Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
unangenehmen Störenfried zu betrachten. Ich muss meinen Enkel ohnehin immer wieder aus Schwierigkeiten herausholen. Ganz sicher fehlt mir niemand, der ihn fortwährend dort hineinbringt.«
    Ihr stechender Blick ließ Erik zusammenschrumpfen. »Es tut mir sehr leid, Ehrwürdige Mutter Oberin. Ich wollte das gar nicht«, stammelte er und wagte nicht mehr, hochzublicken.
    »Das genau scheint dein Problem zu sein. Du bist kein Junge, du bist ein Naturereignis. Neben einem aktiven Vulkan dürfte es sich ruhiger leben lassen als in deiner Nähe. Sieh dich gut um in diesem Raum! Dein Starrsinn hätte alle Menschen hier fast das Leben gekostet. Du darfst es als reinen Glücksfall betrachten, dass alle noch leben. Sollte ich noch einmal davon erfahren, dass du etwas anderes tust, als das, was man dir sagt, werde ich dich zu mir in den Turm nehmen und dich persönlich unterrichten. Lass dir bei Gelegenheit von meinem Enkel schildern, was das bedeutet. Hast du mich verstanden?«
    Obwohl die Stimme der Oberin nicht einmal unfreundlich geklungen hatte, hatte Erik eine Gänsehaut bekommen und nickte nur beklommen.
    Aeneas meldete sich zu Wort. »Er hat es doch nur gut gemeint, Großmutter, und hat sich heute wirklich bravourös geschlagen. Ohne unsere jungen Mitstreiter wären wir nicht mehr am Leben. Sie sind alle über sich hinaus gewachsen und haben Unglaubliches geleistet. Ein kleines Lob wäre vielleicht angebracht.«
    Sie sah ihn unwirsch an. »Unterbrich mich gefälligst nicht! Du weißt, dass ich das nicht mag. Ich bin äußerst schlechter Stimmung und ich bin müde. Es war ein anstrengender Tag für mich. Da werde ich gerade noch meine letzte Energie für unangebrachte Lobreden verwenden.«
    Sie blickte von einem Jugendlichen zum anderen. »Für euch gilt im Prinzip das Gleiche. Ihr werdet in Zukunft auf eigenmächtige Unternehmungen verzichten. Ihr seid eine sehr eigenwillige Truppe. Ich werde euch im Auge behalten, und Ungehorsam mag ich nicht. Ist das deutlich genug?«
    Allgemeines spontanes Nicken war die Antwort.

    »Von Gandar, Aeneas, ihr kommt jetzt mit mir! Wir haben einiges zu besprechen.«
    Duncan räusperte sich, warf einen Blick auf die Jugendlichen und widersprach: »Ich denke, dass wir das vielleicht hier besprechen sollten. Die jungen Leute haben uns zurecht vorgeworfen, zu viele Geheimnisse gehabt zu haben. Allen wäre einiges erspart geblieben, wenn wir offen über die Dinge geredet hätten. Ich möchte meinen Fehler nicht wiederholen. Sie haben ein Recht darauf, zu erfahren, wie es weitergeht.«
    Die Oberin sah von ihm zu ihrem Enkel. Der zog nur müde die Schultern hoch.
    »Gut, wie ihr wollt«, sie wandte sich wieder Duncan zu. »Ich habe Euch immer für einen Schnösel gehalten, eingebildet und unüberlegt. Aber, dass Ihr mir einmal solchen Ärger macht, habe selbst ich nicht für möglich gehalten. Euer Sohn hat leider einige Eigenschaften von Euch geerbt. Eure Familie sollte zum Sperrgebiet erklärt werden. Doch sei es, wie es ist. Letztendlich ist Karon vernichtet. Ich komme gerade vom Rhanlord. Er war entsetzt darüber, dass es dem Schwarzmagier gelingen konnte, den Berg zu sprengen, und er ist Euch dankbar dafür, dass Ihr ihn vernichtet habt. Dafür hat er Euch begnadigt. Allerdings dürft Ihr Rhanmarú nie wieder betreten. So weit reicht die Gnade dann doch nicht. Ihr werdet hier für Ordnung sorgen. Befreit die Seelenlosen, bekämpft die Wölfe. Das soll Eure Aufgabe sein. Eure Rhan können selbst entscheiden, ob sie bleiben wollen oder nicht.«
    Erik strahlte übers ganze Gesicht, sein Vater demgegenüber lächelte sehr verhalten. »Ihr wisst, dass diese Ehre mir nicht gebührt.«
    »Natürlich weiß ich das«, krächzte die Oberin. »Das Einzige, was ich Euch zugutehalte, ist, dass Ihr Euch in all den Jahren mit dem Bau des Schachts zumindest sinnvoll beschäftigt habt. Das ist weit mehr als ich von Euch erwartet hätte. Ich hielt es für angebrachter, die Anwesenheit der Kinder und meines Enkels auf Rantaris für mich zu behalten. Ihre gemeinsame, plötzliche Reiselust hätte den Rhanlord nur verwirrt. Wir wollen ihn nicht unnötig damit belasten.«
    Die Freunde grinsten sofort wegen der doch sehr eigenwilligen Begründung der alten Dame.
    »Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet und hoffe, ich kann mich einmal dafür erkenntlich zeigen. Betrachtet mich für alle Zeit als Euren Diener.« Duncan verneigte sich tief vor der alten Dame.
    Die machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kommt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher