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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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abstammen. Ob dieses Geheimnis wohl Einfluß auf die Katharer hatte, die diese Festung einmal gehalten haben? Wie seltsam. Wie ungemein seltsam.«
    »Wen hat er denn geheiratet?« fragte ich, denn für eine Frau ist das immer das Wichtigste.
    »Maria Magdalena.«
    »Ach so. Die soll sich ja auch in die Provence abgesetzt haben. Bin ich froh, daß sie nicht als alte Jungfer gestorben ist.«
    »Susanna, Ihr habt ein loses Mundwerk. Das ist ein furchtbares Geheimnis, ein gefährliches Geheimnis.«
    »Robert, das ist ein absolut lächerliches Geheimnis. Entweder wurde unser Herr Jesus gekreuzigt und ist auferstanden, was seine Göttlichkeit beweist und es ihm unmöglich machte, die Merowinger zu zeugen, oder er war nur einer von vielen irdischen Königen, der eine wertlose Nachkommenschaft hervorbrachte, und dann kann er nicht Gottes Sohn sein. Und wenn sie nicht von Gottes Sohn abstammen, dann kann sich diese großartige Weissagung von ihrer ewigen Herrschaft auch nicht erfüllen. Sie haben einfach keinen Durchblick. Beides zugleich kann man nicht haben.«
    »Susanna, Ihr habt recht. Wie kommt es, daß Ihr das so gut durchschaut?«
    »Ihr meint, da ich sonst so dumm bin? Habt Ihr vergessen, daß ich etwas von falschen Reliquien verstehe? Das hier ist schlicht eine von vielen.«
    Robert schüttelte bedächtig den Kopf. »Was für Toren. Was für ein Wahnwitz. Und gleichwohl verschwören sie sich Jahrhundert um Jahrhundert.«
    »Wahrscheinlich macht es sie glücklich«, sagte ich und dachte an Master Ailwin und seine Gesellschaft der Wahren Frommen.
    »Die römischen Kaiser haben auch behauptet, sie stammten von den Göttern ab…«
    »…um damit die Leichtgläubigen zu beeindrucken. Das leuchtet noch ein. Aber nichts von dem ist es wert, mein Atelier zu zerstören.«
    »Euer Atelier!« sagte Robert und gab sich einen Ruck, als erwachte er aus einem Traum. »Susanna, Ihr müßt Euch verstecken. In meiner Wohnung suchen Bourbons Männer als erstes nach Euch.«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Ich wende mich an die Herzogin Marguerite von Alençon. Die wird mich verstecken.«
    »Das geht nicht. Sie ist eine treue Freundin und Unterstützerin von Bourbon. Sie und Ihre Mutter fördern seine Sache tagtäglich.«
    »Ihr denkt wie ein Mann, Robert. Ich erzähle ihr, daß er versucht hat, mich zu verführen, und daß ich seine Anträge abgewiesen habe und er jetzt auf Rache sinnt. Sie weiß ja, wie diese Höflinge sind. Sie hat sogar schon tugendhafte Frauen niederen Standes vor ihrem eigenen Bruder beschützt.«
    »Die Herzogin Marguerite… wer hätte das gedacht?« sinnierte er. Dann nahm er die Sache in die Hand. »Ihr müßt noch heute abend mit Eurer Nan zu ihr, noch ehe jemand die Leiche findet. Schiebt die Schuld auf Crouch. Sein Verschwinden dürfte verdächtig wirken. Ja, die Herzogin Marguerite. Sie ist unsere einzige Hoffnung.«

    »Aber, aber«, sagte die Herzogin von Alençon, »wer wird denn so sehr weinen. Ihr müßt Euch nur ein Weilchen verstecken, bis ihm eine andere ins Auge sticht.« Sie saß an einem Tisch in ihrem Studierzimmer und schrieb einen Brief. Doch dann fiel ihr Blick auf meinen Vogelkäfig und das schäbige Bündel meiner Habseligkeiten, und sie schüttelte den Kopf, staunte über die Schlechtigkeit der Männer. »Überbringt diesen Brief meiner lieben Freundin, der Äbtissin von Sainte-Honorine. Darin steht, daß Eure Ehre in Gefahr ist und daß Ihr eine ehrbare Frau seid und geschickt mit dem Pinsel umgehen könnt. Ihr seid dort willkommen, solange es Euch gefällt, und gewiß finden sich Aufgaben, mit denen Ihr Euch Euren Unterhalt verdienen könnt. Wenn ich mich recht entsinne, so muß ein Altarbild ausgebessert werden, und im Allerheiligsten würden sich ein paar von Euren Engeln sehr gut machen.«
    Ich wischte mir die Augen.
    »Wie komme ich dorthin?« fragte ich.
    »Ich lasse zwei Pferde aus dem Stall meines Mannes holen und gebe Euch meine eigenen Lakaien als Begleitschutz mit. Man denke! Aus Rache für eine Abfuhr Euer Atelier zu zerstören! Die Tugend einer Frau, ach, sie ist dieser Tage schwer zu bewahren. Von allen Seiten wird man unter Druck gesetzt…«
    Ich sah sie jetzt mit anderen Augen. Wurde nicht gemunkelt, daß sie es damals abgelehnt hatte, einen gewissen hirnlosen Trottel zu heiraten, und erst nach langwierigen Verhandlungen nachgab? Erfahren würde ich das nie, aber ich wußte, sie hatte ein offenes Ohr für mich.
    »Ich… ich möchte noch heute abend aufbrechen.«
    »O
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