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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
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erneut unterbrochen: »Nichts da mit Erma! Jetzt ist Schluss mit dieser ganzen Selbstüberschätzung! Du magst ja ein großer Ringlord sein, doch in Zukunft wirst du dich etwas zurückhalten. Ich habe deiner Großmutter versprochen, auf dich aufzupassen, und das werde ich auch tun.«
    »Das ist zu schön«, erwiderte ihr Zukünftiger matt in das aufkeimende Gelächter seiner Schützlinge hinein.
    Gutgelaunt machte man sich auf den Weg.
    »Ich glaube fast, unser Lord hat seinen Meister gefunden«, raunte Erik Adrian zu.
    Der nickte vergnügt. »Gut, dass den nach seiner Oma bestimmt nichts mehr so leicht schrecken kann.«
    »Das könnte tatsächlich von Vorteil sein«, bemerkte die Oberin und ging mit flinken Schritten an den beiden vorbei, ohne ihnen auch nur einen Blick zu gönnen.
    Die jungen Männer schluckten krampfhaft und warfen sich gehetzte Blicke zu.

    Kurze Zeit später wurden die Freunde mit großer Begeisterung von den Höhlenkindern empfangen. Wild jubelnd umarmten die ihre unerwarteten Besucher.
    »Hast du uns wieder etwas mitgebracht?«, fragte ein kleiner Junge Gerrit mit großen Augen.
    Der schüttelte lachend den Kopf. »Ne, diesmal müsst ihr euch eure Lieblingsspeisen schon selbst holen. Kommt Leute, es geht nach draußen.«
    Alle Kinder verstummten mit einem Mal. Schweigend starrten sie auf ihre Gäste.
    »Wir haben es euch doch versprochen«, erklärte Erik ernst. »Jetzt ist es so weit. Der Seelenräuber ist tot. Zwar gibt es noch einige Wölfe und Seelenlose oben, aber um die kümmern sich die Rhan. Die Zeit, die ihr unter der Erde verbringen musstet, ist vorbei.«
    »Alle mir nach!«, brüllte Adrian.
    Holly und Anna nahmen zögernde Mädchen an die Hand. »Kommt, es ist wirklich nicht gefährlich.«
    Scheu, fast ängstlich folgten die Kinder ihren Führern.
    Kaum an der Oberfläche mussten alle erst einmal heftig blinzeln. Sie rieben sich die Augen und sahen sich dann mit großer Ehrfurcht in der trostlosen Umgebung um. Die erwachsenen Höhlenmenschen standen bereits bei den Rhan, hatten ihre Kutten abgelegt und lächelten aufmunternd. Die kleine, in Lumpen gehüllte Schar wirkte trotzdem verloren. Ratlos schauten sie sich um und hielten sich bei den Händen.
    Ein sanfter Wind wehte durch den Wald und ließ die Blätter rascheln und die Haare wehen.
    »Ich habe den Wind gespürt«, kam aus der Menge.
    »Hier weht ein Wind!«, kreischten plötzlich alle durcheinander.
    Sekundenschnell war es mit der Stille vorbei. Die Kinder lachten und jubelten und tanzten und sprangen außer sich vor Freude zwischen den Bäumen umher. Die Jungmagier wurden von ihnen mitgezerrt.
    Völlig außer Atem stolperte Erik irgendwann zu Aeneas. »Danke für den Wind.«
    Der nickte zwinkernd. »Gern geschehen, mein Freund!«
    Erik sah ihn an und auf eine kleine Geste des Ringlords hin, warf er sich ihm an die Brust. »Ist jetzt wirklich alles wieder gut?«, fragte er leise.
    »Nein!«, erwiderte Aeneas genauso leise. »Es ist viel besser.«

    Es wurde ein schönes und ausgelassenes Fest. Zusammen mit den Menschen aus den Höhlen feierten sie im Palast bis tief in die Nacht hinein. Immer mehr befreite Bewohner des Planeten erschienen, und die Rhan kamen überhaupt nicht zur Ruhe. Jeder schien sich persönlich bedanken zu wollen. Umsichtige Bewahrerinnen sorgten für umgehenden Nachschub, wenn das Angebot an Speisen und Getränken zur Neige ging. Die Rhan und die Höhlenmenschen besprachen bereits gutgelaunt ihr zukünftiges, gemeinsames Vorgehen gegen die Wölfe. Die Höhlenkinder rannten ständig rein und raus und genossen ihre neue Bewegungsfreiheit sichtlich. Es war allerdings abzusehen, dass sie am nächsten Tag wohl alle unter Magenbeschwerden leiden würden, da das Angebot an Leckereien einfach zu unwiderstehlich war. Sogar Gerrit war beeindruckt davon, welche Mengen die dürren Gestalten verschlingen konnten.
    Aeneas und Duncan beglückten alle Anwesenden in der Dunkelheit dann noch mit einem Feuerwerk, das sie in den Himmel zauberten. Feuer- und Eisdrachen zogen friedlich ihre Bahnen zwischen buntschillernden Blumen und Fantasiegebilden, und am Ende fiel ein Regen aus wunderschönen Silbersternen auf die begeisterten Kinder nieder.
    Erst in den frühen Morgenstunden kehrte Ruhe ein, als die letzten Gäste sich verabschiedeten.
    Die Oberin betrachtete mit tiefer Genugtuung die um den Tisch versammelte Gemeinschaft. Adrian plante bereits begeistert und unter dem Gelächter der anderen die gemeinsame
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