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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind
Autoren: Liane Sons
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wenn ihm wieder nichts gelungen war.
    Holly vermutete, dass seine mangelnde Konzentrationsfähigkeit darin begründet lag, dass er viel zu viel Neuigkeiten zu verarbeiten hatte, mit denen sein Gehirn zu beschäftigt war. Dass nicht nur seine Freunde, sondern auch Aeneas diese Annahme teilten, beruhigte ihn ein wenig.
    Durch seine Gedanken geisterte zurzeit auch mehr der Urlaub auf Santorino, den Aeneas ihnen nach den Abenteuern von Turek spendiert hatte. Schon in wenigen Tagen würde er einen Planeten besuchen, der nur der Erholung und dem Vergnügen diente. Kristallklare, grüne Meere, schwarzsandige Strände und rote Gebirge boten die Kulisse für den größten Vergnügungspark im All. Das Jugendhotel, in dem Aeneas sie angemeldet hatte, verfügte über ein Riesenangebot an Freizeitgestaltung. Sogar Flüge auf Riesenvögeln und Erkundung des Meeres in Panoramaunterwasserfahrzeugen gehörten dazu. Er hatte sich schon so viele Dinge aufgeschrieben, die er unbedingt versuchen wollte, dass er nicht sicher war, alles in einer Woche zu schaffen. Surfen stand nur Hollys wegen auch auf dem Programm. Als schlechter Schwimmer graute ihm davor, als Kamerad, der gern mehr für sie sein wollte, konnte er es nicht einfach streichen.
    Adrian machte sich permanent darüber lustig, dass sie es über Händchenhalten und kleine Küsschen noch nicht herausgebracht hatten. Ihm selbst war das nur recht. Schließlich kannten sie sich erst ein paar Wochen. In Holly meinte er, eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Sie war anders als seine bisherigen Freundinnen. Sie träumte nicht davon, Model zu werden, sie schminkte sich nicht und wollte auch nicht dauernd shoppen. Sie reparierte lieber irgendwelche Sachen oder half irgendwo aus. Ob Babysitter, Aushilfe im kleinen Supermarkt, oder Schneefegen bei alten Leuten ... Holly sagte nie nein. Alle jungen Männer in Waldsee und Umgebung schienen Anna zu kennen, Holly kannte schlicht jeder. Alte Frauen winkten ihr zu, Männer öffneten die Motorhaube ihres Autos in der Hoffnung, sie könnte erkennen, woher das seltsame Klappern beim Gasgeben kam, kleine Kinder rannten ihr entgegen.
    Durch sie kannte er nun ebenfalls halb Waldsee und kaufte auch schon für Oma Gertrud ein, die gerade eine künstliche Hüfte bekommen hatte und noch nicht wieder richtig laufen konnte. Wenn viel Schnee gefallen war, machte er sich auf, um den Weg zum Haus der Petersens zu räumen. Das Ehepaar war über achtzig und bedankte sich mit den leckersten Keksen, die er jemals gegessen hatte. Angebotenes Geld hatte er abgelehnt, weil er von Holly wusste, dass die beiden nur über eine sehr kleine Rente verfügten. Hatte er die Hilfestellungen anfangs nur geleistet, um Holly zu gefallen, machten sie ihm immer mehr Spaß. Dankbare Gesichter, ein warmer Händedruck und bunt gestrickte Kuschelsocken von Oma Gertrud entschädigten schnell für die geopferte Zeit.

    Eines Abends spielte er im kleinen Kaminzimmer gerade Doppelkopf mit Holly, Adrian und Anna, als Lennart auf sie zusteuerte.
    »Habt ihr schon das Neueste gehört? Aeneas bekommt eine Assistentin.« Er ließ den folgenden Namen auf der Zunge zergehen. »Eine Erma Kossolowy.«
    Adrian schüttelte sich sofort. »Oh, Mann, der Name lässt mich spontan an strenge Kostüme, derbe Wanderschuhe und borstige Haare an den Beinen denken.«
    »Wollte Aeneas denn eine Assistentin?«, fragte Anna stirnrunzelnd.
    »Bestimmt keine Erma Kossolowy«, erwiderte Adrian und rollte mit den Augen. »Das klingt nach finsterem, östlichem Geheimdienst aus einem alten Bond-Film.«
    Lennart setzte sich auf einen freien Stuhl, begann wie üblich sofort, damit herumzukippeln, und nickte ihm zu: »Wenn ich meinem Vater Glauben schenken darf, dann ist es tatsächlich etwas Ähnliches. Aeneas soll mal wieder überprüft werden.«
    »Warum das denn?«, fragte Holly und schmiss ihre Karten auf den Tisch.
    Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. »Aus denselben Gründen wie immer: Offiziell wird unsere Sektion nicht gut genug geführt. Vergnügungssucht verdrängt die Rhan-Prinzipien. Woran liegt das? Die Erde hat einen Ringlord nicht verdient, oder der Ringlord kommt seinen Aufgaben nicht nach. Du kannst es dir aussuchen.«
    »Sittenverfall! Unsere Moral ist auf dem Tiefpunkt. Ich hab es immer geahnt«, rief Adrian und klopfte bei jedem Wort energisch auf den Tisch.
    Gerrit, der gerade herangeschlendert kam, strich ihm tröstend über den Kopf: »Ich weiß zwar nicht, was dich reitet, aber ich mag
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