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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
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ich vor lauter Aufregung aus dem Bett fall!«
    Die alte Dame blinzelte ihn vergnügt an: »Ich habe dir eine Mitteilung zu machen. Ich wollte sie dir lieber privat überbringen. Wir wollen schließlich keine Gefühle verletzten.«
    Ihr Enkel riss erstaunt die Augen auf. »Großmutter, ist dir nicht gut?«
    »Bleib auf dem Teppich, Aeneas, ich meinte nicht deine Gefühle. Du wirst heiraten.«
    Die Oberin lächelte süffisant, und der Ringlord wurde schlagartig richtig wach. »Das ist jetzt hoffentlich einer deiner gelungenen Scherze?«
    Seine Großmutter erklärte unwirsch: »Du weißt genau, dass ich nie vor dem Vesperwein scherze.«
    Aeneas fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann ließ er sich wieder in das Kissen zurückfallen und schloss mit einem tiefen Seufzer die Augen.
    Die Oberin wollte gerade etwas Unfreundliches bemerken, entschloss sich aber um, setzte sich stattdessen ans Bett und strich ihm leicht über die Schulter. »Das ist für dich die beste Lösung. Du könntest sogar weiter auf der Erde bleiben, und Erma ist eine wirklich nette Frau und dir sehr zugetan.«
    Er fuhr hoch. »Erma?«
    »Huch! Erschrecke mich nicht so! Wer dachtest du denn? Shanna hat sich auch angeboten, aber die benötige ich selbst. Außerdem wäre sie nichts für dich!«
    Der Ringlord atmete tief durch. »Ich hab gedacht, du hättest eine deiner armen Bewahrerinnen dazu verdonnert, mich für alle Zeit zu beobachten. Wie hast du denn ausgerechnet Erma dazu gebracht? Du kannst doch von ihr nicht verlangen, dass sie mich einfach mal so heiratet. Großmutter, diesmal gehst du zu weit. Du kannst über mein Leben bestimmen, aber Erma hat damit nichts zu tun.«
    Die Oberin winkte ungehalten ab. »Wofür hältst du mich? Nie im Leben würde ich einer so intelligenten, tüchtigen und tatsächlich auch reizenden Frau raten, ausgerechnet dich zu heiraten. Bist du übergeschnappt? Ich bin der Ansicht, sie wirft sich weg. Das hab ich ihr auch gesagt, als sie mir ihr Herz ausschüttete. Ich weiß, es ist unvorstellbar, doch sie ist der Ansicht, sich unsterblich verliebt zu haben. Ich habe ihr erzählt, dass du chronisch in Schwierigkeiten steckst. Ich habe ihr sogar angeboten, ihr nette und im Gegensatz zu dir auch charmante Männer vorzustellen, die genauso ansehnlich sind wie du, jedoch garantiert problemloser. Sie wollte nicht und war nicht davon abzubringen, dass sie bei dir bleiben will.«
    Er ignorierte ihre spöttisch hochgezogenen Augenbrauen und ihren genauso spöttischen Tonfall. »Was ich dazu sage, interessiert wohl nicht?«, fragte er heiser.
    »Wen sollte das denn interessieren? Sieh es einfach so: Du hast wieder einmal mehr Glück als Verstand. Wozu allerdings auch nicht so sehr viel gehört. Und jetzt komm endlich aus den Federn und benimm dich nicht wie ein kleines Kind.« Sie verschränkte resolut die Arme vor der Brust.
    Aeneas hatte es offensichtlich die Sprache verschlagen. Er starrte seine Familienangehörige nur schweigend an.
    »Bei allen Urvätern, Kind, hast du etwas gegen die Frau?«, fragte die Oberin ungeduldig.
    »Ja, ich meine ... nein, eigentlich ... ich will keine Frau. Ich kann keine ... Und sie ... kann ... ich ...«
    »Bringst du heute noch einen sinnvollen Satz heraus, oder hast du gestern vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen?«
    »Himmel!«, stöhnte er nur und schloss gequält die Augen.
    Seine Großmutter betrachtete ihn eine ganze Weile nachdenklich.
    Er öffnete die Augen wieder und sah sie mit dem Ausdruck tiefster Verzweiflung an. »Großmutter, ich flehe dich an: Verlang das nicht von mir! Ich werde tun, was du sagst. Wenn du willst, begleite ich dich in den Turm oder stelle mich dem Tribunal, oder ich ... gleichgültig ... nur nicht das! Tu mir das nicht an! Das könnte ich nicht ertragen.«
    Sie ging gar nicht darauf ein, sondern nahm seine rechte Hand und betrachtete die Wunden am Gelenk mit zufriedener Miene. »Sieht richtig übel aus, wie es sich gehört. Nichts von der Schlangenbrut wird mehr zu sehen sein. Die äußeren Zeichen konnten wir völlig ausbrennen.«
    Ihre Hand glitt weiter über die Narbe von Karons Schwertstreich und dann über die dünnen Linien an Gesicht, Hals und Schulter. »Du hast die Stärke und die Willenskraft deines Vaters geerbt, leider auch das gefühlsbetonte Wesen deiner Mutter. Ich weiß, dass das alles nicht leicht war für dich, aber die Erinnerungen an die letzten Tage werden verblassen genau wie die Narben, wenn auch langsamer. Doch gleichgültig,
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