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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
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nach, aber in den Gesellschaftsräumen dürften sich einige Jugendliche aufhalten. Die haben noch Weihnachtsferien. ... Oder möchten Sie zunächst auf Ihr Zimmer?«
    Frau Kossolowy fixierte ihn durchbohrend und keineswegs freundlich. »Ich würde gern einen Rundgang machen.«
    Gemeinsam gingen sie durch die prächtige und edel ausgestattete Eingangshalle. Die Assistentin ließ ihre Blicke über Fenster mit Butzenscheiben, den riesigen Kamin, in dem ein munteres Feuer prasselte, Antiquitäten und Ölgemälde schweifen.
    »Nobel, nobel! Aber das war ja zu erwarten. Wer mag sich schon verschlechtern, nicht wahr?«, fragte sie bissig.
    »Ich habe das Haus so übernommen und kann zum Beispiel mit den Bildern überhaupt nichts anfangen. Ein, zwei sollen sogar wertvoll sein. Für meine Privatgemächer ziehe ich jedenfalls zeitgenössische Kunst den Ölschinken vor.« Er grinste bei diesen Worten in sich hinein. Seine
Privatgemächer
bestanden aus seinem Büro, einem Bad und einem spartanisch eingerichteten Schlafzimmer, und die Zeichnungen der Kindergartenkinder konnte man nur sehr eingeschränkt als zeitgenössische Kunst bezeichnen.
    Die Dame neben ihm kniff allerdings wütend die Lippen zusammen.

    Gemeinsam betraten sie einen Gemeinschaftsraum mit Billardtisch Dartscheibe und diversen Sitzgruppen.
    Aeneas fuhr erschrocken zusammen, als alle Jugendlichen aufsprangen, den Blick zur Tür richteten und brüllten: »Seid gegrüßt, Ringlord!«
    Er konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, erwiderte aber den offiziellen Gruß mit: »Seid gegrüßt, Rhan! Ich möchte euch meine neue Assistentin ... offizielle Assistentin, Frau Erma Kossolowy, vorstellen.«
    Ein Chor rief: »Wir grüßen Sie, Assistentin Kossolowy!«
    Die erwiderte den Gruß und nickte in die Runde. Ein einzelnes »Wow!« störte den würdevollen Moment, und Aeneas blinzelte Adrian zu.
    Die Begrüßung in den anderen Räumen verlief ähnlich. Der Ringlord hatte Mühe, ernst zu bleiben, als Lennart auf die Frage der Assistentin, wie es ihm hier gefiele und wie er über sein Leben als Rhan denke, antwortete: »Sehr gut, da wir unter dem Schutz und der Anleitung eines Ringlords stehen. Es ist uns eine ehrenvolle Verpflichtung, unser Leben den Heiligen Regeln der Rhan zu weihen. Unser Bestreben ist es, unserem Heimatplaneten, unserem Rhanlord und unserem Ringlord mit aller Kraft zu dienen.«
    Lennarts Blick war bei dieser hübschen Ansprache so starr geradeaus gerichtet, dass Aeneas erkannte, dass der ebenso wie er Mühe hatte, ein Lachen zu unterdrücken. Wie auch in den anderen Räumen ließ er Frau Kossolowy beim Abschied vorgehen und verneigte sich in ihrem Rücken dankend vor den Jugendlichen. Die streckten ihrerseits grinsend ihre Daumen in die Höhe.
    »Der erste Eindruck, den ich gewonnen habe, ist sehr gut«, bemerkte die Assistentin nach dem letzten Raum.
    »Was bringt mich bloß auf den Gedanken, dass Sie das stört?«, fragte er.
    Sie warf ihm einen giftigen Blick zu. »Sie scheinen diese Untersuchung nicht besonders ernst zu nehmen. Das sollten Sie aber. Glauben Sie nicht, dass mich Ihr Name oder Ihre noble Lebensart in irgendeiner Weise beeindruckt. Mich interessiert nicht die Fassade, sondern das, was sich dahinter verbirgt.«
    Blöde Kuh, dachte er, sagte allerdings: »Eine lobenswerte Einstellung.«
    Seine Zustimmung wurde mit starrer Miene aufgenommen. Ungehalten fuhr sie fort: »Für sinnloses Geplänkel bin ich nicht aufgelegt. Ich habe mich daheim mit den hiesigen Methoden der Datenspeicherung vertraut gemacht und benötige nur noch die Codes für die Personalakten auf dem PC.«
    »Dann sehen Sie mal zu, wie Sie da rankommen. Von mir bekommen Sie die nämlich nicht.«
    Sie hatten wieder die Halle erreicht. Frau Kossolowy blieb vor dem Kamin stehen und drehte sich zu ihrem Begleiter um. Ihre Augen funkelten, ihre Wangen waren leicht gerötet. »Ich habe mich wohl verhört. Was erlauben Sie sich?«, keuchte sie. »Sie haben mir jede Unterstützung zu gewähren.«
    »Das wüsste ich aber«, gab er trocken zurück.
    »Wie bitte? Soll ich das etwa dem Rat melden?«
    Er zuckte die Achseln. »Von mir aus. Sie sollten sich nur zuvor Ihre Befugnisse genauer ansehen. Die erstrecken sich nämlich nicht auf die Überprüfung sämtlicher Bewohner.«
    »In erster Linie soll ich tatsächlich Sie überprüfen.« Ihrem Tonfall war deutlich anzuhören, dass sie vor Wut kochte.
    Aeneas genoss es und lächelte. »Dann tun Sie das! Oh, da kommt ja schon Frau
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