtig ins Zeug, ist immer bei der Sache. Gefällt mir gut, diese Einstellung.«
    »Männer!«, erklärte sie nur abfällig und wandte sich ab, damit keiner ihr Lächeln sah.

    Die Jugendlichen umringten schließlich das junge Paar, um endlich zu erfahren, ob Aeneas wieder mit ihnen zur Erde zurückkehren würde.
    An seiner Stelle antwortete Erma, noch leicht errötet, aber ausgesprochen selbstbewusst. »Ich habe ihm schon früher gesagt, dass der Scheiterhaufen viel zu gut wäre für Schwarzmagier, und ich bleibe dabei. Deswegen bekommt er lebenslänglich – bei mir. Und natürlich werden wir im Herrenhaus leben. Ich glaube, ich könnte Luxus lieben lernen und bin schon so gespannt auf die zeitgenössische Kunst in den Privatgemächern. Jetzt sollten wir aber die armen Höhlenkinder holen.«
    Sie sah hoch zu ihrem Liebsten. »Willst du dich von den gestrigen Strapazen erholen, oder kommst du mit uns, Schatz?«
    »Ich komm schon mit«, erwiderte der Ringlord schwach. »Also, Erma, was diese Gemächer ...«
    »Überschätz dich bloß nicht! Du siehst mitgenommen aus«, unterbrach sie streng. »Stützen kann dich heute keiner. Duncan und Lennart wirken nämlich auch recht müde.«
    »Erma ...«, begann Aeneas protestierend, wurde aber von seiner Braut
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